Forelle bis Eisbein: Uraltes Bielefelder Traditionslokal bietet echte Hausmannskost

Bielefeld. Der Duft von frisch Geräuchertem liegt in der Luft. Die Ursache ist schnell gefunden. Soeben hat Jens Kaldewey ein Rost mit sechs Forellen aus dem eigenen Räucherofen gezogen. Der Fisch sieht appetitlich aus. &bdquo;Die müssen aber noch zwei Tage in einen kalten Raum gestellt werden, damit sich das Fleisch verfestigt“, erläutert der Küchenchef. Fertig filetiert landet die Köstlichkeit mit leckeren Bratkartoffeln dann auf dem Teller des Gastes. Auch andere Fischsorten und Geflügel erhalten das typische Aroma aus der hauseigenen Räucherei. Wer das Lokal wegen des Namens aussucht, weil er denkt, dass sich dahinter bodenständige Hausmannskost verbirgt, wird nicht enttäuscht. Auf kleinen Handy-Filmen zeigt Jens Kaldewey wie er selber einen Fleischfonds zubereitet, der die Grundlage für Bratensoße bildet. Ob Gemüsebrühe, Panade oder Salzlake zum Pökeln – im Krug ist fast alles selbst gemacht. Tetra-Paks mit Fertigsoßen findet man in der Küche nicht. &bdquo;Wir schaffen es zwar nicht immer Brötchen für die Panade für die Schnitzel zu reiben, aber ein Teil davon ist immer selbst gerieben“, sagt der Koch. Keine Fertigsoßen Vom Strammen Max über hausgemachte Sülze, Schnitzel, Eisbein und Reibekuchen bis zum Ragout fin im Steintopf reicht die Palette der Gerichte, die an der Jöllenbecker Straße serviert werden. Bekannt ist der &bdquo;Krug“ vor allem auch für seinen Grünkohl. &bdquo;Den bekomme ich auf dem Hof Meyer zu Drewer“, erzählt der 56-Jährige. Die Kartoffeln stammen vom Hof Baumann, der nicht weit vom Restaurant entfernt liegt. Hier geht es zu allen bislang veröffentlichen Teilen der Serie Hausmannskost in Bielefeld &bdquo;Ich versuche immer, lokale Anbieter zu unterstützen“, sagt Kaldewey, der nicht zuletzt durch seine Mitgliedschaft in der Löschabteilung Theesen im Stadtteil gut vernetzt ist. Außerdem gehört er dem Hotel- und Gaststättenverband an. Besonders freut sich der Vater zweier erwachsener Söhne, dass auch Gäste aus dem Hotel Weitblick den Weg in das Restaurant finden. &bdquo;Die freuen sich immer, weil sie so etwas woanders kaum noch kriegen.“ Dabei ist der Inhaber ehrlich. Er sagt: &bdquo;Wir sind zu zweit und machen nur das, was wir schaffen.“ Große Gesellschaften wie grüne Hochzeiten seien nicht mehr möglich. Der Festsaal mit jetzt 60 Plätzen ist 1949 zum Haus gekommen. Für kleinere Gesellschaften und Geburtstage können die Wirtsleute auf eine Aushilfe zurückgreifen. &bdquo;Wir haben seit Jahrzehnten Stammtische, wie zum Beispiel den Verein 850 Jahre Theesen“, erzählt Kaldewey. Seit 1875 in Familienbesitz Wenn die Biergartensaison anfängt, stehen weitere 24 Außenplätze zur Verfügung, Im Gastraum sind es 30 Plätze. Der Chef empfiehlt deshalb, auf jeden Fall zu reservieren. &bdquo;Sonst ärgern sich die Gäste, dass sie vielleicht eine Stunde warten müssen.“ Der kreative Küchenchef erzählt, dass das Haus seit 1875 immer in Familienbesitz war, nur in den 1930er Jahren sei es verpachtet gewesen. Rosemarie Kaldewey (80), die Mutter des heutigen Inhabers, ist die Ur-Enkelin des Gründers Hermann Heinrich Lohmann. Ihr verstorbener Ehemann Reimer führte 1962 erstmals die warme Küche ein. Vorher soll es nur Bockwurst und eingelegte Heringe gegeben haben. Sohn Jens stieg nach seiner Fleischer-Lehre und der Koch-Ausbildung, unter anderem im Gasthof Gröppel, der seit 2016 geschlossen ist, vor 33 Jahren in den elterlichen Betrieb ein. Seit 2004 ist er Inhaber. In der Speisekarte teilt die Familie mit, dass die Preise dieses Jahr erhöht werden mussten. Neben dem höheren Mindestlohn und der Mehrwertsteuer, sei der Gaspreis um 150 Prozent gestiegen. Zu schaffen macht den Theesenern auch der stetig wachsende bürokratische Aufwand, der am Ende des Tages, wenn die Küche wieder blitzeblank ist, noch erledigt werden muss. Den Spaß an seinem Beruf hat Jens Kaldewey jedoch noch lange nicht verloren. Er freut sich täglich über ein &bdquo;gemischtes Publikum“ – vom Architekten oder Chirurgen bis hin zum Bäcker und Bauarbeiter. Und alle schwören gleichermaßen auf Hausmannskost, so wie es sie früher einmal gab – und manchmal noch gibt. INFO Adresse: Krug zum grünen Kranze, Jöllenbecker Straße 403, 33739 Bielefeld Öffnungszeiten: Dienstag sowie Donnerstag bis Sonntag von 17 bis 22 Uhr. Montag und Mittwoch Ruhetag. Kontakt: Tel. 0521 88 57 43

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