Deutliche Worte, milde Strafe: Bielefelder Richter lässt Raser davon kommen

Bielefeld. Im April waren zwei junge Autofahrer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit im Ortskern von Vilsendorf unterwegs. Die Fahrt endete mit einem Crash und mehreren Verletzten. Nun mussten sich die beiden Raser wegen des Verdachts der Teilnahme an einem illegalen Kraftfahrzeugrennen vor dem Amtsgericht verantworten. Das Gericht stellte das Verfahren gegen die deutlich beeindruckten Angeklagten schließlich unter Auflagen ein.Am 5. April hatten sich der Student Jacob R. und der Auszubildende Baldar M. (Namen geändert) mit mehreren jungen Leuten am Obersee in Schildesche getroffen. Schließlich brachen die beiden 20-Jährigen mit ihren Autos in Richtung Jöllenbeck auf. Um 18.54 Uhr hielten sie auf der Vilsendorfer Straße an der Einmündung zur Straße Limbrede an einer Ampel, wobei der Mercedes von Baldar M. vor dem BMW von Jacob R. zum Stehen kam. Mit Tempo 100 nebeneinander auf einspuriger Straße unterwegs Als die Ampel Grün zeigte, beschleunigten die beiden 20-Jährigen ihre Fahrzeuge stark, überholten ein vor ihnen an der Ampel wartendes Auto auf der Linksabbiegerspur und fuhren mit etwa Tempo 100 - teils nebeneinander - auf der einspurigen Fahrbahn weiter. Als die 40-jährige Fahrerin eines VW Polo im Vilsendorfer Ortskern aus der Straße Auf dem Langen Land kommend nach links Richtung Innenstadt auf die Vilsendorfer Straße abbiegen wollte, sah sie die beiden Raser nicht kommen. Aufgrund des hohen Tempos waren die Männer jedoch derart schnell an dem auf die Straße einbiegenden Auto angelangt, dass es Baldar M. nicht mehr gelang, rechtzeitig zu bremsen. Zeugen hatten das Geschehen von einer Bushaltestelle aus beobachtet Der Mercedes Cabrio E-Klasse kollidierte mit dem Heck des Kleinwagens und kam etwa 20 Meter weiter rechts an einer Böschung zum Stehen. An dem Polo entstand ein Schaden von 800 Euro, die Fahrerin kam glücklicherweise mit ein paar Prellungen davon. An dem Mercedes entstand jedoch ein hoher Schaden, auch Baldar M. wurde bei dem Crash leicht verletzt. Seine beiden ebenfalls 20 Jahre alten Mitfahrer wurden verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Polizei stellt Führerscheine und Autos der Raser sicher Der direkt hinter M. fahrende Jacob R. hatte sich zunächst vom Ort des Geschehens entfernt, wurde jedoch wenig später von der Polizei in der nahe gelegenen Orchideenstraße gestellt. Der stark beschädigte Mercedes und der BMW 420 D wurden sichergestellt; auch die Führerscheine und Handys der beiden Raser behielt die Polizei ein. Angeklagte zeigen sich kleinlaut und reumütig In der Verhandlung vor dem Amtsgericht zeigten sich die beiden Angeklagten kleinlaut und reumütig. Gab es doch auch wenig zu deuteln, hatten doch an einer Bushaltestelle wartende Zeugen den Unfallhergang beobachtet. Eine Absprache zu einem Rennen, so führte Verteidiger Florian Calow einleitend aus, habe es an der Ampel jedoch nicht gegeben: "Das Ganze hat eine Eigendynamik entwickelt." Der Unfallverursacher muss den Schaden komplett begleichen Jugendrichter Magnus Gröger fand sehr deutliche Worte zum Thema "verantwortungsvoller Umgang im Straßenverkehr", stellte das Verfahren gegen die betreten wirkenden Angeklagten jedoch schließlich mit Einverständnis der Staatsanwaltschaft sowie der Verteidiger Florian Calow und Tim Gruner unter Auflagen ein. Dies sei zu rechtfertigen, so Gröger, da beide Männer ihr Fehlverhalten eingestanden und sich einsichtig gezeigt hätten. Beiden sei anzumerken, dass der Vorfall und das Verfahren einen sehr intensiven Eindruck bei ihnen hinterlassen hätten.Baldar M., der als Unfallverursacher den Schaden komplett begleichen müsse, spüre die Konsequenzen ohnehin unmittelbar, so Gröger. Darüber hinaus erhielt M. die Auflage, einen Verkehrserziehungskurs zu absolvieren - diesen hatte Jacob R. bereits aus freien Stücken vor dem Gerichtstermin hinter sich gebracht.

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