Opfer machen sich über Bielefelder Serien-Räuber lustig - doch der wird brutal

Bielefeld. Mehrere Raubüberfälle auf Spielhallen hatten die Polizei in den ersten Monaten dieses Jahrs vor Rätsel gestellt. Gesucht wurde ein korpulenter, eher kleiner Mann mit südländischem Aussehen. Schließlich nahmen die Ermittler doch noch einen Verdächtigen fest: Zumindest für vier der damaligen Überfälle soll der 26 Jahre alte Sinan F. (Name geändert) verantwortlich zeichnen. Nun muss sich der Mann aus Brackwede unter anderem wegen des Verdachts des schweren Raubs vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht bislang von folgendem Geschehen aus: Am 28. Februar betrat Sinan F. in den Abendstunden eine an der Hauptstraße in Brackwede gelegene Spielhalle. Vor dem Gesicht trug er ein schwarzes Tuch, seine Kapuze hatte er weit ins Gesicht gezogen. Die Hände waren von blauen Schutzhandschuhen bedeckt. Zielstrebig begab er sich hinter den Tresen, wo er den dort tätigen Mitarbeiter aufforderte, die Kasse zu öffnen. Dieser nahm den kleinen und unbewaffneten Mann zunächst nicht ernst und fragte: "Soll das ein Scherz sein? Das mache ich nicht." Doch war Sinan F. überhaupt nicht zum Scherzen zumute. Unvermittelt versetzte er dem Mitarbeiter einen Faustschlag ins Gesicht, so dass dieser nach hinten stolperte und mit den Rippen gegen die Tresenkante prallte. Aus Sorge vor weiteren Übergriffen folgte er nun der Aufforderung des Täters und öffnete die Kasse. Sinan F. stopfte Scheine und Münzen in einen mitgebrachten Jutebeutel und floh mit einer Beute von 460 Euro. Bei zwei Überfällen drohte der Täter mit einem Messer Die nächste Tat ereignete sich am 14. März: Um 22.30 Uhr betrat F. eine Spielhalle an der Straße Vogelruth. Dort begab er sich in ein Büro, in dem sich eine Angestellte befand. Der abermals mit Maske und Handschuhen ausstaffierte Täter sagte: "Das ist ein Überfall", woraufhin auch diese Spielhallenaufsicht an einen Scherz glaubte und lediglich mit "Hahaha" antwortete. "Nichts hahaha, das ist mein Ernst", hielt F. der Frau entgegen und schubste diese zur Seite. Sodann machte er sich an der Kasse zu schaffen - jedoch erfolglos. Die Frau, die nun die Brisanz der Situation erkannte, folgte der abermaligen Aufforderung und öffnete die Kasse. Dieser sowie einem Tresor, dessen Tür lediglich angelehnt war, entnahm der Täter 628 Euro Bargeld und flüchtete zu Fuß. Sechs Tage später überfiel F. eine am Südring gelegene Tankstelle. Doch hielt er dem dort tätigen Mitarbeiter ein Klappmesser vor, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Der 26-Jährige entkam mit 598 Euro Bargeld sowie einer Schachtel Zigaretten. Die letzte Tat hingegen war kein Erfolg: Am 1. April begab sich der Angeklagte wie bereits am 28. Februar in die Spielhalle an der Hauptstraße. Er forderte eine Mitarbeiterin auf, die Kasse zu öffnen. Als diese fragte "Was? Kasse auf?" wirkte F. zunächst irritiert, hielt dann aber ein Messer in Richtung der Frau und wiederholte seine Forderung. Mittlerweile war ein Gast der Spielhalle auf das Geschehen aufmerksam geworden und brüllte F. an. Dieser wandte sich nun dem unerwarteten Zeugen zu. Dieser ergriff jedoch einen Stuhl und ging auf Sinan F. zu, so dass dieser schließlich die Flucht ergriff. Möglicherweise muss der Prozess später von vorn beginnen Fünf Tage nach dieser erfolglosen Tat stand die Polizei vor der Tür des Angeklagten. Sinan F. war für die Ermittler kein Unbekannter mehr. In der Wohnung fanden die Beamten Kleidung, die mit der auf den Videoaufzeichnungen zu erkennenden Kleidung des Täters übereinstimmt. Auch das Messer, das mutmaßlich bei zwei der Taten zum Einsatz kam, stellten die Polizisten sicher. Zum Prozessauftakt vor der XXIV. Großen Strafkammer des Landgerichts teilte Verteidiger Florian Calow mit, dass sich sein Mandant - gegen den noch ein weiteres Verfahren wegen eines Körperverletzungsdelikts anhängig ist - zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern werde. Allerdings schließe er eine Einlassung zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus. Möglicherweise wird es bis dahin jedoch noch eine Weile dauern: Im Raum steht eine Begutachtung des Angeklagten durch einen Psychiater, da der Verdacht einer Erkrankung besteht. Sollte ein Gutachtenauftrag durch das Gericht erteilt werden, so würde die Verhandlung ausgesetzt und zu einem späteren Zeitpunkt von vorn beginnen. Zunächst aber soll der Prozess am 29. September fortgesetzt werden.

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