Dieser Bielefelder Stadtbezirk hat extrem Angst vor dem nächsten Unwetter

Bielefeld. Wenn in der Wettervorhersage das Wort Starkregen fällt, dann stellen sich bei einigen Heepern und vor allem den Naturfreunden schon die Nackenhaare hoch. Zuletzt hatten am 12. September einige Straßen unter Wasser gestanden, und auch der alte Hof Meyer zu Heepen war wieder einmal überflutet worden – wie schon 2012 und 2013. Darum war Naturfreunde-Vorsitzender Gerd Weichynik am Samstagmorgen auf alle Fälle dabei, um vom Umweltamt zu hören, was sich den aktuell beim Hochwasserschutz tut. Zu groß ist die Angst, dass Baderbach und Lutter bei nächster Gelegenheit wieder über die Ufer treten. Bezirksbürgermeister Holm Sternbacher hatte zu der Begehung eingeladen, an der rund 30 Personen teilnahmen, darunter auch Friederike Hennen, im Umweltamt zuständig für Landschaft, Gewässer und Naturschutz, sowie Projektleiter Christoph Mittmann. Sie standen Rede und Antwort, weil in Heepen nach den ersten umgesetzten Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich des Wohngebietes Fohlenwiese der Eindruck entstanden war, es rühre sich seither zu wenig. Erste Station war in der Nähe des Zusammenflusses von Baderbach und Weser-Lutter. An dieser Stelle wurde schon deutlich, warum es – sehr zum Leidwesen der Heeper – mit dem Hochwasserschutz an manchen Stellen hakt. Die Lutter soll in diesem Bereich auf einer Länge von rund einem Kilometer naturnah ausgebaut werden, so wie es an der Fohlenwiese geschehen ist. Leicht mäandrierend und mit wechselnden Böschungsneigungen – beginnend in Höhe der Straße Am Venn auf 700 Meter bis zur Fuß- und Radwegbrücke über die Lutter sowie weitere 300 Meter dahinter in Richtung Alte Mühle. Neue Lutter-Brücke soll vier Meter länger werden Geplant ist, das Bachbett auf bis zu zehn Meter zu verbreitern und um 70 bis 80 Zentimeter zu vertiefen. Die Wassermassen aus dem Baderbach, in den kurz zuvor auch noch der Mühlenbach einmündet, sollen geschmeidiger in die Lutter fließen. Diese transportiert bei Starkregen in weniger als 30 Minuten die Fluten aus der versiegelten Stadt nach Heepen, große Vorwarnzeit gibt es nicht. Um die Hydraulik des Gewässers zu verbessern, ist es auch nötig, die Brücke über die Lutter an der Stelle zu verlängern. Deren Spannweite soll von zehn auf 14 Meter wachsen. Doch während den Umweltamt eine Brücke in der jetzigen Breite genügen würde, hat das beschlossene Radwegekonzept eine neue Komponente hineingebracht. Denn eine der geplanten Hauptrouten verläuft genau dort, darum soll die Brücke breiter werden. Solche Abstimmungsgespräche, notwendige Grundstücksverhandlungen und die hochkomplexe Planung seien es, die zu Verzögerungen führten, sagte Friederike Hennen. Die alte Brücke soll übrigens in der Venn-Siedlung auf Höhe des Spielplatzes die dortige Brücke ersetzen, die ebenfalls zu kurz wäre. Gerd Weichynik hatte nur bedingt Verständnis. Die Umsetzung des Radwegekonzeptes werde noch länger dauern. &bdquo;Muss der Hochwasserschutz nicht Vorrang haben?“ Friederike Hennen bejahte das, &bdquo;aber wir können die anderen Pläne ja auch nicht ignorieren. Aber wir sind in guten Abstimmungsgesprächen“. Die Naturfreunde sind längst nicht mehr gegen Unwetter-Schäden versichert Der Meierhof war im September vor allem deshalb betroffen gewesen, weil der mittlerweile automatisch geregelte Abfluss des Teiches wegen des Wasserdrucks und Grünzeugs nicht richtig funktionierte. Auch die Gräfte rund um den Hof war übervoll. &bdquo;Der wirtschaftliche Schaden ist auf Dauer für die Naturfreunde nicht zu ertragen“, betonte Sternbacher. Eine Elementarversicherung haben sie längst nicht mehr. Der Teich gehört nicht den Naturfreunden, sondern der Ev. Perthes-Stiftung, die in der Nachbarschaft das Altenzentrum Leithenhof betreibt, das 2012 und 2013 auch vom Hochwasser stark betroffen war. Wunsch der Naturfreunde in deren Richtung wäre es, wenn der Teich wieder wie früher regelmäßig durchströmt würde, auch um der Verschlammung entgegenzuwirken. Holm Sternbacher will das in die Gespräche mit der Stiftung mitnehmen, verwies aber auf die Kostenfrage. Stauwehr an der Mühle soll Ende 2024 abgerissen werden Mit dem Rückbau der Stauanlage an der Alten Mühle soll im Herbst 2024 begonnen werden, berichtete Christoph Mittmann. Das rund 2,50 Meter hohe Wehr hat nur zwei Gewölbedurchlässe, die zu klein sind, um bei Hochwasser die Massen zu bewältigen. &bdquo;Wir reden hier von 45 Kubikmeter pro Sekunde“, machte Mittmann deutlich. Die Stauanlage wird daher abgerissen und durch eine Sohlgleite ersetzt, um die Höhenunterschiede vor und hinter dem Wehr zu beseitigen. Darüber wird eine neue Brücke in gleicher Höhe wie das Stauwerk gebaut – mit acht Metern Stützweite. Sternbacher bat die Verwaltung, diese Arbeiten zügig anzugehen, denn die Gefahr für den Leithenhof besteht, solange das Wehr besteht, wie Friederike Hennen bestätigte. Wieder Hoffnung gibt es für eine weitere Hochwasserschutzmaßnahme: den Neubau der Brücke an der Vogteistraße. Die Kosten war davongaloppiert und die Bezirksregierung hatte die Notwendigkeit nicht gesehen, daher hätte es auch keine Förderung der Maßnahme gegeben.“ Weil Bielefeld nicht locker gelassen hat, sind die Detmolder jetzt nach den Worten des Bezirksbürgermeisters wieder verhandlungsbereit.

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