Bielefeld feiert: Drei tolle Tage Heeper Ting

Bielefeld. Einmal im Jahr öffnet sich im beschaulichen Heepen eine festliche Wundertüte: Beim Heeper Ting mit seinem Dreiklang aus Show, Flohmarkt und Kirmes genießen Tausende von Besuchern das bunte Treiben und die entspannte Atmosphäre im Ortskern des Stadtbezirks. Auch diesmal ist es rappelvoll. "Die Leute kommen von überall her, auch weit aus dem Lipperland", erzählt Jürgen Utecht von der Interessen- und Werbegemeinschaft Heepen (IWG), die das große Stadtteilfest gemeinsam mit dem Stadtbezirk veranstaltet. "Hier steppt jedes Mal der Bär." Am Samstag und Sonntag - nachmittags ab 13 Uhr sind zudem die Geschäfte geöffnet - ist jede Menge los. Während die Menschen an Biertischen Pommes, Bratwurst, Waffeln und mehr genießen, zeigen Musiker und Tänzer am Samstag auf der Bühne, was sie drauf haben: Hip-Hop und Kindertanz, Posaunenklänge, Folk und Blues - das Programm lässt kaum Wünsche offen. Schon das Konzert zum Auftakt am Freitag mit "Touch of Sound" sei toll gewesen, schwärmt Utecht. "Wenn um halb neun abends vor der Bühne alles tanzt, ist das wirklich ein gutes Zeichen." Zu den Bühnen-Highlights zählt am Sonntag der Auftritt der Bielefelder Rockband Randale. Models aus dem Kundenkreis der Heeper Geschäfte präsentieren am Nachmittag Herbst-, Strick- und Brillenmode. "Damit haben wir seit langer, langer Zeit beim Ting wieder eine Modenschau auf der Bühne." Schon Samstagmittag drängen sich auf den beiden Flohmarktmeilen die Leute. Das vielfältige Angebot vom kleinen Spieldino bis zum großen Ölbild lockt junge und ältere Besucher gleichermaßen. Eine schlanke Metallfigur im durchbrochenen Silberkleid sucht noch neue Besitzer. "Wir hatten den Weihnachtsengel immer im Wohnzimmer aufgestellt", erzählt Hobbbytrödler Thorsten Gewandt. "Er ist sehr schön, aber irgendwann will man ja auch mal was anderes." Eine ältere Dame hat derweil einen Strohkranz ins Auge gefasst. Für 2 Euro gehört sie ihr. Mitten auf dem Amtsplatz, umweht von Waffel- und Bratwurstduft, überreicht Harry Herrig einen leuchtend blauen Delfin-Luftballon an die vierjährige Josefine. "Den finde ich süß", erklärt die Kleine ihre Wahl. Sie hat Glück: Denn Herrig, der "gefühlt 1.000 Jahre" beim Heeper Ting dabei ist, steht an diesem Wochenende das letzte Mal hier mit seinen schwebenden Ballons. "Ich bin 71, da kann man mal in Rente gehen." Das Geschäft sei schwieriger geworden, erzählt er. "Das Helium ist fast unbezahlbar, da zucken die Mütter schon, wenn sie den Preis hören." Grundsätzlich seien die Leute aufgrund der Kostensteigerungen überall sehr viel zurückhaltender geworden. Das bestätigen auch Trödler. Deren Tag beginnt früh. Die ersten seien Samstag bereits um 6 Uhr früh gekommen, berichtet der IWG-Vorsitzende, und auch die ersten Schnäppchenjäger seien früh auf den Beinen gewesen. "Als ich morgens kurz nach acht Brötchen geholt habe, war schon richtig Publikum da. Der frühe Vogel fängt den Wurm." Die Auswahl an den über 200 Ständen ist aber auch riesig. Küken sind Topattraktion Die Vereine haben Samstagmittag ebenfalls guten Zulauf. Zu den Topattraktionen gehören die schlüpfenden Küken, die der Geflügelzuchtverein Altenhagen mitgebracht hat. Rund 15 kleine Fellbällchen drängen sich, gut geschützt hinter Glas, aneinander, ihre zerbrochenen Eier neben sich. "Da schlüpft gerade wieder eins", ruft der siebenjährige Ben begeistert. Die Kleinen wachsen schnell: In gut zwei Monaten werden sie große "Italiener" sein. Ein deutscher Meister beim Ting Bei den Heeper Schützen können sich Interessierte im Schießsport versuchen. Unterstützung gibt's von einem frisch gekürten deutschen Meister: Bjane Haverich (18) hat mit seinem Team vor zwei Wochen bei der Deutschen Meisterschaft Sportschießen richtig abgeräumt. Einige wenige Besucher finden auch den Weg in die erste Etage der Alten Vogtei, bewundern die Bilderausstellung "Reflexionen aus der Natur" und gehen in die Heimatstube. "Es sind nicht die Massen, die kommen", bestätigt der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Heepen, Christian Gembus. Der Verein zeigt bei jedem Ting eine besondere Ausstellung. Diesmal geht es um alte Flurnamen wie "Lübberbrede". "Lübber ist der Eigenname des Bauern, Brede ein besonderer Acker, der breiter ist als lang." Wer die liebevoll gemachte Ausstellung verpasst, hat noch bis Jahresende Gelegenheit, vorbeizuschauen.

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