„Muss jetzt allen kündigen“: Showdown im Streit um Bielefelder Kultkneipe „Milestones“

Bielefeld. Nach derzeitigem Stand wird Zilo Demirovic die Bielefelder Kultkneipe Café &bdquo;Milestones“ zum 31. Dezember räumen müssen. Kurz vor Toreschluss keimt nun aber doch wieder etwas Hoffnung auf, da sich der Vermieter, die Künstlergruppe Artists Unlimited, etwas zugänglicher zeigt und auch die Politik sich aufeinander zubewegt. Demirovic hat &bdquo;Hoffnung, dass sich noch etwas tut.“ Zuvor allerdings muss er seine Rolle als Arbeitgeber von elf Mitarbeitern erfüllen: &bdquo;Das wird das Schwierigste in meinem ganzen Leben. Ich muss allen meinen Leuten, mit denen ich teilweise 20 oder 25 Jahre gearbeitet habe, zum 1. Dezember kündigen.“ Entzündet habe sich der Streit zwischen Wirt und Künstlergruppe, der schließlich in der Kündigung seitens der Artists mündete, an Nebenkostenabrechnungen für Wasser und Strom, &bdquo;die keine Grundlage hatten und weil eine vernünftige Abrechnung nicht möglich war“, so Demirovic’ Anwalt Daniel Blazek. Die Artists hätten als Vermieter &bdquo;unprofessionell agiert“. Gleichwohl hofft der &bdquo;Milestones“-Wirt, dass sein Café und die Artists nebeneinander existieren können. &bdquo;Ich wünsche allerdings keinen Mietvertrag mit den Künstlern mehr, sondern direkt mit der Stadt Bielefeld.“ 5.600 Unterschriften für Erhalt des &bdquo;Milestones“ In seinem Bestreben zum Erhalt des &bdquo;Milestones“ hat Demirovic in Sebastian Winkler einen Unterstützer gefunden. Der Deutsch- und Sportlehrer am Gymnasium Bethel hat eine Online-Petition ins Leben gerufen, bei der 5.600 Menschen für den Erhalt der Kneipe unterschrieben haben und die inzwischen an den städtischen Beigeordneten Udo Witthaus übergeben worden ist. &bdquo;Das Café ,Milestones’ ist genau hier richtig, weil es ein kulturelles Angebot schafft, in dem sich alle Bürgerinnen und Bürger des Viertels wiederfinden“, sagt der 40-Jährige, der in der Nachbarschaft gelebt hat. &bdquo;Es gibt in diesem Viertel keine andere Gastronomie, welche ein vergleichbares integratives Potenzial besitzt.“ Demirovic, der die Kneipe seit 1996 betreibt, versucht derweil, zu deeskalieren. &bdquo;Dass sich die Politik fast geschlossen für den Erhalt des Café ,Milestones’ einsetzt, ist nichts Verwerfliches, sondern lobenswert. Das ,Miles’ hat eine eigene Bedeutung für Bielefeld und sollte als Institution erhalten bleiben, wie Artists Unlimited auch“, versucht Demirovic, der die Kneipe seit 1996 betreibt, zu deeskalieren. Standen im Rathausbündnis die Positionen von SPD und Linken auf der einen sowie der Grünen auf der anderen Seite fast unversöhnlich gegenüber, sind die Koalitionspartner jetzt bemüht, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Am Donnerstag und Freitag fanden dazu Gespräche statt. Bei den Fraktionssitzungen am Montag soll der Knoten nun durchgeschlagen werden, bevor am Dienstag die entscheidende gemeinsame Sitzung des Betriebsausschusses Immobilienservicebetrieb (ISB) und des Kulturausschusses ansteht. Neuer Mietvertrag muss her Klar ist, dass es wohl einen neuen Mietvertrag geben wird. Die Grünen wollen jedoch, dass das Kunst- und Atelierhaus im bisherigen Umfang und in der bisherigen Struktur inklusive einer Gaststätte weiter betrieben und vermietet wird. SPD und Linke möchten, dass Milestones, Filmhaus und Meet-Art als rechtlicher Vertreter der Künstlergruppe jeweils eigene Mietverträge erhalten, der bestehende zum 30. Juni 2024 gekündigt wird. So könne das Milestones an einen Nachnutzer übergeben und die Gaststättenkonzession erhalten werden. Die Miete soll sich von 2,69 Euro pro Quadratmeter auf fünf Euro fast verdoppeln, die Künstlergruppe dafür eine Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung mit der Stadt schließen, wodurch sie finanziell gefördert und der höhere Mietpreis aufgefangen würde.

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