Rettung aus Windrad bei Bielefeld: Notfall in 110 Metern Höhe

Bielefeld/Gütersloh. Notfall im Rotorhaus eines Windkraftrades: Verunglückt oder erkrankt ein Wartungstechniker in schwindelerregender Höhe, dann schlägt die Stunde der Höhenretter der Gütersloher Feuerwehr. Das gegenwärtig aus 13 kletteraffinen Feuerwehrleuten bestehende Team ist einzigartig in ganz Ostwestfalen-Lippe und rückt auch aus zu Einsätzen in Bielefeld. &bdquo;Auf der Bethel-Baustelle hatten wir einen Arbeiter vom Kran geholt und im Hotel Golden Tulip einen verunglückten Arbeiter aus einem Schacht geborgen“, sagt Markus Hahne. Der 52-jährige Brandoberinspektor gehört seit Gründung der Spezialeinheit 1998 zum Team. Mit seiner 25-jährigen Erfahrung leitet er es nicht nur, sondern hängt auch selbst noch regelmäßig in den Seilen. Wie jüngst bei der Übung an einer Windkraftanlage der Stadtwerke Gütersloh. Die Herausforderung für die Profis habe in der Höhe der Anlage gelegen, erklärt Hahne. Denn es mache einen großen Unterschied, ob sich die Retter aus 60 Metern abseilen oder aus der doppelten Höhe: Denn zu den kalkulierbaren Größen wie Kraft und Können kämen noch die unberechenbaren hinzu, allen voran der Wind. Demnächst Übung an Windrad in Bielefeld geplant Demnächst sei so eine Übung auch an einer Windkraftanlage der Stadtwerke Bielefeld geplant, sagt Hahne. &bdquo;Die Stadtwerke Bielefeld sind an insgesamt 24 Anlagen beteiligt“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Sebastian Bauer. Auf dem Gebiet der Stadt befänden sich 6 Windenergieanlagen von drei verschiedenen Betreibern. Wobei die Stadtwerke Gütersloh als 49,9-prozentige Tochter der Stadtwerke Bielefeld aufs Engste mit dem Konzern verbunden ist. Bei der Übung vor knapp drei Wochen trainierten die Profis erst den optimalen Aufstieg samt Abseilen, um sich mit den Verhältnissen vertraut zu machen: Der Aufzug im Turm sei eng, biete maximal Platz für zwei Personen, aber keinem Material: die rund 150 Kilo bestehend aus bis zu 200 Meter langen Seilen samt gelber Rolltrage. Je nach Höhe daure die Fahrt zwischen 10 und 15 Minuten. Ein trainierter Kollege habe als Fitnesstest die Wendeltreppe genommen und habe die Strecke zum mutmaßlichen Verletzen oder Erkrankten in 6 Minuten und 40 Sekunden geschafft. &bdquo;Wenn wie bei uns jede Minute zählt, ist das eine Superleistung“, sagt Hahne. In dem Turbinenhäuschen sei es ziemlich eng, darin könnten sich maximal noch zwei Retter bewegen, den Patienten versorgen, auf der Trage fixieren und ihn dann an den Seilen gesichert senkrecht aus der Luke gleiten lassen. Im Freien werde die Trage dann wieder in die Horizontale gebracht und gegen den von der Rotorseite kommenden Wind abgeseilt. Damit es dabei zu keinen Verwirbelungen der Seile kommt, sich die Trage nicht dreht und die Seile blockiert, müssen die Kletterer mächtig aufpassen: &bdquo;Wenn wir da oben festhängen, kommt keiner zum Helfen“, sagt Hahne lakonisch. Wenn die Spezialisten der Feuerwehr demnächst in Bielefeld anrücken, wahrscheinlich an der Anlage in Brönninghausen, wo sich zwei Gütersloher und ein Bielefelder Windkraftrad die Böen teilen, dann treffen sie nicht gänzlich unvorbereitet bei den Nachbarn ein, sondern werden auf dem maximal 20-minütigen Weg bereits bestens instruiert. Dafür sorgt der Bielefelder Feuerwehrmann und ausgeliehene Höhenretter Frank Vollmer in der Einsatzvorbereitung – Teamwork über Stadtgrenzen hinweg. Doch im September besuchen die Höhenretter für Trainingszwecke erst einmal die Müllverbrennungsanlage in Milse. Dort befinden sich auf rund 100 Meter Höhe der Brutkasten samt Ansitz von Wanda und Falk, dem Wanderfalkenpaar, das in diesem Jahr vier Küken in die Welt setzte – doch das ist eine andere windige Geschichte.

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