Bielefelder Traditions-Apotheke geht - aufgestockte Glasfassade kommt

Bielefeld. Die Tage der Löwenapotheke am Jahnplatz waren gezählt, jetzt ist endgültig Schluss. Dann müssen alle Regale und Tische, Theken und Vitrinen sowie der Rest der Einrichtung komplett ausgeräumt sein. Eine mehr als 150 Jahre alte Tradition geht zu Ende. Apothekerin Kirsten Hartmann hat das Gebäude an der Herforder Straße Ecke Friedrich-Verleger-Straße schon 2019 an die Volksbank Bielefeld-Gütersloh veräußert. Die hat große Pläne mit der markanten Immobilie. Schon vor zwei Jahren kündigte sie an, das Eckhaus um drei Etagen aufzustocken. Jetzt ist der Baubeginn erfolgt. Die Apotheke ist geschlossen, die Schaufenster zugeklebt. Im Haus wird bereits kräftig gearbeitet. &bdquo;Das Gebäude wird leergeräumt und entkernt, im Keller werden einige Fundamente ertüchtigt“, sagt Heike Winter, Geschäftsführerin der Volksbank-Tochter Geno Immobilien. Bis auf eine Orthopädiepraxis sind alle Mieter aus dem Gebäude ausgezogen. &bdquo;Die Praxis bleibt auch während des Umbaus, sie wird allerdings einmal die Räume wechseln müssen“, kündigt Winter an. Fünf Geschosse hat das Gebäude, im vorderen Bereich sollen drei dazukommen, womit es eine Höhe von 25,4 Metern erreicht. Zu den Seiten hin nehmen Höhe und Zahl der Geschosse ab, sodass das Haus an die Gebäude der früheren Stadtbibliothek anschließt, die derzeit als &bdquo;Haus der Wissenschaft“ hergerichtet werden. Wohnungen mit Balkonen und Dachterrassen Neben etlichen Gewerbeeinheiten für Büros und Dienstleister werden Wohnungen mit 50 bis 120 Quadratmetern entstehen. Die werden zum Teil Balkone zur Wilhelmstraße hin haben oder über Dachterrassen verfügen. Wie in den anderen Gebäuden an der Nordseite der Wilhelmstraße, die die Volksbank ebenfalls erworben und saniert hat, &bdquo;setzen wir auf einen Mix aus Gewerbe und Wohnen“, sagt Heike Winter. Das werde zur Belebung der Wilhelmstraße beitragen. Eine komplette Neugestaltung der Straße plant die Stadt bereits. Sie soll deutlich fußgänger- und radfahrerfreundlicher werden. Außerdem werde ein Café, das in der &bdquo;Wissenswerkstadt“ eingerichtet werde, auch Außengastronomie anbieten, kündigt Winter an. Ambitioniertes Projekt soll Ende 2025 fertig sein Die Aufstockung des Eckgebäudes sei &bdquo;nicht trivial“, sagt Heike Winter. Mit dem ambitionierten Projekt ist der Architekt Kai Brüchner-Hüttemann betraut. Dessen Vater Herbert Brüchner-Hüttemann hatte für den Bau des 1957 fertiggestellten Gebäudes verantwortlich gezeichnet. Damals war bereits vorgesehen, höher zu bauen. Das wurde zwar nicht realisiert, doch die Statik reicht immer noch aus. Ende 2025 sollen Aufstockung, Umbau und die Erneuerung der Fassade abgeschlossen sein. Ob im Erdgeschoss wieder eine Apotheke eröffnen wird, ist fraglich. Heike Winter: &bdquo;Wir werden an dieser Stelle einen guten Mieter finden, da mache ich mir keine Sorgen.“ Kirsten Hartmann (55) wird keinesfalls zurückkehren. Der Betrieb einer Apotheke wäre während es Umbaus nicht möglich gewesen, sagt sie. An anderer Stelle eine neue Apotheke eröffnen, das will sie nicht – der bürokratische Aufwand sei zu hoch, Fachkräfte zu finden zu schwierig. Seit 1998 hat sie in der Löwenapotheke gearbeitet, seit 2004 leitet sie den Betrieb, den zuvor ihre Mutter Brigitte, ebenfalls Apothekerin, geführt hatte. 1891 hatte Kirsten Hartmanns Ur-Ur-Großvater Ernst Wagner die Apotheke vom Gründer H. Sprengel gekauft. &bdquo;Das ursprüngliche Gebäude stammt aus der Gründerzeit und hatte schon ein Ecklokal mit Apotheke und war 1927 ebenfalls aufgestockt worden“, berichtet Kirsten Hartmann. In den 1950er Jahren sei es wegen einer Umgestaltung des Jahnplatzes allerdings abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt worden. Und was passiert mit der grünen Löwenfigur an der Fassade des Gebäudes? &bdquo;Die Volksbank hat den Löwen vertraglich an mich abgetreten“, sagt Hartmann. Wo er landen werde, oder ob er wieder an der Fassade angebracht wird, sei noch nicht entschieden.

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