Gesundheitsrisiko

NW+-Icon
Bielefeld präsentiert Notfallplan bei Überhitzung der Innenstadt

Daten zeigen, dass es immer wärmer wird. Das erhöht die Zahl der Sterbefälle. Mit einem Hitzeaktionsplan will die Stadt ihre Bürger für die Sommermonate wappnen.

Die Tage mit extremer Hitze werden auch in Bielefeld immer zahlreicher. Ein Hitzeaktionsplan soll den Menschen deshalb Hilfestellung bieten. | © Dpa

Michael Schläger
25.03.2024 | 25.03.2024, 16:39

Bielefeld. Noch ist es frühlingshaft mild, manchmal noch richtig kalt und frisch. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt. Und darauf ist die Stadt Bielefeld jetzt mit einem Hitzeaktionsplan vorbereitet. Ruft künftig der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Hitzewarnung der Stufe 1 aus, weil für mindestens zwei Tage in Folge eine gefühlte Temperatur von mehr als 32 Grad Celsius zu erwarten ist, wird im Rathaus eine „Kommunikationskaskade“ ausgelöst.

Dann werden die „Hitzebeauftragten“ in verschiedenen Ämtern der Stadt tätig. Das Presseamt wendet sich an die Medien mit einschlägigen Hinweisen, wie mit der Hitze umgegangen werden soll. Das Büro für Sozialplanung informiert Pflegeheime- und Pflegedienste, Tagespflegeeinrichtungen oder Begegnungszentren für Senioren. Das Jugendamt kümmert sich um die Kitas, das Sozialamt um Einrichtungen für Obdachlose.

Zielgerichtete Informationen für die Bevölkerung

Kühlende Oasen kann die Stadt dann nicht anbieten, aber zielgerichtete Information. Es geht um die wichtigsten und schnell umsetzbaren Maßnahmen. Für Schatten sorgen, richtiges Trink- und Essverhalten, Hinweise zum Tagesablauf, Bewegung und Kleidungsstil oder der adäquaten Medikamenteneinnahme. Alles soll zielgruppengerecht aufbereitet werden. Informationsblätter sollen im öffentlichen Nahverkehr, in Apotheken, Praxen oder bei Gesundheitstreffs verteilt werden. Abrufbar sein werden die Infos auch über die Bielefeld-App. Geplant ist dort auch eine Erinnerungsfunktion: Wann es Zeit ist, wieder etwas zu trinken.

So haben sich die heißen Perioden in Bielefeld seit 1951 entwickelt. - © Stadt Bielefeld/Jürgen Schultheiß
So haben sich die heißen Perioden in Bielefeld seit 1951 entwickelt. | © Stadt Bielefeld/Jürgen Schultheiß

Am Klimawandel gibt es wenig zu deuteln: Daten des DWD zeigen, wie es auch in Bielefeld in den vergangenen Jahren immer wärmer geworden ist. In der Stadt wurden im Jahr 2018 die meisten Sommertage (73,8 Tage) seit Beginn der detaillierten Wetteraufzeichnungen im Jahr 1951 verzeichnet. In jenem Jahr wurden auch die meisten heißen Tage gezählt, nämlich 19,3. Im Jahr 2022 wurde die bisher zweithöchste Anzahl heißer Tage ausgewiesen (18,6 Tage). Daten der Tropennächte, bei denen es zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr morgens mindestens 20 Grad warm ist, stehen noch nicht zur Verfügung, kommen in Bielefeld aber auch noch nicht so häufig vor.

Lesen Sie auch: Nachgemessen: Das ist der heißeste Platz in der Sonne in Bielefeld

Hitzeperioden führen zum Anstieg der Sterberate in Bielefeld

Gleichwohl kann die Hitze die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Neben der allgemeinen Verschlechterung vieler Krankheitsbilder durch hohe Temperaturen droht Dehydration. Auch das Blut kann dicker werden. Das Thromboserisiko steigt, letztlich wird das gesamte Herz-Kreislauf-Systems belastet. Und wenn sich bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit die bodennahe Ozonbildung intensiviert, treten gesundheitliche Folgen wie Reizhusten und Kopfschmerzen häufiger auf.

Hitzeperioden führen in Deutschland regelmäßig zu einem Anstieg der Sterberate. Das Robert-Koch-Institut (RKI) schätzt die Zahl der Sterbefälle für 2023 im Zeitraum zwischen Anfang April und Ende September auf 3.200. Verglichen mit 2018 relativ wenig, als mehr als 8.000 Sterbefälle geschätzt wurden (2015 und 2019: mehr als 6.000).

Zum Thema: Chef von Bielefelder Notaufnahme fordert Hitzeschutzplan für OWL

In wenigen Fällen steht allerdings laut RKI Hitzschlag als Todesursache auf dem Totenschein. In der Regel sei die Kombination von großer Hitze und Vorerkrankungen die Todesursache. Daher werde mit Hilfe statistischer Methoden das Ausmaß hitzebedingter Sterbefälle ermittelt. Dabei werden die Mortalitätsraten des Statistischen Bundesamtes und die Temperaturmessungen des Deutschen Wetterdienstes kombiniert. Der größte Anteil hitzebedingter Sterbefälle entfällt demnach auf die Altersgruppe ab 75 Jahren.

Vorbild für den Bielefelder Hitzeaktionsplan ist Mannheim, wo ein ähnlicher Plan bereits entwickelt wurde. Im Umweltausschuss des Rates gab es dafür jetzt ein einstimmiges Votum.