Junge Bielefelderin kämpft sich durch Bildung nach oben – und zieht viele mit

Bielefeld. Frustriert aufgeben oder motiviert weitermachen, auch wenn’s nicht einfach ist? Ob’s in der Schule und im Leben läuft und in welche Richtung es geht, hängt auch sehr mit davon ab, wie Kinder und Jugendliche unterstützt werden. Und davon, was sie selbst aus ihren Chancen und Möglichkeiten machen. Fatma Sen macht mit ihrem Beispiel Mut, und zieht viele mit. Die heute 24-Jährige hatte keinen leichten Start als Kind einer kurdischen Flüchtlingsfamilie. Aber sie hat sich durchgekämpft – und hilft seit Jahren anderen, ihren Weg zu gehen und an sich zu glauben. Für ihr besonderes Engagement wurde sie jetzt von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas in Münster als &bdquo;Bildungsheldin“ ausgezeichnet und mit dem erstmals vergebenen &bdquo;KeKiz“-Preis (kein Kind zurücklassen) geehrt. &bdquo;Wir können Bildungsungerechtigkeit nicht lösen, aber schon einen entscheidenden Unterschied machen im Leben der Kinder“, sagt Sen, die als Vierjährige mit ihrer Familie nach Deutschland kam, ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können. Vieles habe sie anfangs verunsichert. Mit ihren strahlenden Augen, ihrer zugewandten Art und der großen Begeisterung, mit der sie über ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen beim Bielefelder Verein Tabula – ebenfalls gerade mit dem Bielefelder Heimatpreis ausgezeichnet – berichtet, sprüht sie heute vor positiver Energie. Manches könne man selbst nicht beeinflussen. &bdquo;Aber wir vermitteln den Kindern, dass es eben auch an ihnen liegt, Chancen und Angebote zu nutzen.“ Aufwind-Stipendium der Bielefelder Bürgerstiftung und Auslandssemester in den USA Dass sich Mühe und Fleiß lohnt. Hilfreich seien da Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Fächer liebten und fürs Lernen begeistern könnten. &bdquo;Und wirklich die Person, nicht eher die sozialen Umstände sehen, sondern die Kinder in ihren Fähigkeiten und mit ihren Leistungen wahrnehmen – auch, wenn es um die Schulempfehlung geht“, ergänzt Sen, die ihre Chancen dank Unterstützer immer wieder ergriffen hat. Dann könne Lernen Spaß machen, und man erziele automatisch gute Leistungen. Ihre Eltern hätten ihr damals bei vielem in der Schule nicht helfen können. Viele Fragen nicht beantworten können. Ob auch sie Abitur machen könne, zum Beispiel. &bdquo;Und ob“: Zum Glück hätte sie da engagierte Lehrerinnen und Lehrer, aber vor allem auch Ehrenamtliche gehabt, die sich Zeit für sie genommen haben. Ihr vieles erklärt, sie unterstützt und immer wieder bestärkt hätten, an sich zu glauben. &bdquo;Ich habe mich gesehen und anerkannt gefühlt“, sagt Sen, die an der Martin-Niemöller-Gesamtschule Abitur gemacht hat und heute als erste aus ihrer Familie studiert: Anglistik, Sozialwissenschaften und Pädagogik an der Uni Bielefeld. Dort arbeitet sie auch als Hilfskraft. Seit 2015, als viele Geflüchtete nach Bielefeld kamen, kümmert sie sich ehrenamtlich bei Tabula um Kinder und Jugendliche. &bdquo;Ich war als Schülerin schon fleißig und ordentlich, wollte gern etwas erreichen“, sagt sie. Das sahen auch ihre Lehrer. So bekam sie als Schülerin ein Aufwind-Stipendium der Bielefelder Bürgerstiftung, lernte über ihre Mentorin Tabula kennen. Dank eines anderen Stipendiums konnte sie ein Auslandssemester in den USA verbringen. Das sei eine besondere Erfahrung gewesen. &bdquo;Das machen seltener Mädchen aus Arbeiterfamilien“, sagt Sen. Bielefelder Fatma Sen ist selbst der beste Beweis, dass sich der Einsatz für mehr Bildungschancen lohnt Aktuell ist die Studentin mindestens einmal pro Woche bei Tabula, geht mit den Kindern und Jugendlichen ins Museum, schaut sich Facharbeiten an, macht Ausflüge mit ihren Schützlingen, plant und organisiert das Ferienprogramm und andere Projekte des Vereins für Bildungsgerechtigkeit mit. Nach dem Studium will sie auf jeden Fall weiter am Thema Bildung mitarbeiten. Ob als Lehrerin in der Schule oder woanders, das sei noch offen. Sie fühle sich geehrt, verstehe aber die Auszeichnung auch mit für die vielen anderen, die sich für mehr Bildungsgerechtigkeit einsetzen, sagt die 24-Jährige, die in ihrer Freizeit gerne liest, zeichnet, malt und um den Obersee spazieren geht. Was sie sich wünschen würde? Dass sich noch mehr junge Menschen ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche und mehr Bildungsgerechtigkeit engagieren. Es komme viel zurück von den Teilnehmern, und die Arbeit mache auch echt viel Spaß. &bdquo;Man tut etwas wirklich Sinnvolles, es gibt da wirklich viel zu tun – und man kann ganz viel Gutes bewirken“, ergänzt Fatma Sen. Sie selbst ist der beste Beweis.

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