Bekannte Café-Chefin aus Bielefeld backt jetzt an einem ungewöhnlichen Ort

Bielefeld. Die Schließung des Gutzeit Café am Niederwall beschäftigt derzeit viele Bielefelderinnen und Bielefelder, denn der Standort hat Caféhaus-Tradition. Dorothea Gutzeit erfüllte sich hier vor zehn Jahren ihren Traum von der Selbstständigkeit. Sie übernahm das beliebte Café Passon von ihrer Ausbilderin Regina Passon, die hatte es 26 Jahre erfolgreich geführt und seinerzeit von ihrem Ausbilder Günter Schumann übernommen. Mit kreativem Händchen und dem Gespür für Menschen schaffte es Passon, das Café Passon zu einer kulinarischen Institution der Bielefelder Stadtlandschaft zu entwickeln. Ihre Kuchen, Tarte und Pralinés waren legendär, ihr Stil straff, aber herzlich und immer authentisch. Wir haben uns gefragt: Was sagt Regina Passon zum &bdquo;Aus“ für das des traditionsreiche Café und was macht Regina Passon heute?Die Schließung des Café Gutzeit möchte Regina Passon nicht kommentieren, obwohl sie in diesen Tagen von ehemaligen Kundinnen und Kunden häufig darauf angesprochen wird. Dass Gutzeit ihren eigenen Stil einbrachte, gehört nach Ansicht von Passon zum unternehmerischen Gestalten hinzu: &bdquo;Sie hat viele Dinge anders gemacht als ich, und das ist auch gut so, um sich zu verwirklichen.“ Passon nennt allgemeine Gründe, wie die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise, die das Wirtschaften für alle Unternehmen dieser Branche erschweren. Marode Bausubstanz Die Problematik der maroden Bausubstanz des Hauses, die Dorothea Gutzeit beklagt, kannte Passon ebenfalls: &bdquo;Als vor Jahren der gemauerte Backofen in der Backstube zusammen brach, musste ich damit drohen, dass er einsturzgefährdet sei, sonst hätte sich von Seiten der Vermieterin nichts getan.“ Auch in den Folgejahren war der Renovierungsstau im Haus immer wieder Thema und führte letztlich zusammen mit weiteren Gründen zum Verkauf des Café Passon: &bdquo;Ich stand vor der Entscheidung den Pachtvertrag um zehn Jahre zu verlängern oder Neues auszuprobieren und die Welt mit anderen Augen zu betrachten, als nur aus der Café-Perspektive.“Und die hatte Regina Passon von der Pieke auf gelernt. Passon begann ihre Ausbildung bei Konditormeister Günter Schumann im gleichnamigen Café. Ihr Glück: Schumann bildete als einziger Konditorei-Betrieb in Bielefeld Frauen aus. Konditorinnen hatten es nicht leicht in der männerdominierten Innung. &bdquo;Es fehlte die gesellschaftliche Akzeptanz für Frauen im Handwerk“, so Passon. Sie biss sich durch, so wie es bis heute ihre Art ist, machte mit Anfang 20 ihre Meisterprüfung und engagierte sich in der Innung: &bdquo;Ich wollte etwas gestalten und in Bewegung setzen“, beschreibt sie ihre Motivation, sich später als Obermeisterin wählen zu lassen. Kulinarische Institution Als Schumann ihr die Nachfolge seines Cafés anbot, ergriff sie die Chance und wagte im Alter von 23 Jahren den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit: &bdquo;Für mich war es die Möglichkeit, mich selbst und meine Ideen zu verwirklichen, neue Wege zu gehen und Neues auszuprobieren in dem schönsten Beruf der Welt,“ schwärmt sie. Mit kreativem Händchen und dem Gespür für Menschen schaffte sie es, das Café Passon zu einer kulinarischen Institution der Bielefelder Stadtlandschaft zu entwickeln. Ihre Kuchen, Tarte und Pralinés waren legendär, ihr Führungsstil straff, aber herzlich und immer authentisch. Schaffensdrang ungebrochen Passon lebt seit dem 1. September 2019 ihre Leidenschaft in der Küche des Queller Biohof Bobbert aus. Nach den langen Jahren in der Öffentlichkeit genießt sie das Backen im Hintergrund. Das Nachhaltige der Kreislaufwirtschaft entspricht ihrem Verständnis vom sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln. Ihre Experimentierfreude und ihr Schaffensdrang sind bis heute ungebrochen: &bdquo;Ich habe gelernt, mit Dinkelgetreide und Vollrohrzucker zu backen, und vollwertige und vegane Rezepte entwickelt“, freut sich die Konditorin und fügt verschmitzt hinzu: &bdquo;Früher kam der Ausschuss in die Tonne, heute kriegen es die Hoftiere, da wird nichts weggeschmissen.“ Keine Rückkehr zu alten Wurzeln Ganz trennen wollte sich Regina Passon von ihrem alten Leben allerdings nicht: &bdquo;Einige meiner Kuchenrezepte haben den Weg in die Backstube bei Bobbert gefunden. Der mit dem handgeschöpften Quark gebackene Käsekuchen ist eine Wucht.“ Nicht wenige wünschen sich eine Rückkehr der Konditormeisterin zu ihren alten Wurzeln, doch: &bdquo;Es wird kein Café Passon mehr geben“ – da wird Regina Passon resolut. Aber wer weiß, welche Früchte ihr Schaffensdrang in Zukunft noch hervorbringen wird. Vielleicht ein Backbuch mit dem Namen &bdquo;Passons kulinarische Ausflüge“?

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