Ausbau der B66

Sperrungen und Umleitungen: Straßenbau zwischen Lippe und Bielefeld wird zur Geduldsprobe

Weite Teile der neuen B66 zwischen Asemissen und Ubbedissen sind fertig gestellt, jetzt geht es an die neuralgischen Punkte. Auf einer 3D-Visualisierung kann der Bauverlauf nachvollzogen werden.

Das östliche Ende der Baustelle wird in den kommenden Monaten der Hauptschauplatz der Arbeiten. So wird die Tunnelstraße (rechts) zur Sackgasse. Foto: Eike J. Horstmann | © Eike J. Horstmann

Eike J. Horstmann
22.03.2024 | 22.03.2024, 13:47

Bielefeld/Leopoldshöhe. Die Perspektive klingt vor allem für Pendler, die täglich von Lippe nach Bielefeld hinein und später wieder Richtung Lage/Detmold hinaus fahren, verlockend. Statt immer und immer wieder in Asemissen an Ampeln im Stau zu stehen, soll der Verkehr zukünftig durch Brücken und Rampen ohne Stopps fließen. Bis es aber soweit ist, wird es noch einige Zeit dauern. Und diese wird in den kommenden Monaten vor allem für die Bewohner von Leopoldshöhe und Oerlinghausen zu einer veritablen Geduldsprobe. Denn die in den Planungen auf rund 37 Millionen Euro taxierten Bauarbeiten rund um die B66 gehen ab April in die heiße Phase.

Tobias Fischer (l.) und Christoph Guthy (r.) von Straßen NRW mit Henning Quathamer (Bunte Bau). Foto: Andreas Zobe - © Andreas Zobe
Tobias Fischer (l.) und Christoph Guthy (r.) von Straßen NRW mit Henning Quathamer (Bunte Bau). Foto: Andreas Zobe | © Andreas Zobe

„Wir haben bislang hauptsächlich auf der grünen Wiese gebaut, damit wir möglichst wenig in den Verkehr eingreifen müssen“, sagt Tobias Fischer, Leiter der Bauabteilung beim federführenden Landesbetrieb Straßen NRW. Vor allem der reibungslose Verkehrsfluss auf der Detmolder Straße habe bei den Planungen stets höchste Priorität. Immerhin wird sie täglich von 20.000 Autos befahren, über die querenden zwei Straßen rollen zusätzlich bis zu 13.000 Fahrzeuge. „Jeder, der in der Rushhour dort vorbei fährt merkt, wofür die Maßnahme gedacht ist“, sagt Fischer.

Der erste Spatenstich zur Verlegung von Versorgungsleitungen erfolgte im August 2017, der eigentliche Straßen- und Brückenbau startete im Oktober 2020. Durch Querelen und Probleme zwischen Straßen NRW und dem ausführenden Bauunternehmen Johann Bunte aus Papenburg (Landkreis Emsland/Niedersachsen) kam es zwischenzeitlich zu Verzögerungen, weshalb die Arbeiten deutlich hinter dem ursprünglich gesteckten Zeitplan liegen. Angedacht war eine Fertigstellung im Sommer 2024, vor gut einem Jahr war Ende 2025 als Termin genannt worden. Jetzt rechnet Fischer damit, dass der letzte Bauabschnitt, das Brückenbauwerk zwischen der Gewerbestraße und der Detmolder Straße in Richtung Ubbedissen, im Frühjahr 2025 begonnen wird. „Das wird dann wohl auch noch ein Jahr dauern, so dass dann Anfang 2026 alles komplett fertig ist.“

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Die Brücke über die neue B66 zwischen Gewerbestraße (r.) und der Detmolder Straße nach Ubbedissen (l.) ist der letzte Baustein, der Anfang 2026 fertig werden wird. - © Eike J. Horstmann
Die Brücke über die neue B66 zwischen Gewerbestraße (r.) und der Detmolder Straße nach Ubbedissen (l.) ist der letzte Baustein, der Anfang 2026 fertig werden wird. | © Eike J. Horstmann

