In Bielefeld entsteht ein neues Wohngebiet - Bürger dürfen Ideen einbringen

Bielefeld. Das Modell und der auf dem Boden ausgelegte Plan vom Areal der Rochdale-Kaserne zwischen der Spindelstraße und der Oldentruper Straße sieht weit gediehen aus. Bis die ersten Bagger rollen, wird es aber noch dauern. Und zwar sehr lange. &bdquo;Wir sind bei den Planungen noch in einer relativ großen Flughöhe“, sagt Joachim Schultz-Granberg, dessen Berliner Büro 2022 den städtebaulichen Realisierungswettbewerb gewonnen hatte. Trotz dieser eigentlich wenig konkreten Ausgangslage ist das Interesse an der Zukunft der Rochdale-Kaserne ungebrochen hoch – oder vielleicht sogar genau deswegen. Denn wie bei wohl keinem anderen städtischen Vorhaben oder Projekt bestehen auf dem rund 9 Hektar großen Areal für Anwohner, potenzielle Bewohner oder allgemein interessierte Bielefelderinnen und Bielefelder derart viele Chancen, ihre individuellen Ideen und Visionen einzubringen. Möglichkeiten dazu gibt es bei der Online-Beteiligung auf der Website der Stadt, die noch bis zum 31. August läuft – oder bei Informationsveranstaltungen, zu der am Montagabend rund 60 Interessierte in den Historischen Saal der Ravensberger Spinnerei kamen. Bild: rochdale-kaserne &bdquo;Was da gerade passiert, ist nicht das, was wir sonst aus Planungen mit Bürgerbeteiligung kennen“, sagt Bezirksbürgermeister Frederik Suchla. Statt Immobilienbesitzern und Architekten lediglich mit Anregungen beratend beiseite zu stehen oder sie auf Fehlplanungen hinzuweisen, können die Bürger bei der Rahmenplanung zur Rochdale-Kaserne viel umfassender mitreden und mitgestalten. &bdquo;Denn letztlich wird es sich um eine städtische Fläche handeln, für die wir planen“, so Suchla. Und weil hier nicht ein Investor, sondern die politischen Gremien und damit die Bürger das letzte Wort haben, könne man jetzt auch mit den sich bietenden Möglichkeiten ungewohnt &bdquo;kreativ basteln und herumspinnen“. Bild: img_1088 Und das wird von den Bielefeldern getan: Bei der Online-Beteiligung sind bereits mehr als 200 Vorschläge eingegangen. Die Wünsche sind dabei vielfältig, einige finden sich aber immer wieder. So soll das Quartier grün werden, offen für Alt und Jung sein und auch Angebote für Sportler und Kinder bereithalten. Im Großen und Ganzen sieht dies das vom &bdquo;Studio Schultz Granberg“ ersonnene Konzept vom &bdquo;Kreislauf-Quartier“ bereits vor – und einiges mehr, wie Architekt und Stadtplaner Joachim Schultz-Granberg bei der Info-Veranstaltung durchblicken ließ. Dafür soll weder die Struktur noch der Baubestand einfach nur plattgemacht und überbaut werden, statt dessen soll die alte Kaserne als &bdquo;Urbane Mine“ dienen. So wurden die auf dem Areal befindlichen Materialien und Bauten von Mitarbeitern bereits digital erfasst, damit Steine, Türen, Balken, Fenster, Dachpfannen und andere Werkstoffe bei Neu- und Umbauten von den Architekten wiederverwendet werden können. Freigelegter Lonnerbach ein mögliches Element - für 3 Hektar Grünfläche Denn das Material wird nicht etwa entsorgt, sondern in den vorhandenen Hallen eingelagert. &bdquo;Wir nennen sie ,Rückbaumärkte“, erläutert Schultz-Granberg. Im Idealfall könne so auch bei neuen Gebäuden etwas vom Geist der Kaserne erhalten bleiben. An anderer Stelle wird sich das Gesicht des Geländes wiederum bewusst und auch radikal ändern. Aktuell ist das Areal eine nahezu geschlossene Asphalt- und Pflasterdecke. &bdquo;Es wird im Gegensatz zu den meisten Neubaugebieten sehr viel Fläche entsiegelt“, kündigt Schultz-Granberg an. Aktuell ist geplant, dass ein Drittel der Kaserne zur Grünfläche wird – ein offengelegter Lonnerbach inklusive. Bild: info_rochdale_004 Zu den Planungen des Büros kommen jetzt die Ideen und die Anregungen der Bielefelder, die auch am Montagabend in Gesprächsrunden thematisiert wurden. &bdquo;Und unser Job ist es dann, das alles unter einen Hut zu bekommen“, sagt der Leiter des Bauamts, Lars Bielefeld. &bdquo;Und das mit einem Höchstmaß an Transparenz.“ Ehe die Bagger rollen, werde es allerdings noch &bdquo;ein paar Jährchen dauern“, so Bielefeld. &bdquo;Dafür bekommen wir aber auch ein Vorzeigeprojekt.“ Kasernengelände selbst erkunden Die Online-Beteiligung ist auf der Website für die kommunale Partizipation unter &bdquo;Aktuelle Beteiligungsverfahren“ und dort unter &bdquo;Rahmenplanung Rochdale“ zu finden. Zudem besteht bis zum 31. Oktober die Möglichkeit, das Gelände montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 20 Uhr selbst in Augenschein zu nehmen. www.bielefeld.de/dialog

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