Feuerwehr soll länger arbeiten: Bielefelder Wehrleute kämpfen gegen Gesetzesentwurf

Bielefeld/Düsseldorf. Feuerwehrleute haben im Ernstfall kaum eine Chance auf eine Pause. Wenn es brennt, dann sind sie gefragt, in voller Montur (56 Kilo schwer) bis das Feuer gelöscht ist, im Schichtbetrieb, Tag und Nacht. Doch nicht nur die körperliche Belastung ist groß. Ein gutes Viertel der Feuerwehrleute leidet regelmäßig unter den Eindrücken extrem belastender Einsätze - brutale Bilder nach schwersten Unfällen und verheerenden Bränden bleiben nicht selten hängen. Trotzdem will die Landesregierung nun eine "moderate Anhebung der Altersgrenze" für Berufsfeuerwehrleute. Das führt zu Gegenwind. Bisher gingen in NRW Berufsfeuerwehrleute, die im Einsatzdienst tätig sind, mit 60 Jahren in den Ruhestand. Eine Zusatzverordnung erlaubte diese Regelung auch für Feuerwehr-Beschäftigte in der Bezirksregierung und in der Ausbildung. Diese Verordnung wurde kürzlich von einem Gericht gekippt. Anlass für die Landesregierung, nun in einem Gesetzesentwurf auch für die Brandbekämpfer die Altershöchstgrenze hochzusetzen. Demnach soll der mittlere Dienst künftig mit 61 Jahren enden, der höhere und gehobene Dienst mit 62 Jahren. "Beim Häuserbauen kannst du eine Pause machen, beim Häuserlöschen nicht“ Sascha Eimertenbrink, Feuerwehrmann und Mitglied des städtischen Personalrates, kann den Gesetzesentwurf, der kommende Woche erstmals im Landtag diskutiert werden soll, nicht nachvollziehen: "Beim Häuserbauen kannst du eine Pause machen, beim Häuserlöschen nicht“. Er will damit verdeutlichen, dass die psychischen und physischen Belastungen in diesem Beruf enorm sind. Hinzu kommt die ständige Zunahme der Einsätze. Dem habe man mit der Altersgrenze Rechnung getragen. Nicht ohne Grund hielten die meisten anderen Bundesländer an dieser Regelung fest. Auch eine Lösung wie in Hessen halte er für denkbar: Dort bestehe die Möglichkeit, freiwillig zu verlängern. Peter Palsbröker, langjähriger Einsatzleiter und Verantwortlicher der Bielefelder Feuerwehr-Leitstelle, betont: "Bei uns arbeiten 90 Prozent der Kollegen im Einsatzdienst. Für ältere Kollegen gibt es dort keine Erschöpfungspausen. Das zehrt über die Jahre aus. Mit über 60 Jahren ist die körperliche Belastung daher einfach zu groß." Die Landesregierung will den Fachkräftemangel auffangen Die Idee der Landesregierung sei das Auffangen absehbaren Personalmangels, heißt es. Eine Neubesetzung frei werdenden Stellen werde durch den Fachkräftemangel erschwert. Die Anhebung der Altersgrenze soll die Funktionalität der Feuerwehr aufrechterhalten helfen. Die Gewerkschaften Verdi und Komba widersprechen: "Die Ausfallzeiten der Feuerwehrleute sind mit steigendem Alter spürbar", sagt Verdi-Sekretärin Petra Meyer. "Die Anhebung würde praktisch nicht zu mehr Personal im Dienst führen." Nicht zuletzt deshalb habe Baden-Württemberg auch zurückgerudert, sagt Eimertenbrink: "Die haben die Altersgrenze nach ihrer Anhebung wenige Jahre später wieder auf 60 Jahre gesenkt." Sollte der jetzige Beschluss durchkommen, hätte NRW eines der schlechtesten Modelle im Bundesgebiet, betont der Personalrat. Verdi befürchtet daher, dass der Einsatzdienst in NRW für neue Arbeitnehmer noch unattraktiver wird. Der Personalmangel werde nicht aufgefangen. Informationsabende für Bielefelder Landtagsabgeordnete Bei zwei Infoveranstaltungen informierte Feuerwehrchef Hans-Dieter Mühlenweg zusammen mit dem Personalrat und Petra Meyer von Verdi nun die Landtagsabgeordneten Christina Kampmann und Thorsten Klute (beide SPD) sowie Tom Brüntrup (CDU) über die bevorstehende Gesetzesnovelle. Palsbröker : "Man kann sagen, dass alle Politiker über diesen Vorstoß überrascht waren." Die Betroffenen wollen nun mit verschiedenen Aktionen die schwarz-grüne Landesregierung überzeugen, von der Erhöhung der Lebensarbeitszeit im Feuerwehrdienst Abstand zu nehmen.

Meistgelesen