Kontaminiertes Wasser: Legionellenproblem in Bielefelder Siedlung setzt Reanovo unter Druck

Bielefeld. Die große Senner Wohnanlage zwischen Kürschnerweg und Max-Planck-Straße galt einst als Vorzeige-Siedlung. Doch schon seit längerem gibt es immer wieder Beschwerden über Missstände. Die öffentlich vorgetragenen Proteste der Bewohner könnten nun Erfolg haben. Denn die Hausverwaltung Reanovo kündigt Verbesserungsmaßnahmen an. Selbst im tristen Februar wird bei einem kurzen Spaziergang schnell deutlich, warum die rund 300 Wohnungen der Siedlung einmal sehr begehrt waren: Viele Bäume, großzügige Grünflächen zwischen den Häusern, Natur in der Nähe und trotzdem eine sehr gute Verkehrsanbindung sind starke Pluspunkte. Auch die vier Wände einer Bewohnerin, die anonym bleiben möchte, machen auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Die Wohnung hat einen tollen Schnitt, einen schönen Balkon und ist dabei verhältnismäßig günstig. Dennoch ist die Frau mit ihren Nerven am Ende. Rund zweimal die Woche fällt die Heizung aus &bdquo;Rund zweimal die Woche fällt morgens die Heizung aus. Dann gibt es auch kein warmes Wasser. Da das Wasser bis mindestens 10 Uhr braucht, um sich wieder aufzuheizen, kann ich vor der Arbeit nur kalt duschen“, erzählt die Frau. Lesen Sie auch: Bewohner in Bielefelder Siedlung haben &bdquo;große Angst vorm Winter“ Das ist jedoch nicht ihre größte Sorge. Unten im Hausflur macht ein Aushang auf eine erhöhte Legionellenkonzentration im Trinkwasser aufmerksam. Offenbar ein Folgeproblem der regelmäßigen Warmwasserausfälle. Jedenfalls weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung darauf hin, dass sich die gesundheitsgefährdenden Bakterien in Wasserleitungen am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius vermehren und meistens oberhalb von 60 Grad abgetötet werden. Anforderungen der Trinkwasserverordnung werden nicht erfüllt Laut dem Aushang aus dem August 2022, handele es sich bei der gemessenen Legionellenkonzentration um eine &bdquo;hohe Legionellenkontamination“. Weiter heißt es: &bdquo;Die Anforderungen der Trinkwasserverordnung werden nicht erfüllt.“ Die gemessenen Werte bleiben laut Aushang allerdings unter den Werten, die eine Nutzungseinschränkung erforderlich machen. Es müsse weder ein Duschverbot noch ein Trinkverbot ausgesprochen werden. Menschen mit Vorerkrankungen sollten aber mit einem Arzt über eventuelle Vorsichtsmaßnahmen sprechen. &bdquo;Anfang des Jahres war erst wieder eine Messung. Der Techniker sagte mir, dass das Problem noch besteht“, berichtet die Bewohnerin. Das städtische Gesundheitsamt, das bei erhöhten Legionellenwerten informiert werden muss, bestätigt auf Anfrage, dass &bdquo;weiterhin in einzelnen Bereichen noch Legionellen nachgewiesen“ werden. Weiter teilt das Gesundheitsamt mit, dass verschiedene ordnungsrechtliche Maßnahmen ergriffen wurden, &bdquo;um der Notwendigkeit der Sanierung Nachdruck zu verleihen“. Reanovo kündigt Sanierungsmaßnahmen an Offenbar hatte der durch die Stadt und die öffentliche Berichterstattung ausgeübte Druck nun Erfolg. Denn die Hausverwaltung Reanovo kündigt konkrete Schritte zur Behebung des Legionellen-Problems an. Ein Sprecher teilt dazu mit: &bdquo;Für die gesamte Liegenschaft wurden am 31. Januar 2024 Verträge mit einem Sanitärbetrieb zur Sanierung unterzeichnet.“ Die Arbeiten würden in der Max-Planck-Straße 44 bis 46 in Kürze beginnen und fortlaufend in der gesamten Liegenschaft umgesetzt. Weiter heißt es: &bdquo;Die Arbeiten werden gemäß der erstellen Gefährdungsbeurteilung vollumfänglich durchgeführt.“ Lesen Sie auch: Hausverwaltung Reanovo verpasst Frist: Bielefelder Mieter hoffen auf Ersparnis Ob im Zuge dieser Arbeiten auch die defekte Heizungsanlage für die betroffenen Häuser dauerhaft repariert oder gleich ganz ausgetauscht wird, werde laut Unternehmenssprecher allerdings noch geprüft. Erst dann könne &bdquo;durch den Eigentümer ein entsprechender Entscheid getroffen werden, den die Hausverwaltung dann umsetzt“. Erreichbarkeit von Reanovo soll deutlich verbessert werden Eigentümer der Anlage ist die Patrizia AG. Der international tätige Immobilienkonzern betreibt 28 Büros auf vier Kontinenten und verwaltet Bürokomplexe, Geschäftsgebäude oder Wohnsiedlungen im Wert von rund 46 Milliarden Euro. In diesem Pool befindet sich auch die Siedlung in der Senne, für die die Reanovo die Hausverwaltung macht und deren Schwesterfirma Optima den Zahlungsverkehr übernimmt. So kompliziert sich dieses Konstrukt anhört, so schwierig scheint auch die Kontaktaufnahme zu den beteiligten Unternehmen zu sein. Jedenfalls berichten Bewohner immer wieder von schleppender Kommunikation. &bdquo;Aktuell entspricht unsere Erreichbarkeit nicht unseren Ansprüchen“, heißt es dazu von Reanovo. Um dies zu ändern, würden zeitnah Telefonzeiten für die Bewohner eingerichtet. Laut Planung sollen sie montags, dienstags, donnerstags und freitags zwischen 9 und 12 Uhr sowie zusätzlich am Donnerstag zwischen 13 und 17 Uhr sein. Zusätzlich eingestellte Mitarbeiter würden sich bereits in der Einarbeitungsphase befinden.

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