Frei laufender Hund in Bielefeld beißt Reh halbtot - Halterin flüchtet

Bielefeld. Die Sätze auf dem Schild sind eindeutig: &bdquo;Bleiben Sie bitte auf den gekennzeichneten Wegen. Nehmen Sie Ihren Hund an die Leine zum Schutz der Wildtiere.“ Das Beckendorfer Mühlenbachtal im Bielefelder Norden ist ein Naturschutzgebiet. &bdquo;Hier herrscht Leinenpflicht“, betont Landwirt Jobst Buschmann. Der Vierbeiner einer unbekannten Frau war nicht angeleint. Er griff vergangene Woche ein Reh auf einer Wiese an. Dort wächst Gras, das zum Füttern von Pferden verwendet wird. Horst Baumgart war Augenzeuge der Attacke. Der Rentner befand sich einige Meter weiter an seinem Haus. Von dort aus hat er einen guten Blick auf Tal und Wiese. &bdquo;Ich war draußen beschäftigt und hörte plötzlich ein lautes Geschrei. Ich dachte, da hätten sich zwei Hunde in der Wolle. Eine Frau rief immer wieder einen Namen. Es klang wie Jenny.“ Dann habe er einen schwarz-weißen Hund gesehen, der in der Wiese mit etwas beschäftigt gewesen sei. Gesehen habe er das Reh da noch nicht. Schließlich habe das Tier von seiner Beute abgelassen und sei zu seiner Halterin gerannt, die auf einem kleinen Hügel gestanden und schleunigst das Weite gesucht habe. Als Horst Baumgart schließlich nach einigen Minuten zum Ort des Geschehens gelangte, entdeckte er das schwer verletzte Reh. Er geht davon aus, dass auch die Hundehalterin das Tier gesehen hat. Schwere Verletzungen an Bein, Hals und Rücken Eine Spaziergängerin, die ebenfalls im Beckendorfer Mühlenbachtal unterwegs war, habe ihm versichert, dass ihr die Frau mit dem schwarz-weißen Hund entgegengekommen sei. &bdquo;Sie hat vermutet, dass es ein Border Collie war“, so der Rentner. Der 76-Jährige verständigte schließlich den zuständigen Jagdpächter Klaus Buschmann, der gemeinsam mit dem ehemaligen Bezirksamtsleiter Gerhard Holtmann für eine Fläche von 500 Hektar in Oberjöllenbeck zuständig ist. Er sagt: &bdquo;Kitze haben keine Chance, wenn sie angegriffen werden. Das Tier, das vergangene Woche von dem Hund attackiert worden sei, sei jedoch ausgewachsen gewesen. Es habe schwere Verletzungen an den Beinen, am Rücken und am Hals aufgewiesen. &bdquo;Wir mussten es erlösen“, bedauert der Landwirt. Weil eine Anzeige gegen Unbekannt meistens kaum Wirkung zeige, hätten die Jagdpächter davon abgesehen. Der Verursacherin werfen sie vor, dass sie verantwortungslos gehandelt habe, weil sie sich nicht um das schwer verletzte Tier gekümmert habe. Futterwiese wird zur Spielwiese Horst Baumgart und Tochter Kirstin Grether erzählen, dass die Anzahl der Hundehalter in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Nicht selten werde die Futterwiese zur Spielwiese für Hunde. Überall liegen Stöckchen herum, die für Bello und Rex gerne in das saftige Grün geworfen werden. Auch so mancher Ball landet im Gras, sagt Grether, die auf mehr Verständnis der Hundebesitzer hofft. Häufig würden sich diese aber im Recht fühlen und betonen, dass ihr Hund Auslauf brauche. &bdquo;Viele Halter sind aber auch einsichtig“, sagt Klaus Buschmann, der auf gegenseitiges Verständnis aller Nutzer setzt, die sich in dem Gebiet aufhalten. &bdquo;Hunde müssen klare Regeln befolgen, damit Wildtiere weiterhin Rückzugsorte haben.“ Sohn Jobst berichtet, dass in dem Jagdgebiet, für das sie zuständig sind, mindestens 20 Ricken leben. Rund 30 Kitze würden in Mai und Juni erwartet. &bdquo;Wir erhalten keine Rückmeldung von den Jagdpächtern. Deshalb lässt sich auch kaum seriös schätzen, wie häufig es Vorfälle wie diese in Bielefeld gibt“, sagt Jürgen Kley auf Nachfrage der NW. Der Leiter der Unteren Jagdbehörde, die im Ordnungsamt angesiedelt ist, berichtet, dass Rehe nicht selten auf Straßen gehetzt werden oder sich das Genick in Zäunen brechen. Es stelle sich dabei die Frage, inwiefern Halter überhaupt fähig seien, Hunde zu halten. Lebenslange Maulkorbpflicht Im vorliegenden Fall sei es so, dass das Tier als &bdquo;gefährlicher Hund“ eingestuft werden würde, wenn die Identität der Halterin ermittelt werden könnte. &bdquo;Er müsste lebenslang einen Maulkorb tragen und an der Leine geführt werden“, betont Kley. Hier sei sowohl gegen das Landeshundegesetz, als auch gegen das Jagdgesetz verstoßen worden. Es drohe ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Außerdem handele es sich um eine Straftat nach Paragraf 292 (Jagdwilderei). Der Leiter der Unteren Jagdbehörde rät zwar dazu, die Polizei zu informieren, wenn man ein verletztes Tier in der Natur entdeckt, er räumt jedoch ein, dass eine Anzeige in vielen Fällen nicht zum Ziel führt. &bdquo;Wenn es keine Hinweise auf die Person und ihren Wohnort gibt, der Hund unbekannt ist und kein Fahrzeug in der Nähe ist, kann es schwierig werden.“ Die Polizei wisse jedoch, welcher Jagdpächter zuständig sei. Immerhin gebe es in Bielefeld 60 Jagdbezirke. Schilder, die auf die Leinenpflicht hinweisen, würden nur wenig bewirken.

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