Demente Frau irrt 51 Stunden lang durch die Bielefelder City – Ehemann kritisiert jetzt Mobiel

Bielefeld. Horst Günter Schmidt (71) ist sehr glücklich. Seine an Alzheimer erkrankte Ehefrau war am Montagnachmittag des 27. Mai auf dem Bahnsteig der Haltestelle &bdquo;Rathaus“ am Bahnsteig zurückgeblieben und dann verschwunden. Mehr als 50 Stunden suchten Angehörige, die Polizei und auch viele Bielefelder nach der Vermissten, bis ein Paar die geschwächte Frau endlich entdeckte und einen Rettungswagen rief. &bdquo;Ich bin sehr stolz auf meine Frau“, sagt Schmidt. &bdquo;Sie ist zwar krankheitsbedingt orientierungslos, aber sie hat noch ihren Überlebenswillen. Deshalb hat sie sich offenbar vor der Kälte in der Nacht Schutz gesucht. Auch vor dem Regen hat sie sich geschützt.“ Zwei Nächte hatte die 68-Jährige in der Bielefelder Innenstadt verbracht, bis sie endlich entdeckt und nach Hause gebracht werden konnte. Ehemann will den beiden Bielefelder Rettern danken Bis heute weiß ihr Ehemann nicht, wo und wie seine Frau die 51 Stunden in der Bielefelder Innenstadt verbracht hat. &bdquo;Es wird immer ein Rätsel bleiben. Zum Glück war meine Frau an diesem sonnigen Tag eigentlich ein wenig zu warm angezogen.“ Das dürfte ihr in der Nacht geholfen haben. Dass seine Frau nicht früher gefunden wurde, erklärt sich der Bielefelder, der in Georgsmarienhütte lebt, mit dem eher unauffälligen Verhalten seiner Frau. &bdquo;Sie ist wahrscheinlich niemandem aufgefallen, obwohl die Polizei inzwischen sogar Suchplakate verteilt hatte.“ Entdeckt hatte die Vermisste am Ende ein Paar, das die 68-Jährige am Mittwochabend in ihrem Hausflur an der Zimmerstraße vorfand. &bdquo;Ihr fehlte inzwischen Kleidung, weswegen dem Paar deutlich wurde, dass diese Frau Hilfe benötigt.“ Die beiden holten Ersatzkleidung für sie und riefen den Rettungswagen. Horst Günter Schmidt hat bereits die Nummer der beiden Retter und will sich bei ihnen noch herzlich bedanken, wenn sich der ganze Trubel um den Vorfall ein wenig gelegt hat. Kritik an Bielefelder Bahnbetreiber: &bdquo;Die Türen schließen für Senioren zu schnell“ Seiner Frau ging es erstaunlich gut, als sie gefunden wurde. &bdquo;Sie war geschwächt und vor allem übermüdet. Aber ansonsten hat sie alles sehr gut überstanden.“ Kritik hat der 71-Jährige aber für Mobiel und seine Stadtbahnfahrer übrig: Er hatte an jenem Montag – nach dem Besuch der Bürgerberatung – zunächst Schwierigkeiten, mit der im Rollstuhl sitzenden Schwiegermutter in die Bahn zu kommen: &bdquo;Da war ein kleiner Vorsprung, ich musste also neu ansetzen und Schwung holen, um hineinzukommen.“ Als er drin gewesen sei, habe er sich zu seiner Frau umgedreht: &bdquo;Die war direkt hinter mir. Aber die Türen schlossen sich schon. Die Geschwindigkeit der Abläufe beim Einsteigen ist einfach zu hoch“, kritisiert er. Ehemann berichtet von 51 emotional sehr belastenden Stunden &bdquo;Das ist für Senioren ein Problem.“ Wenn das üblich ist, dass die Bahnen so schnell die Türen schließen, passiere es sicherlich öfter, dass Angehörige am Bahnsteig auf diese Weise getrennt werden. Die meisten werden warten und dann treffen sich später alle wieder. &bdquo;Aber meine Frau ist dann hilflos.“ Er habe einige Minuten mit seiner Schwiegermutter gebraucht, bis er wieder zur Haltestelle Rathaus zurückgekehrt war. &bdquo;Da war meine Frau aber schon weitergegangen und verschwunden.“ Lesen Sie auch: MoBiel baut an: In Bielefeld entsteht ein Hightech-Betriebshof Wasserstoff-Busse Mobiel-Sprecherin Yvonne Liebold betont, dass das Türschließsystem von der Aufsichtsbehörde abgenommen wurde: &bdquo;Es schließt, wenn die Lichtschranke keine Person oder keinen Gegenstand in der Tür wahrnimmt. Sollte jemand in die Tür treten, wenn sich die Tür gerade schließt, öffnet sie sich sofort wieder.“ Deshalb empfiehlt der Stadtbahnbetreiber insbesondere bei unsicheren Fahrgästen oder auch Kindern, diese zuerst einsteigen zu lassen und direkt zu folgen. &bdquo;So befindet sich die ganze Zeit jemand in der Lichtschranke und die Türen schließen nicht.“ Mobiel rät aus Sicherheitsgründen, hinter unsicheren Fahrgästen einzusteigen Als seine Frau nicht mehr aufzufinden war, sei der 71-Jährige sofort zur Stadtwache gegangen und habe alle relevanten Informationen mitgeteilt. Die Polizei habe anschließend alles Nötige in die Wege geleitet. Trotzdem zunächst ohne Erfolg. &bdquo;Die folgenden 51 Stunden waren für mich emotional sehr belastend“, sagt Horst Günter Schmidt. Nachdem er seine Schwiegermutter zurück zum Seniorenheim nach Baumheide gebracht hatte, sei er selbst noch einmal auf die Suche gegangen. Aber vergeblich. Die Polizei habe ihm dann versichert, dass die Suche laufe und er am besten nach Hause fahren solle. Als dann aber sogar die zweite Nacht anbrach, sei er kaum mehr zur Ruhe gekommen – bis dann endlich gegen 18.30 Uhr am Mittwoch der erlösende Anruf kam: &bdquo;Wir haben Ihre Frau gefunden und ihr geht es gut.“

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