Bielefeld. „Ich habe echt Angst“, sagt Piergiovanni Manni und grinst. Und wovor? „Vor der Mama“, sagt er, denn sie reise am Freitag extra aus Hannover an und helfe bei den Vorbereitungen. Damit auf dem Einkaufszettel auch bloß nichts verloren geht, schreibt er gleich zwei Listen. „Vor den Gästen“, sagt er. Also nicht vor den Menschen, die liebe er, die seine Trattoria besuchen, sich einfach an einen der Tische mit den karierten Deckchen setzen und sich aufs Tagesgericht freuen, oder eine Pizza nach Wahl kreieren – aber vor der schieren Anzahl.
„Beim ersten Mal sind wir fast überrannt worden und jetzt haben wir auch schon wieder so viele Reservierungen“, sagt der 49-jährige Gastronom, der in Sardinen auf die Welt kam, laufen lernte in Apulien und das Kochen sowie das Musizieren in Hannover. „Keine Noten“, sagt er, „nur Gehör“ und am liebsten Max Raabe. Wie sein Idol trägt auch er den Undercut streng frisiert und singt den Gästen am Samstagabend zusammen mit seinem Stiefvater von der Bühne ein Ständchen.
Denn am Samstag feiert der Harms-Markt die italienische Nacht, die „Notte italiana“ – das sei seine Idee gewesen, die Motto-Nacht samt Challenge für die anderen Bistros. Den Auftakt, mit der Latino-Nacht, jeder Menge Salsa auf den Tellern und der Tanzfläche, hatten Sunilda und José Rodriguez arrangiert und zum zweiten Geburtstag des Foodcourts am vergangenen Samstag wiederholt. Diesen Samstag dreht sich alles um selbst gemachte Pasta und Pizza und die Italo-Kulinarik-Ideen der befreundeten Gastronomen.
Küchenfee Nonna Livshun und die „Notte Italiana“
„Wir sind hier wie eine Familie“, sagt Manni, der noch zu den jüngeren Kandidaten an den Kochtöpfen im Harms gehört. Seit dem vergangenen September steht er am Herd in seinem kleinen Lokal und baut ständig aus. Erst weitere Tische, dann der Pizzaofen und jetzt auch noch Party-Planungen für die ganze Saison. Als nächster Imbiss präsentiere das Kohinoor-Junior einen Motto-Abend rund um Bollywood & Co, anschließend seien die Macher vom Luxus-Sushi an der Reihe und immer so weiter.
Die Herausforderung für die anderen Gastronomen bestehe darin, an ihren Ständen ebenfalls ein landestypisches Gericht beizusteuern, erklärt Manni das Konzept. So wollen die Nachbarn vom „Sonnenkind“ zur „Notte Italiana“ etwa Mortadella Sandwiches anbieten. Und die anderen? Überraschung. So wie die Live-Musik auf der Bühne, bei der kein Klassiker des Italo-Pops fehlen werde. Das garantiere die langjährige Bühnen-Erfahrung des Stiefvaters.
Und die Motto-Nächte seien noch längst nicht alles, plaudert der heimliche Maestro des Harms-Marktes weiter: Am 30. April gebe es draußen ein Frühlingsfest, später ein Sommerfest, dem folge das Herbstfest und auch eine Variante für den Winter habe er überlegt, bloß wollen die anderen nur ungern über Stunden draußen in der Kälte stehen. Bene. Man könne eben nicht alles haben, zumal er den größten Schatz an seiner Seite wisse - in der Küche:
Dort zaubert und wirbelt Nonna Livshun. 12 Jahre habe die gebürtige Ukrainerin in Venedig gearbeitet, sie spreche viel besser italienisch als er und sei das Herz des Ladens. Wie sehr das für die italienische Küche schlage, davon könne sich jeder am Samstag selbst überzeugen, ob bei Pasta oder Antipasti. Er werde das große Rad drehen an der Schneidemaschine für den Parmaschinken, der natürlich nicht fehlen dürfe. Die „Notte Italiana“ im Harms-Markt beginnt am Samstag um 18 Uhr.