Auf dem Weg dorthin sind noch einige Bauabschnitte zu erledigen. Die „grüne Wiese“ wurde im Bauabschnitt 2 und im aktuellen Abschnitt 2a beackert. Inzwischen sind weite Teile der neuen Fahrbahn fertiggestellt. Wenn nächste Woche der Bauabschnitt 3.2 beginnt, geht es jedoch nicht mehr ohne Sperrungen und Umleitungen. Ab dem 4. April wird dann die Tunnelstraße bis voraussichtlich Mitte oder Ende Mai zur Sackgasse, da die provisorische Umfahrung zurückgebaut und der eigentliche Anschluss zur Tunnelstraße hergestellt wird. Freie Fahrt von Oerlinghausen nach Asemissen wird es danach auch weiterhin nicht geben – obwohl der Verkehr dann erstmals auf der neuen B66 fließen wird. Denn dafür fehlt noch der zweite Kreisverkehr im nördlichen Bereich, weshalb die Hauptstraße bis mindestens August gesperrt wird. „Es werden für beide Bauphasen weiträumige Umleitungen ausgeschildert, auch für den Radverkehr“, sagt Oberbauleiter Christoph Guthy.

Wo genau diese Umleitungen lang führen und was genau nun eigentlich bei der unterhalb der Detmolder Straße liegenden und damit für den Durchgangsverkehr kaum sichtbaren Baustelle geschieht, können sich Anlieger und Autofahrer online auf einer eigens für das Großprojekt angelegten Website von Straßen NRW ansehen. Mit einer 3D-Ansicht können sich dort sämtliche Bauschritte angeschaut werden, während der Betrachter am Computer frei über die knapp zwei Kilometer lange Strecke fliegen und zoomen kann. „So eine Visualisierung macht hier Sinn, weil das Projekt um einiges komplexer als etwa der Bau einer Autobahn ist“, sagt Tobias Fischer.

Aktuell fährt der Radverkehr direkt an der Detmolder Straße – und bekommt sowohl Lärm als auch Abgase ab. Foto: Straßen NRW - © Straßen NRW
Aktuell fährt der Radverkehr direkt an der Detmolder Straße – und bekommt sowohl Lärm als auch Abgase ab. Foto: Straßen NRW | © Straßen NRW

Hinzu kommen auch weiterführende Informationen etwa zu den geplanten Renaturierungsmaßnahmen und dem neuen Radweg, der auf der alten Trasse der B66 entstehen soll. „Wir befreien die Radfahrer praktisch vom umliegenden Verkehr“, sagt Fischer. Statt wie jetzt direkt neben dem rollenden Verkehr der Detmolder Straße radeln zu müssen, geht es nach Abschluss der Arbeiten durchs Grüne. „Das ist ein klarer Gewinn, wenn man dann keinen Staub und keine Abgase mehr einatmen muss.“

Die Bäume entlang der Allee bleiben erhalten, die Fahrbahn wird zurückgebaut. Was bleibt, ist ein schicker neuer Radweg. - © Straßen NRW
Die Bäume entlang der Allee bleiben erhalten, die Fahrbahn wird zurückgebaut. Was bleibt, ist ein schicker neuer Radweg. | © Straßen NRW

Mit der Fertigstellung des Bauabschnitts 3.3 ist die Geduldsprobe im östlichen Bereich der Baustelle vorbei, die letzten Abschnitte befinden sich dann im Bereich der „Holländerrampen“ zur Gewerbestraße und zur in Richtung Ubbedissen führenden Detmolder Straße. Das Finale ist dann schließlich die Brücke zwischen den beiden Straßen.

Ob dieser letzte Bauabschnitt auch von der Firma Johann Bunte ausgeführt wird, steht noch nicht fest. Die Ausschreibungen stehen unmittelbar bevor, laut Bauleiter Henning Quathamer hat das Unternehmen durchaus Interesse. Ebenfalls noch nicht fest steht, ob der vor fünf Jahren gesteckte Kostenrahmen eingehalten wird. „Aktuell befinden wir uns noch darin“, sagt Tobias Fischer. Er verweist allerdings darauf, dass es in den vergangenen Jahren durch die Corona-Pandemie und durch den Krieg in der Ukraine gerade in der Baubranche deutliche Preissteigerungen gegeben habe. „Wir haben noch keine Schlussrechnung, aber das wird höchstwahrscheinlich nicht für 36,9 Millionen Euro durchs Ziel gehen.“

´ Die Website von Straßen NRW zum Ausbau der Detmolder Straße finden Sie hier: ?bit.ly/ausbau-b66