Bielefelder Verlagsgebäude nach verheerendem Großbrand nicht mehr zu retten

Bielefeld. Nach mehr als sieben Stunden massiver Löscharbeiten hat die Feuerwehr Bielefeld den Großbrand des Verlagshauses an der Sudbrackstraße in Bielefeld-Schildesche unter Kontrolle bekommen. In der Spitze waren bis zu 180 Feuerwehrleute im Einsatz. Ab etwa 13 Uhr konnten die ersten Einsatzkräfte müde und erschöpft abrücken. Zurück bleibt eine Brandwache, um bei Aufflackern von eventuellen Glutnestern sofort wieder eingreifen zu können. Das Gebäude ist voraussichtlich völlig zerstört, der Schaden geht wohl in die Millionen. Die Warnung an die Bevölkerung, Fenster und Türen wegen der Rauchentwicklung und des starken Brandgeruchs geschlossen zu halten, galt bis 17 Uhr, dann kam die Entwarnung. Die Stadtbahnlinie 1 fuhr ab 11 Uhr die Haltestelle Johannesstift wieder an, nachdem sich der größte Rauch verzogen hatte. Feuerwehrchef Gordon Majewski, der den Einsatz persönlich leitete, erklärte am Sonntagmittag, dass das Gebäude, in dem das Bielefelder Westfalen-Blatt seinen Sitz hat, nicht zu retten gewesen sei. Zu sehr hätten sich die Flammen bis zum Eintreffen der Feuerwehr bereits ausgebreitet. In dem alten Gebäude habe es auch keine Brandschutzmauern gegeben, die das hätten verhindern oder eindämmen können. Durch die enorme Hitze sei auch kein Innenangriff durch Löschtrupps möglich gewesen. &bdquo;Glücklicherweise ist niemand zu Schaden gekommen“, betont Majewski. Der Feuerwehrchef ist auch froh darüber, dass ein Übergreifen des Feuers auf angrenzende Gebäude verhindert werden konnte und dankte seinen Einsatzkräften. Rückblick: Um 4.19 Uhr am frühen Sonntagmorgen löste die Berufsfeuerwehr über die Warn-App Nina eine Meldung aus, um die Bevölkerung vor starker Rauchentwicklung im Bielefelder Stadtbezirk Schildesche zu warnen. Auch Cell Broadcast und Katwarn lösten deswegen aus. Der Grund: An der Sudbrackstraße steht das Verlagsgebäude des Westfalen-Blattes in Flammen. Als Handlungsempfehlung gilt weiter, dass die Menschen in Schildesche und Richtung Norden die Fenster geschlossen halten und Belüftungen ausstellen sollten. Wie die Stadtwerke zudem mitteilen, kann die Linie 1 aktuell die Haltestelle Johannisstift nicht mehr bedienen. Weit über Bielefeld war eine riesige Rauchwolke zu sehen. Es brannte das Obergeschoss des Verlagsgebäudes. Auf einer Breite von mehr als 20 Metern schlugen Flammen aus den geborstenen Fenstern. Aus dem Dach stiegen dicke schwarze Rauchwolken Richtung Norden. Der Pförtner eines benachbarten Gebäudes hatte den Brand entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Die Brandbekämpfer rückten sofort mit zahlreichen Rettungskräften aus. Um 9.20 Uhr wurde eine weitere Nina-Warn-App-Meldung wegen starker Geruchsbelästigung im Bielefelder Nordosten ausgelöst. Auf dem Parkplatz von Trinkgut wurde in einem angelieferten Container eine mobile Leitstelle eingerichtet. Von dort wurde eine Drohne gestartet, die das brennende Gebäude überflog. Auf einem Bildschirm konnten die Einsatzkräfte der Leitstelle so sehen, wie sich das Feuer ausgebreitet hat. So sah man auf dem Bildschirm, dass aus dem Dach des Gebäudes viele Flammen schlugen. Keine Menschen bei Brand in Schildesche in Gefahr Ein achtköpfiger Rettungstrupp machte sich unter Atemschutz auf den Weg, um die Quelle des Brandes zu lokalisieren. Über eine Drehleiter wurde der Brand von außen bekämpft. Die Sudbrackstraße wurde weiträumig abgesperrt. Einsatzleiter war Feuerwehrchef Gordon Majewski persönlich: &bdquo;Nach derzeitigen Erkenntnissen werden keine Personen vermisst. Menschen wurden nicht verletzt“, erklärte er gegenüber nw.de. Bereits zu Beginn der Löscharbeiten bestand die Gefahr, dass sich das Feuer vom hinteren Trakt des Gebäudes bis nach vorne durchfrisst. Dies wurde zwei Stunden nach dem Ausbruch zur Gewissheit. Die Feuerwehr hatte keine Möglichkeiten, den Brand zu bremsen, weil der gesamte Gebäudekomplex keine Brandschutzmauern hat und sich das Feuer damit ungehindert ausbreiten konnte – trotz der immensen Löscharbeiten der Feuerwehr. Aktuell sind rund 130 Einsatzkräfte aller Freiwilligen Feuerwehren in Bielefeld sowie der Berufsfeuerwehr vor Ort. Fünf Drehleitern sind aufgestellt und die Einsatzkräfte versuchen von oben, den Brand zu löschen. Dies gelingt aber kaum. Das Interieur wie auch das Dachgebälk brennt wie Zunder. Dachkonstruktion bricht vor Feuerwehrleuten zusammen Für die Einsatzkräfte, die das