Krise in der Pflege: Bielefelder Betreiber von Pflegeheimen ist pleite

Bielefeld. Ernstzunehmende Warnungen über eine sich zuspitzende Krise in der Altenpflege gibt es schon länger. Erst kürzlich haben zwei Spitzenverbände eindringlich auf die steigende Zahl von Heim-Insolvenzen aufmerksam gemacht. Ende 2023 hat sich nun die Levantus-Gruppe, ein Betreiber aus Bielefeld, in diese Liste eingereiht. Das Unternehmen betreibt deutschlandweit neun Pflegeheime sowie sogenannte Seniorenresidenzen an den Standorten Bark, Wittmund, Bremen, Rotenburg, Neuenhagen, Recklinghausen, Velbert, Brühl und Bad Bergzabern. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht Bielefeld am 22. Dezember Bero-Alexander Lau von der global tätigen Kanzlei White & Case bestellt. Laut dieser gibt es in den neun Betreuungseinrichtungen der Levantus-Gruppe insgesamt 584 vollstationäre Pflegeplätze. Deutschlandweit seien derzeit rund 760 Mitarbeiter beschäftigt. Levantus-Gruppe soll dauerhaft erhalten bleiben &bdquo;Gemeinsam mit meinem Team und den Mitarbeitern der Levantus-Gruppe werde ich alles daransetzen, das Unternehmen dauerhaft zu erhalten. Insbesondere das Wohl der Bewohner der Pflegeeinrichtungen hat bei den Sanierungsbemühungen oberste Priorität“, sagt Insolvenzverwalter Lau. Außerdem würde der Geschäftsbetrieb des Unternehmens vollumfänglich fortgeführt. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld gesichert. Zu den Gründen, die zu der finanziellen Schieflage geführt haben, machten weder der Insolvenzverwalter noch die Levantus-Gruppe selbst Angaben. Die Levantus-Gruppe wurde im Jahr 2023 gegründet. Laut dem Branchendienst &bdquo;Care vor 9“ vom auf Sozialimmobilien spezialisierten Bielefelder Projektentwickler First Retail. Laut dem Internetauftritt von Levantus möchte das Unternehmen mit seinen &bdquo;Wohnformen moderne Alternativen zur klassischen Pflegeeinrichtung“ schaffen. Mit dem ganzheitlich gedachten Levantus Park-Konzept solle ein &bdquo;selbstbestimmtes, komfortables und sicheres Leben im Alter“ ermöglicht werden. Levantus hat die Heime von Convivo übernommen Durch die Insolvenz dürften bei Bewohnern und Angehörigen trotz der beruhigenden Aussagen des Insolvenzverwalters zunächst aber Sorge und Verunsicherung vorherrschend sein. Denn für viele ist es nicht die erste derartige Situation, die sie durchleben müssen. Denn die Levantus-Gruppe hat die neun von ihr betriebenen Einrichtungen von der Bremer Pflegeheim-Gruppe Convivo übernommen. Convivo hatte erst im Januar ebenfalls Insolvenz angemeldet. Im Juni hatten die damaligen Insolvenzverwalter von Convivo dann mitgeteilt, dass für 68 der 77 von der Gruppe betriebenen Heime neue Betreiber gefunden worden sind. Angesichts des aktuellen Branchenumfelds bezeichneten die Insolvenzverwalter dieses als Sanierungserfolg. Warnungen vor Krise in der Pflegebranche Schon damals wiesen sie aber darauf hin, dass das nicht über die äußerst schwierige strukturelle Situation der Pflegebranche hinwegtäuschen sollte. In der Erklärung hieß es weiter: &bdquo;Am Beispiel Convivo ist deutlich geworden, dass die Zukunft des gesamten Pflegesystems gesellschaftlich neu durchdacht werden muss.“ Ähnliche Töne schlugen jüngst der GKV-Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung sowie der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) an. Als Grund für den Rückgang bei der Zahl der Plätze in Pflegeheimen nannte der GKV den Personalmangel und das dadurch gestiegene unternehmerische Risiko. Der AGVP verzeichnete bis Mitte Dezember 783 Insolvenzen und Schließungen in der Altenpflege. Angesichts eines aufgrund der demografischen Alterung steigenden Bedarfs an Pflegeplätzen sei 2024 ein entscheidendes Jahr. Die Politik müsse die Weichen dafür stellen, dass Dienste und Heime in der Lage seien, flächendeckend gute Pflege zu garantieren, forderte AGVP-Präsident Thomas Greiner.

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