Ärger über Bielefelder Schrottwagen - wenn Autos jahrelang im Parkhaus stehen

Bielefeld/Hilden. Wer achtet schon auf die Autos anderer in den großen Innenstadt-Parkhäusern? Die wichtigste Aufgabe von Parkhausnutzerin ist doch wohl eher die Suche nach dem eigenen Fahrzeug. Anders machte es eine junge Frau in Hilden – einer 55.000-Einwohner-Stadt zwischen Düsseldorf, Wuppertal und Solingen. Sie bemerkt im Parkhaus des Einkaufszentrums Itter-Karree zum wiederholten Male einen auffälligen Mercedes aus Bielefeld. Der Wagen ist deshalb auffällig, weil er völlig verstaubt in dem Kurzparkbereich des Contipark-Anbieters steht. &bdquo;Der Mercedes ist mir das erste Mal Mitte 2022 aufgefallen, vielleicht war es sogar schon Anfang 2022.“ Im März 2024 stand das Fahrzeug immer noch an Ort und Stelle. Die Hildenerin geht Möglichkeiten durch, was dem Eigentümer dieses Wagens zugestoßen sein könnte, und entscheidet, zu helfen. Sie fragt in der Facebook-Gruppe &bdquo;Bielefelder/Innen 2.0“, ob jemand den Besitzer dieses Fahrzeugs kennt. Gleichzeitig meldet sie den Wagen der Polizei. Kontaktaufnahme mit der Halterin ist gescheitert Tatsächlich reagieren viele Facebook-Nutzer auf den Aufruf, geben Tipps, sich an die Polizei oder an das Ordnungsamt zu wenden. Doch keiner kann bei der Suche nach dem Besitzer des Wagens weiterhelfen. Das Fahrzeug ist sogar abgemeldet, wie der Blick aufs Kennzeichen deutlich macht. Ist der Wagen sich selbst überlassen worden? Steht der Wagen nicht im öffentlichen Raum, sind die Betreiber der Parkhäuser und Parkplätze selbst für die mögliche Entsorgung zuständig. Stephan Opitz, Mitglied der Contipark-Geschäftsleitung und Bereichsleiter &bdquo;Operations“ kann ebenfalls keine Aufklärung zu dem ungewöhnlichen Langzeitparker liefern: &bdquo;Wir haben versucht, den Halter anzuschreiben und ausfindig zu machen. Das war bislang leider nicht von Erfolg gekrönt.“ Leider komme es immer wieder vor, dass Kundinnen und Kunden ihre Fahrzeuge länger in den Parkhäusern abstellen, sagt er. Dabei sind laut den Contipark-Bedingungen nur maximal 30 Tage erlaubt – natürlich Dauerparkverträge ausgenommen. &bdquo;Die Ursachen sind nicht selten Krankheit, Tod oder auch ein Gefängnisaufenthalt des Halters“, berichtet Opitz. Überraschende Erkenntnisse der Polizei zum Bielefelder Mercedes Für die Polizei ist das Fahrzeug bereits aktenkundig. Wie ein Sprecher bestätigt, sei der Wagen bekannt, allerdings nicht der Aufenthaltsort der Halterin. Diese werde aufgrund von diversen Verkehrsdelikten polizeilich gesucht. Es sei daher davon auszugehen, dass sich die Halterin auf diese Weise ihres Fahrzeugs entledigt habe. Zum Thema: Gedächtnisverlust: Senior aus Bielefeld sucht erneut sein Auto Was kann ein Parkhausbetreiber in so einem Fall tun? &bdquo;Wenn ein Fahrzeug offensichtlich nicht abgeholt wird, leiten wir einen sogenannten ’Stehenbleiber-Prozess’ ein“, sagt Opitz. &bdquo;Wir dokumentieren dann über einen längeren Zeitraum, dass das Fahrzeug nicht bewegt wurde, und starten eine Halternachfrage beim Kraftfahrtbundesamt. Ferner versuchen wir in regelmäßigen Abständen Kontakt aufzunehmen. In der Regel können wir den Halter ausfindig machen und dann kann es ziemlich teuer werden.“ Denn sollte es keine schlüssige Erklärung für das lange Parken geben, etwa eine lange Krankheit oder den Tod des Fahrers, berechnet das Unternehmen den normalen Tagessatz. Inzwischen dürfte die Parkhaus-Rechnung bei gut 3.100 Euro liegen Im Fall der Mercedes-Fahrerin wären das seit Mitte 2022 rund 625 Tage á 5 Euro Tageshöchstsatz – also gut 3.100 Euro. Bei einem &bdquo;triftigen Grund“ finde Contipark meist eine angemessene Lösung &bdquo;im Sinne unserer Kunden“, wie es heißt. Dass so ein Fahrzeug doch noch abgeholt wird, ist für den Betreiber durchaus erstes Ziel. Denn solche &bdquo;Stehenbleiber“ seien eine höchst unerfreuliche Angelegenheit, betont Sprecher Christoph Blase. &bdquo;Sie sind nicht nur eine Herausforderung, weil wir aufwendig den Halter ermitteln müssen, sondern weil das Abschleppen in Parkhäusern aufgrund der räumlichen Bedingungen häufig keine leichte Aufgabe ist.“ Die meisten Abschleppfahrzeuge passen einfach nicht in die niedrigen Parkdecks, auch das Anheben der Stehenbleiber ist deshalb kaum möglich. Vom Konto des Verstorbenen wurden Autoversicherung und Steuer weiter bezahlt Das Phänomen Autoleiche ist offensichtlich verbreiteter als angenommen. Unter dem Facebook-Post der Hildenerin finden sich verschiedene Geschichten. In einem Fall war der Halter gestorben, da von seinem gedeckten Konto aber weiterhin Autosteuern und Versicherung bezahlt wurden, blieb der Wagen lange Zeit stehen. Ein anderer User erzählt, dass er dringend auf eine Toilette einer Autobahnraststätte musste, in der Eile habe er beim Einparken versehentlich den Außenspiegel eines Bullis getroffen. Nur dadurch wurde schließlich aufgeklärt, wo das gestohlene Fahrzeug geblieben war. Contipark-Sprecher Blase bestätigt: &bdquo;Leider kommt das bundesweit gar nicht so selten vor.“ Zum Thema: Wer findet den Wagen? Bielefelder sucht das Auto seines toten Freundes

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