Deshalb stockt der Ausbau der Ostwestfalenstraße in Bielefeld

Bielefeld. Es ist eines der umstrittensten Straßenprojekte in Bielefeld: der Weiterbau der L712n, der Verlängerung der Ostwestfalenstraße. Nachdem die Bezirksregierung Detmold 2014 grünes Licht gegeben hatte, beschäftigten sich die Gerichte mit dem Projekt. Doch im Herbst 2023 hat die vom Landesbetrieb Straßen NRW beauftragte Firma mit ersten vorbereitenden Arbeiten für das 2,6 Kilometer lange Verlängerungsstück zwischen Altenhagen und der Herforder Straße in Brake begonnen. Die Befürworter der Straße konnten aufatmen. Doch es gibt bereits erste Verzögerungen. Zwar sind bereits Gehölze entfernt worden, um das Baufeld freizumachen. Doch laut Florian Wild, Pressesprecher bei Straßen NRW, konnten einige Arbeiten wetterbedingt nicht so ausgeführt werden wie geplant. Zwar habe man im Bereich Milser Mühle damit begonnen, Oberboden für Retentionsflächen, also Flächen, die bei Hochwasser überschwemmt werden, abzutragen. Die Arbeiten hätten aber abgebrochen werden müssen, erklärt Wild. Der Untergrund dort sei nicht sehr wasserdurchlässig, weshalb sich das Wasser extrem staue. Zum Hintergrund: Um Raum für Hochwasser rund um den Johannisbach zu schaffen, sollen bereits jetzt die Retentionsflächen für die später folgenden Straßendämme erweitert werden. Am Legatenweg wird ein Wall gebaut Dafür muss auf der Ackerfläche (rund 19.000 Quadratmeter) zwischen der Herforder Straße und der Mehlstraße Boden abgetragen werden. Als zusätzlichen Schutz für die Grundstücke am Legatenweg wird ein ein Meter hoher Wall am Rand der Retentionsfläche gebaut. Lesen Sie auch: Rechtsstreit beendet: Verlängerung der Ostwestfalenstraße in Bielefeld kann gebaut werden Um die Baustelle für die Brücke über die Aa beidseitig erreichen zu können, werden zwei Baustraßen hergestellt: Eine Zuwegung von der Herforder Straße (B61) aus und die Verlängerung der Baustraße für die beiden Brücken am Milser Bach und der Milser Straße. Mit dem Bau der Baustraßen ist bereits begonnen worden, aber auch die Arbeiten konnten noch nicht abgeschlossen werden, sagt Wild. Im Bereich der Brücke an der Milser Straße geht es hingegen voran. Hier wurden bereits 57 Bohrpfähle mit einer Tiefe bis maximal 18 Metern erstellt. Anwohner in Altenhagen und Milse sollen entlastet werden Im Bereich Elverdissen sind laut Wild schon Ersatzbepflanzungen vorgenommen worden für die Flächen, die gerodet werden mussten. Auch Fledermauskästen wurden aufgestellt und Ersatzlaichflächen angelegt. Mit dem Lückenschluss der Ostwestfalenstraße sollen vor allem die Anwohner in Altenhagen und Milse entlastet werden, weil der Verkehr aus Lippe und Herford zukünftig nicht mehr über die Altenhagener und Milser Straße in Richtung Bielefelder Innenstadt führen soll, sondern über die Verlängerung der Ostwestfalenstraße direkt auf die Herforder Straße (B61). Die L712n beschäftigt die Stadtgesellschaft allerdings seit Jahren. Mehr als drei Jahrzehnte liegen die ersten Überlegungen zum Weiterbau der Straße zurück. Im Jahr 2014 kam die Planfeststellung, dann folgte eine Klagewelle. 2017 wies das Verwaltungsgericht Minden drei Klagen zurück, weil die Trasse nicht zu beanstanden sei. Es hätte fast eine Koalitionskrise gegeben Dann ging es weiter zum Oberverwaltungsgericht nach Münster. Das bestätigte 2020 die Rechtskräftigkeit des Urteils, das die Genehmigung stützt. Damit war das Ende der juristischen Auseinandersetzungen aber immer noch nicht erreicht. Zuletzt war die Klage eines Unternehmens, das sich an der Ausschreibung für den Straßenbau beteiligt hatte, gescheitert. Befürworter konnten aufatmen. Bis im Herbst 2023 das Dilemma mit der L712n weiterging: Genaugenommen ging es um zwei Grundstücke in städtischem Besitz, die für den Lückenschluss benötigt werden. Die Stadt hat sie letztendlich an Straßen NRW verkauft, andernfalls wäre sie enteignet worden. Doch daraus wäre fast eine Koalitionskrise im Rathaus geworden. Vor der entscheidenden Ratssitzung hatte es Proteste gegeben; die Stadt solle dem Verkauf nicht zustimmen, forderte das Netzwerk Verkehrswende OWL, in dem sich mehr als 40 Umweltorganisationen, Verbände und Einrichtungen zusammengeschlossen haben. Doch ein Stopp konnte nicht erreicht werden. Derweil sind die Kosten für die Verlängerung deutlich gestiegen. 34 Millionen Euro soll die Straßenverlängerung jetzt kosten. Zunächst war von rund 17 Millionen ausgegangen worden. Unklar ist derzeit noch, wie genau die Anbindung der L712n an die Herforder Straße aussehen wird. Denn die Stadt hat noch nicht entschieden, was aus dem ursprünglich geplanten vierspurigen Ausbau zwischen Milse und Brake wird. Denn vorgesehen ist auch eine Fahrradverbindung zwischen Bielefeld und Herford. Ein überdimensioniertes Straßenkreuz scheint vom Tisch.

Meistgelesen