Ein Hotel wie kein anderes in Bielefeld: Seit 25 Jahren ein Ort zum Feiern

Bielefeld. Es ist besonders und doch normal – und in Bielefeld einzigartig: das Hotel Lindenhof. Seit 2021 Inklusionshotel, aber schon vor 25 Jahren gegründet als Hotel- und Gastro-Komplex, der auf Menschen mit Handicap setzt. Ihnen Perspektiven gibt, Wege ins Berufsleben bietet. Hier, in Bethel, verdienen 34 Menschen ihr Geld mit allem rund ums Übernachten und Essen, Feiern und Tagen. Alles ganz normal, und doch anders. &bdquo;Wer hier arbeitet, wird nach Dehoga-Tarif bezahlt“, betont Hotelchef Christian Schütte, der auch Chef der Neuen Schmiede ist. Je nach Handicap übernimmt der Landschaftsverband einen Teil des Gehalts, den Rest zahlt Bethel. Sonst aber steht der Lindenhof voll im Wettbewerb, ist bei booking.com buchbar, muss sich messen lassen. &bdquo;Es gab Jahre, da musste Bethel zuschießen“, gibt Schütte zu, &bdquo;aber 2023, da stand die schwarze Null“. So soll es weitergehen.Messen lassen müssen sich auch die Menschen mit Handicap, die hier arbeiten. Neun in einem Praktikum und sieben weitgehend in Vollzeit. 18 weitere Stellen gibt es. Damit ist fast jeder zweite, der hier etwas leistet, ein Mensch mit Handicap. Und dennoch, das betont Schütte, wäre auch ein Standard-Hotel- und Gastrobetrieb vergleichbarer Größe höchstens mit zwei Mitarbeitern weniger unterwegs. Leistung bringen, aber niemanden verbiegen Leistungen müssen erbracht werden, daran lässt Servicechefin Tina Stöwer keinen Zweifel. Sie, die 1998 im Sparrenburg-Restaurant begann, den Job von der Pike auf lernte und heute glücklich im Lindenhof ist (und traurig über das Aus an der Burg), betont: &bdquo;Wir wollen und müssen Standards erfüllen, aber wir wollen hier niemanden verbiegen, keiner soll seine Individualität verstecken müssen.“ Diese Individualität ist es, die den Lindenhof besonders macht. Menschen wie Aron Altheide (21) prägen Hotel und Restaurant. Und es sind Geschichten wie seine, die zeigen, zu was Menschen mit Handicap in der Lage sind, wenn ihr Umfeld passt, von Akzeptanz bis Anspruch. Altheide besuchte die Mamre-Patmos-Schule für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, eine Lehrerin empfahl ihn an den Lindenhof. Auf ein Praktikum folgte eine Ausbildung zum &bdquo;Helfer im Gastgewerbe“, eine sogenannte &bdquo;theoriereduzierte Ausbildung“. Diese sind nicht genormt, sehen überall anders aus. Deshalb sattelte Altheide drauf, lernt jetzt &bdquo;Fachkraft Gastronomie“. Eine anerkannte Fachausbildung. &bdquo;Damit ist Aron dann im ersten Arbeitsmarkt angekommen“, betont Schütte. Auch wenn Altheide nach dem Abschluss 2024 wahnsinnig gerne im Lindenhof bleiben würde, könnte er sich überall in Deutschland bewerben, auf Stellen mit Tariflohn. Aron Altheides Erfolgsgeschichte Eine Erfolgsgeschichte, auf die er stolz ist. Die sich spiegelt in diesem Erlebnis: Eine ehemalige Lehrerin von der Mamre-Patmos-Schule feierte mit einer Gruppe im Lindenhof, wurde von ihrem ehemaligen Schüler bedient und sagte ihm, wie sehr sie sich freue, ihn hier jetzt arbeiten zu sehen – und lobte die Qualität seiner Arbeit. Anerkennung, die gut tat. Weniger gut tun dem 21-Jährigen Gäste wie jener Mann, dem es nicht schnell genug ging, als Altheide mit zu vielen Bestellungen gleichzeitig kurz überfordert war - &bdquo;der war ungeduldig und stressig“. Doch Aron Altheide hat ein Motto: Er will aus solchen Szenen lernen, an ihnen wachsen - und das gelingt ihm. &bdquo;Ich habe mit einer Kollegin drüber gesprochen, dann war es wieder gut – und ich bin mittlerweile sehr stressresistent.“ Stöwer als seine Chefin achtet darauf, solche Qualitäten mit denen anderer Kolleginnen und Kollegen zu mischen, so dass jeder seine Leistung im Team bringen kann. Stärken wiegen Schwächen auf, sich ergänzen ist das Ziel. Die allermeisten Gäste – im Hotel wie im Restaurant – würden den besonderen Service im Lindenhof schätzen, es herrsche eine tolerante Atmosphäre. &bdquo;Unseren Gästen würde ich oft gerne zurufen ,Bleibt so! - aber in einigen anderen Restaurants wäre mein Zuruf eher gewesen ,Vergesst nicht, dass wir auch Menschen sind!“, sagt sie. Aron Altheide lacht da, sagt: &bdquo;Ich hatte mal einen Gast, dem habe ich eine Cola über die Kleidung geschüttet – ich war total erschrocken, aber der Gast hatte Verständnis; und ich fand es beruhigend, zu wissen, dass er nicht böse ist.“ So läuft es also am Quellenhofweg – zu 80 Prozent sind es im Hotel Tagungsgäste, oft von Bielefelder Firmen, die hier gerne zu überregionalen Tagungen einladen, aber auch aus Bethel. Und zu 20 Prozent sind es Gäste, die hier Hochzeiten und Geburtstage feiern; und auch übernachten. Seit booking.com im Boot ist steigt auch der Anteil der Wander- und Wochenend-Gäste, wenn auch auf niedrigem Niveau. Das Hotel liegt eben halt weit draußen. &bdquo;Unsere Idee von Inklusion“ Dass es 2021 Inklusions-Hotel wurde und sich vom Ausbildungshotel des Berufsbildungswerkes Bethel (BBW) weiterentwickelte, war nötig: Gab es ab 1999 meist 20 bis 30 Azubis für alle Gastro- und Hotel-Berufe, ist die große Fluktuation von damals Vergangenheit. Der Bedarf an Ausbildung wurde kleiner. Heute läuft es dafür stabiler und wird auch fürs eigene Haus ausgebildet, betont Schütte. Menschen mit Handicap sind wie selbstverständlich im Haus, überall. Einer ist Abteilungsleiter. &bdquo;Die sind vor Ort und werden nicht versteckt, sondern sind alle sehr präsent“, sagt Schütte – &bdquo;das ist unsere Idee von Inklusion.“

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