"Zu verschenken"-Kartons auf dem Bürgersteig: Das kann für Bielefelder teuer werden

Bielefeld. Der gut gefüllte Karton steht mitten auf dem Bürgersteig und wirkt im ersten Moment so, als wäre er bei einem Umzug vergessen worden – wenn nicht ein Zettel deutlich sichtbar drauf geklebt worden wäre: &bdquo;Zu verschenken!“ ist dort in großen Lettern zu lesen. Und zahlreiche Passanten folgen der Aufforderung nur zu gerne und stöbern durch Bücher, Gläser, Tassen und Vasen, ob sie nicht vielleicht auch etwas davon gebrauchen können. Für viele Bielefelderinnen und Bielefelder sind die kleinen, spontan wirkenden Verschenk-Aktionen in Pappkartons etwas rundweg Positives: Im Sinne der Nachhaltigkeit werden noch benutzbare Gegenstände nicht einfach in den Müll geschmissen, sondern werden weitergegeben. Vom Quartier für das Quartier, und das auch noch kostenlos. Die Kisten können allerdings auch ein Ärgernis sein. Denn nicht immer landet in den Kartons etwas wirklich Nützliches, sondern schlicht Schrott. Zudem stehen mitunter auch Möbel und andere Gegenstände an der Straße – nur der &bdquo;Zu verschenken!“-Zettel ist ein Indiz, dass es sich dabei nicht um Sperrmüll handelt. Und spätestens dann, wenn etwa Kinderwagen nur noch mit Mühe an dem Gerümpel vorbeigeschoben werden können, wird aus der erfreulichen Aktion ein Dorn im Auge. Harte Linie gegen den "wilden Müll" In einigen Städten wird deshalb rigoros gegen solche &bdquo;Zu verschenken“-Kartons vorgegangen. Mancherorts, etwa in München oder Leipzig, werden sie direkt als illegale Müllablagerung gewertet und – so der Besitzer ausfindig gemacht werden kann – mit empfindlichen Bußgeldern belegt. Denn dann handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit. Sollten zu allem Überfluss auch noch beispielsweise nach einem Regenguss Stoffe austreten, die Abwasser, Boden oder Luft verunreinigen, würde sogar ein Straftat begangen. Andernorts können gutmütige Zeitgenossen ihre Kartons zwar aufstellen, müssen dies aber zuvor beim Ordnungsamt anmelden – also viel Aufwand für eine kleine Geste. In Bielefeld zeigt man sich im Gegensatz dazu deutlich entspannter, auch wenn die Rechtslage auch am Teutoburger Wald eindeutig ist. &bdquo;Das Aufstellen von solchen Kisten stellt grundsätzlich eine unerlaubte Sondernutzung dar“, sagt Stadt-Sprecherin Ruth Lakenbrink. Damit aber nicht jeder Karton mit Zettel sofort als Ordnungswidrigkeit angesehen wird, nutzt das Amt für Verkehr eine umsichtige Auslegung der Gesetze. &bdquo;Wenn die Gegenstände innerhalb eines Tages verschwinden und genügend Restgehwegbreite verbleibt, wird dies wie eine genehmigungsfreie Materiallagerung behandelt“, erläutert Lakenbrink. Da die meisten spendablen Mitbürger daran halten und ihre nicht mitgenommenen Gegenstände in der Regel zeitnah wieder verschwinden lassen, wurde seitens des Amtes für Verkehr noch kein Karton-Aufsteller belangt. Umweltbetrieb gibt Informationen an das Ordnungsamt weiter Anders sieht dies beim Umweltbetrieb der Stadt aus: Die Mitarbeiter der Straßenreinigung berichten zuletzt von etwa fünf oder sechs Fällen pro Monat, bei denen wilde Müllablagerungen mit &bdquo;Zu verschenken“-Zettel entfernt werden mussten. &bdquo;Das sind dann aber nicht unbedingt nur Kisten, sondern insbesondere Sperrmüll“, sagt Malin Stuckmann vom Umweltbetrieb. Die Meldungen dazu gingen unter anderem auch über die Bielefeld-App beim Bürger Service Center ein. Etwaige Hinweise auf den Verursacher werden an das Ordnungsamt weitergegeben, das dann weitere Schritte prüft – und gegebenenfalls ein Bußgeld verhängt. Zudem muss für die Entsorgung des Mülls gezahlt werden. Verschenken auf Nummer sicher Wer sich erst gar nicht in eine rechtliche Grauzone begeben oder seine ausgelesenen Bücher in die Gefahr eines sommerlichen Gewittergusses bringen will, hat gänzlich legale Alternativen zum Pappkarton auf dem Bürgersteig. Zum einen rät das Amt für Verkehr, die zu verschenkenden Gegenstände nach Möglichkeit auf Privatflächen wie etwa den Vorgarten zu stellen – dann ist man grundsätzlich rechtlich auf der sicheren Seite. Ansonsten empfiehlt der Umweltbetrieb, die verschiedenen in Bielefeld etablierten Angebote zu nutzen. Vom UWB selbst wird etwa die Verschenkbörse Bielefeld (www.verschenkboerse-bielefeld.de) betrieben, Anlaufstellen sind auch die GAB oder die Brockensammlung in Bethel. Und wenn es partout keine Abnehmer für alten Krimskrams gibt: Eine Fahrt zum Wertstoffhof dürfte letztlich einfacher sein, als nach zwei Tagen einen zertrampelten und durchgeweichten Karton voller Müll von der Straße zu holen.

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