Starkregen

Hochwasserschutz: Winzige Bäche werden in Bielefeld zur großen Gefahr

Es gab bereits erhebliche Anstrengungen im Schutz gegen die Wassermassen - nun soll noch einmal nachgelegt werden - sowohl oberhalb des Johannistals als auch am Bolbrinker und in Bethel.

2015 fluteten Wassermassen das gerade neu ausgebaute Regenrückhaltebecken am Quellenhofweg. | © Kurt Ehmke

14.03.2024 | 14.03.2024, 15:34

Bielefeld. Es ist ein bunter Reigen kleiner Bäche, der aus dem Teutoburger Wald nach Gadderbaum fließt. Oft sind es unscheinbare, vielen unbekannte Bäche. Doch in der Weser-Lutter vereint bekommen sie eine Wucht, die in der Altstadt gefürchtet wird. Land unter heißt hier: In Gadderbaum ist zu viel auf einmal aus den Bergen gekommen. Deshalb wird hier seit Jahren viel getan - für den Stadtbezirk, aber vor allem auch für die Altstadt. Der Hochwasserschutz könnte weiter ausgebaut werden.

Ob Fußbach oder Kantensiekbach, Kerchbach oder Quellbach - bekannt sind sie nur Eingeweihten. Da ist der Bohnenbach fast schon ein Promi: Seit er von Bethel aus der Verrohrung nach oben geholt wurde im gleichnamigen Parkprojekt, seither kennen ihn mehr Bielefelder. All das Wasser der Mini-Bäche fließt in die Lutter, und die kennt jeder Bielefelder.

Ist das Wasser in der Lutter, ist es zu spät

Ist es dort angekommen, ist es aber schon zu spät. Trotz des Regenrückhaltebeckens an der Ravensberger Straße und der Stauteiche ist sogar immer wieder der Heeper Bereich gefährdet. Es gilt also, bei Starkregen die Wassermassen vorher zu stoppen, zu reduzieren - und daran wird seit Jahren gearbeitet. Alleine in Gadderbaum werden geschätzt weit mehr als zehn Millionen Wasser aufgehalten, wenn es kübelt (in tiefer liegenden Retentionsflächen und in Regenrückhaltebecken). Und das darf gerne noch mehr werden, antwortet die Stadt auf eine Anfrage der Gadderbaumer SPD.

Das vor gut einem Jahrzehnt gebaute Regenrückhaltebecken am Bolbrinker in Gadderbaum (hinten die Sparrenburg) ist mittlerweile ordentlich zugewachsen, ab und zu lichtet die Stadt hier das Grün, das aber auch die Fließgeschwindigkeit abbremst. Es gibt Überlegungen, hier bei Starkregen noch mehr als die bisher möglichen vier bis fünf Millionen Liter Wasser aufzustauen. Die GTB-Tennishalle links soll abergissen werden. - © Kurt Ehmke
Das vor gut einem Jahrzehnt gebaute Regenrückhaltebecken am Bolbrinker in Gadderbaum (hinten die Sparrenburg) ist mittlerweile ordentlich zugewachsen, ab und zu lichtet die Stadt hier das Grün, das aber auch die Fließgeschwindigkeit abbremst. Es gibt Überlegungen, hier bei Starkregen noch mehr als die bisher möglichen vier bis fünf Millionen Liter Wasser aufzustauen. Die GTB-Tennishalle links soll abergissen werden. | © Kurt Ehmke

Laut Umweltamt ist „eine Steigerung der Retentionsflächen in Gadderbaum wünschenswert, da so der Überflutungsschutz für die Innenstadt gesteigert werden kann“. Es gebe Überlegungen, im Bereich des vor gut zehn Jahren gebauten Regenrückhaltebeckens am Bolbrinker (vier bis fünf Millionen Liter Wasser) „weiteren Retentionsraum zu schaffen“. Abgerissen werden soll in Kürze die GTB-Tennishalle - für neuen Raum fürs Wasser.

Und auch beim „bisher weitgehend ungedrosselt abfließenden“ Fußbach werde überlegt, weitere Rückhaltemaßnahmen zu schaffen. Der Fußbach fließt am Tierpark durch den Biberteich (der mit der Pottwalfluke) und weiter unten in den sogenannten Planschteich im Johannistal. Noch aber werde untersucht und geprüft.

Der Fußbach, der entlang der Dornberger Straße vom Tierpark aus hier im Johannistal in den sogenannten Planschteich fließt, bietet laut Stadt noch Möglichkeiten für "Rückhaltemaßnahmen". - © Kurt Ehmke
Der Fußbach, der entlang der Dornberger Straße vom Tierpark aus hier im Johannistal in den sogenannten Planschteich fließt, bietet laut Stadt noch Möglichkeiten für "Rückhaltemaßnahmen". | © Kurt Ehmke

Ebenfalls Thema: Zusätzlicher Stauraum für Wasser könnte auch noch in Bethel geschaffen werden, durch „bauliche Maßnahmen am Patmosteich, am Teich Bohnen, im Rückhaltebecken Kantensiekbach und am Holschebruchteich“.

Viele Flächen in Bethel speichern Wasser

Bethel steht seit Jahren im Fokus des Hochwasserschutzes: Hier war bereits 2015 das Regenrückhaltebecken am Quellenhofweg, Ecke Bauhof- und Maraweg, massiv ausgebaut worden, gut vier Millionen Liter Wasser kann es stauen. Es wurde zum Jahresbeginn 2020 von der Stadt gekauft. Oberhalb dieses Beckens hatte Bethel zuvor einen alten Teich am Quellenhofweg zum Regenrückhaltebecken ausgebaut, gegenüber entstand am Kerchbach eine Blänke, ein flaches Gewässer. Der Kerchbach fließt in den Ententeich am Sportpark Gadderbaum, der ebenfalls Wasser aufnimmt, wenn auch wenig, da er immer gut gefüllt ist.

Weitere Flächen, die Wasser aufnehmen können, liegen entlang des Bohnenbaches. Deutlich wird: Hier, im kleinsten Stadtbezirk wird Großes geleistet; für den Hochwasserschutz der Flächen rund um die Oetker-Betriebsflächen sowie tiefer liegende Wohngebiete - und auch für die Bielefelder Altstadt.