Bielefelder Polizei-Großaufgebot für 2.000 Dynamo-Dresden-Fans: Pyrotechnik im Gästeblock

Bielefeld/Dresden. Ausgerechnet zum Jahresabschluss stand für Arminia Bielefeld am Mittwochabend das Duell gegen den Aufstiegskandidaten Dynamo Dresden an. Das ist nicht nur sportlich heikel (Das Spiel endete knapp 0:1). Die Problemfans von Dynamo Dresden haben seit Jahren einen gewissen Ruf. Vor fast genau zehn Jahren – am Nikolaustag 2013 – hatten in gelbe Ponchos verkleidete Dynamo-Ultras auf ihrem Weg vom Hauptbahnhof zum Stadion in der Stadt für Angst und Schrecken gesorgt. 21 Polizisten wurden damals verletzt, ein eingesetztes Polizeipferd erlitt eine Stichverletzung, 106 Strafanzeigen verfolgten die Behörden damals. Wie Polizeisprecher Michael Kötter bestätigt, handelte es sich bei dem Aufeinandertreffen auch am Mittwochabend aus polizeilicher Sicht um ein Risikospiel: &bdquo;Dresdner Fans sind bei vorangegangenen Spielen bereits gewalttätig aufgetreten und haben mitunter auch Straftaten verübt.“ Entsprechend sei die Polizei mit verstärkten Polizeiverbänden im Stadtgebiet präsent, so Kötter. Update, 21. Dezember, 8.45 Uhr: Die Polizei gab am Donnerstag eine erste Bilanz des Großeinsatzes bekannt: Insgesamt wurden sechs Strafanzeigen gestellt. Dabei ging es um gezündete Pyrotechnik, Körperverletzung und Diebstahl. Vor Anpfiff hatten darüber hinaus Dresden-Fans zahlreiche Blinker und Rauchtöpfe im Gästeblock entzündet. Dadurch wurde kurzzeitig ein Teil des Spielfelds eingenebelt. Die große Polizeipräsenz im Stadtgebiet hat aber Wirkung gezeigt. Gelegenheit zu größeren Auseinandersetzungen gab es erst gar nicht. Im Stadion gab es sogar einen kurzen Moment der Solidarität unter den Fans beider Seiten. Als die Dynamo-Fans in der zweiten Halbzeit &bdquo;Scheiß DFB“, und &bdquo;Scheiß DFL“ skandierten, stimmte die gesamte Arminia-Südkurve mit ein. Anschließend applaudierten sich beide Seiten artig. Bis auf ein paar Böller und Feuerwerkskörper kam es vor dem Spiel zu keinerlei nennenswerten Zwischenfällen, berichtet Polizeisprecher Michael Kötter. Auch nach dem Spiel blieb rund ums Stadion alles ruhig, hieß es am Mittwochabend. Eine ausführliche Bilanz des Abends folgt laut Polizei am Donnerstagvormittag. 2013 hatten Dynamo-Fans ihre Reise nach Bielefeld zur &bdquo;Mottofahrt“ ausgerufen und waren fast vollständig in gelben Regenponchos aufgetreten - viele von ihnen traten unfassbar aggressiv auf. Die Einheitskleidung sorgte nicht nur für eine besondere Optik, sie machte die Strafverfolgung der Polizei später besonders schwierig. In diesem Jahr ist Bielefeld wieder Ziel der berüchtigten Mottofahrt der Dresdener Ultras: Dieses Mal wollten sie im Bomberjacken-Einheitslook nach Bielefeld kommen, heißt es in den sozialen Medien der Ultras. Ob das ein Indiz für erneut erhöhtes Gewaltpotenzial ist, konnten die Sicherheitsbehörden vorher nicht beantworten. Unter dem Motto &bdquo;Footballarmy Dynamo Dresden“ hatten sich 2017 zahlreiche sächsische Anhänger im Militärlook begleitet von riesigen Rauchschwaden in Karlsruhe daneben benommen. Damals zählte die Polizei 15 verletzte Polizisten und 21 verletzte Ordner. Es gab aber