Gebäude betreten haben, um den Brandherd zu finden, bestand zudem große Gefahr. Vor einem Trupp brach plötzlich die Dachkonstruktion zusammen und die Kräfte mussten das Gebäude fluchtartig verlassen. Es ist damit zu rechnen, dass das gesamte Gebäude den Flammen zum Opfer fällt. In dem Gebäude arbeitet unter anderem die Redaktion des Westfalen-Blattes. Konsternierte Redakteure stehen vor dem brennenden Gebäude und haben Tränen in den Augen. Update um 9:45 Uhr: Das Dach ist jetzt in Gänze eingestürzt. Die Feuerwehr legt nun einen Schaumteppich über die brennenden Überreste, um die starke Rauchentwicklung einzudämmen. Probleme gibt es langsam auch mit dem Löschwasser. Es sind einige Hydranten auf der Sudbrackstraße angeschlossen und Tankfahrzeuge stehen am Brandort bereit. Allerdings werden mit 800 Litern Wasser pro Minute auch große Massen durch ein großes Rohr gepumpt. Die Feuerwehr richtete an diversen Stellen in Schildesche Messungen ein, um die Gefährlichkeit des Rauchteppichs zu untersuchen. Besonders das Krankenhaus Johannesstift an der Schildescher Straße war unter besonderer Kontrolle. Dort musste inzwischen die Klimaanlage abgestellt werden. Einige Feuerwehrleute sind vor Ort und beraten. Noch steht nicht fest, ob giftige Bestandteile im Rauch vorhanden sind. Ein Versorgungszug der Feuerwehr Jöllenbeck sowie ein Unternehmen für mobile Toiletten wurden geordert. Die Feuerwehr stellt sich auf einen längeren Einsatz ein. Immer wieder werden Einsatzkräfte, die über längere Zeiten mit Löscharbeiten beschäftigt waren, ausgetauscht und finden dort Erholung. Denn: Die 130 Einsatzkräfte werden mindestens bis Mittag, wenn nicht den ganzen Tag über vor Ort gebraucht. Auch die Brandexperten der Kriminalpolizei sind inzwischen vor Ort eingetroffen. Allerdings können sie das Gebäude noch nicht betreten, um nach einer möglichen Brandursache zu forschen. Für die Feuerwehr ist der Einsatz der bisher größte Brand dieses Jahr in Bielefeld. Das Verlagsgebäude an der Sudbrackstraße gehört seit Längerem einem Immobilienentwickler. Das Westfalen-Blatt, das mittlerweile zu 100 Prozent zur Aschendorff Medien GmbH gehört, ist dort nur noch Mieter. Im Gebäude befinden sich die Chefredaktion, die verbliebene Mantelredaktion des WBs, die kaufmännische Verwaltung und die Anzeigenabteilung. Den Rest des Areals teilen sich unter anderem der &bdquo;Picnic“-Lieferdienst und der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt. In dem Gebäude an der Sudbrackstraße befand sich vorher eine Textilfabrik. Diese ist nach dem Zweiten Weltkrieg von Carl-Wilhelm Busse (1914- 2001) erworben worden. Katastrophennachricht erreicht Chefredakteur im Urlaub Chefredakteur Ulrich Windolph hat im Urlaub in Tirol von der Katastrophe erfahren: &bdquo;Die Lage vor Ort ist unübersichtlich, ich kann nur aus zweiter Hand berichten. Offenbar aber steht das Gebäude laut Feuerwehr massiv unter Wasser, da es einen starken Wasser- und Löschschaumeinsatz gegeben hat und gibt. Es ist bitter, normalerweise berichten wir über so etwas, jetzt hat es uns selbst erwischt. Ich hoffe sehr, dass es dabei bleibt, dass niemand zu Schaden gekommen ist.“ Ob das Westfalen-Blatt erscheinen könne, müsse sich zeigen. &bdquo;Es gibt bei uns Münster, es gibt Homeoffice und ausgelagerte Stellen, aber ich kann da zurzeit noch nichts Konkretes sagen.“ Man müsse Gespräche und Einschätzungen abwarten. Windolph weiter: &bdquo;Offenbar ist das Feuer im hinteren Teil zu den Parkplätzen hin ausgebrochen, da sitzt unser Lesermarkt, und dann über das Dach nach vorne gewandert, wie ich es als Laie ausdrücken würde. Mir fehlen aber noch valide Informationen. Es nimmt uns alle natürlich sehr mit, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben an der Sudbrackstraße ihr ganzes Arbeitsleben verbracht.“ Verlagsgebäude steht zum Verkauf Der Gebäudekomplex an der Sudbrackstraße 14 steht nach Informationen von nw.de aktuell zum Verkauf. Eine Bielefelder Immobilienfirma bietet das Objekt mit insgesamt 7.160 Quadratmetern vermietbarer Fläche für acht Millionen Euro an. Größter Mieter ist das Westfalen-Blatt, das rund 2.600 Quadratmeter Bürofläche nutzt. Dieser Mietvertrag läuft laut Annonce bis Ende 2028. Der Logistiker &bdquo;Picnic“ nutzt demnach 1.200 Quadratmeter, Mietende: November 2026. Daneben gibt es weitere Kleinmieter, 2.600 Quadratmeter Büro-, Lager- und Logistikfläche sollen leerstehen.

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