auch schon friedliche Mottofahrten aus Dresden. Der Auftritt der Dresdener Fans 2023 blieb weitgehend friedlich. Die Bomberjacken hatten in der zweiten Halbzeit lediglich den modischen Effekt, dass ganze Block plötzlich in Orange dastand. Die Fans hatten ihre Jacken umgedreht und das orangefarbene Innenfutter nach außen gedreht. Randale-Höhepunkte: 2013 Dynamo Dresden, 2023 Hansa Rostock Die Polizei rüstet für Mittwochabend ordentlich auf, um ein Aufeinandertreffen der beiden Fanlager auszuschließen. Umfassende Straftaten wie zur damaligen Dynamo-Mottofahrt 2013 hat es zwar seither in Bielefeld nicht mehr ihn ähnlicher Form gegeben, doch die Vorfälle in Paderborn am vergangenen Samstag haben gezeigt, dass es manchmal nur einen kleinen Anlass braucht und dann reichen 150 gewaltbereite Hansa-Rostock-Anhänger, um ganze Stadionblöcke auseinanderzunehmen. In diesem Fall hatten Rostocker Fans nach neustesten Erkenntnissen 24 Polizisten und 13 Ordner verletzt, ein Stadion-Besucher (59) wurde von einem Angreifer die Treppe hinabgestoßen und dabei schwer am Kopf verletzt, der Gästebereich wurde weitgehend verwüstet und das Zweitligaspiel in Paderborn stand kurz vorm Abbruch. 1.900 Gästefans reisen zumeist mit dem Auto an Auch die Bundespolizei hatte den Bahnhof in Bielefeld mit verstärkten Kräften gesichert, obwohl bekannt ist, dass die Fans von Dynamo Dresden seltener mit der Bahn anreisen. Die Bundespolizei rechnete lediglich mit einigen Hundert Dynamo-Fans auf der Schiene. Insgesamt sind aber 1.900 Gästetickets verkauft worden. Die Fans der Sachsen reisen traditionell lieber mit 9-Sitzer-Bussen zur Schloßhofstraße an. Die Polizei wird dennoch größere Gruppe anreisender Gästefans vom Hauptbahnhof zum Stadion begleiten. Shuttlebusse gibt es diesmal nicht. Ist das Dresden-Spiel für Fans des DSC gefährlich? In der Regel treffen die Arminia-Fans nicht auf die Dynamo-Ultras, die sich an der Schloßhofstraße sammeln. Konflikte entstehen eher zwischen Polizei und Dynamo-Ultras. Dennoch sollten Arminia-Fans vorsichtig sein, damit sie nicht in größere Gruppen der anderen Fanseite laufen. Neue Aktionen nach den Protesten am Wochenende? Vorteil für die Sicherheitskräfte: Es handelt sich um ein Abendspiel mitten in der Woche. Anpfiff ist erst um 19 Uhr (Einlass ab 17.30 Uhr). Es kommen also weniger Anhänger als sonst. Und die Abreise erfolgt meist sehr schnell - egal wie das Spiel ausgeht. Der Nachteil: Ein Großteil der Anreisenden hat schon eine lange Reise hinter sich. Der Alkoholisierungsgrad vieler Mitfahrer dürfte dann bereits bedenklich sein. Keiner der Polizeisprecher konnte die Frage beantworten, ob weiterhin Fanproteste in den Stadien gegen die Investorenpläne der DFL geplant sind. Die meisten der Protestaktionen in der vergangenen Woche hatten abgesehen von 12 Minuten Stille lediglich kurze Spielunterbrechungen ausgelöst, doch in Paderborn reichten 150 gewaltbereite Chaoten für eine enorme und für die meisten überraschende Gewalteskalation. Zum Thema: 21 Verurteilungen nach Krawallen bei Arminia-Dresden-Spiel WDR-Bericht über Dynamo-Dresden-Ausschreitungen 2013

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