Unbezahlt: Bielefelder bestellen für 70.000 Euro Möbel und zahlen nicht

Bielefeld. Um ihre hohen Schulden abzubezahlen, haben zwei Männer aus Bielefeld im großen Stil in verschiedenen Einrichtungshäusern Möbel bestellt - ohne diese zu bezahlen. Das Amtsgericht verurteilte die geständigen Täter nun zu Bewährungsstrafen."Ich habe die Taten begangen. Ich habe aber weder einen Euro noch irgendein Möbelstück davon bekommen", sagte Ismet H. (Namen aller Betroffenen geändert) in der Verhandlung. Angefangen habe alles 2007. Zu jener Zeit sei er in eine fürchterliche Spielsucht abgedriftet. "Ich spielte auch in Hinterhöfen - und da rutscht man ganz schnell in hohe Schulden rein", so der 34-jährige Bielefelder. "Ich habe irgendwann meine Mutter beklaut. Ich habe nur noch an Geld gedacht. Ich habe alles gemacht, um Geld zu besorgen." Und so kam es wie so häufig in derartigen Fällen zu ersten Straftaten, bis H. 2013 schließlich ins Gefängnis musste.Dies schien Ismet H. eine Lehre gewesen zu sein, begab er sich nach der Haft doch in Suchttherapie. Doch ein Problem blieb: Der Schuldenberg war in der Zwischenzeit nicht kleiner geworden. "Ich war irgendwann zu Besuch bei meinen Eltern, als plötzlich zwei dicke Autos aus Köln vorfuhren. Ich wusste sofort: Die sind meinetwegen hier", schilderte der Angeklagte die bedrückende Situation: "Das waren irgendwelche Rocker, die mir klarmachten, dass da noch was offen sei": 150.000 Euro Schulden habe er angeblich mittlerweile bei ihnen angehäuft. Mit Schusswaffe bedroht "Einer von denen sagte irgendwann, er wolle sich neue Möbel kaufen - und ich solle die bezahlen", so der 34-Jährige. Der Kaufpreis sollte dann von den Schulden des Bielefelders abgezogen werden. Das Problem: Ismet H. hatte keinerlei Geld zur Verfügung. Doch die Gläubiger machten Druck: "Irgendwann verletzte mich auch einer von ihnen mit einem Messer und sagte, beim nächsten Mal werde es eine Kugel sein." Als tatsächlich eines Tages einer der Männer mit einer Pistole bei ihm in der Wohnung gestanden habe, habe er sich schließlich an die Polizei gewendet.In seiner Angst hatte sich H. zuvor von Verwandten und Freunden Geld geliehen, doch auch das reichte hinten und vorne nicht. Und so kam es, dass er die nun angeklagten Taten beging: In der Zeit von November 2020 bis zum Januar des vergangenen Jahrs bestellte H. mehrfach Möbel in verschiedenen Einrichtungshäusern, die er auch ausgehändigt bekam. Dabei bestand er stets darauf, per Lastschriftverfahren zu zahlen. Doch wurde der Kaufpreis mangels Kontodeckung nicht abgebucht. "Aber das war mir immer noch lieber, als von den Kölnern zu irgendwelchen Raubüberfällen geschickt zu werden", gab H. an.In einigen Fällen wählte er die Kontodaten seines Bekannten Christoph V., der sich nun ebenso wie H. vor Gericht verantworten musste. "Ismet hat mich belabert, mitzumachen", sagte der 31-jährige Brackweder in der Verhandlung, "Ich wusste, dass mein Konto nicht gedeckt war. Das konnte nicht gut gehen." Und doch sah V., dass die Masche eine Weile lang funktionierte. Und so tätigte auch er gleichartige Bestellungen. Denn auch Christoph V. hatte aufgrund seiner Alkohol- und Drogenproblematik Schulden angehäuft, die er auf diese Weise abbezahlen wollte. Insgesamt verursachten die Angeklagten einen Schaden von rund 70.000 Euro. Das Schöffengericht verurteilte Ismet H. schließlich, so Richter Lars Herzog, "mit Hängen und Würgen" zu zwei Bewährungsstrafen von zwei Jahren beziehungsweise zehn Monaten. Christoph V. erhielt eine Bewährungsstrafe von 16 Monaten. Das Gericht machte es H. zur Auflage, den von ihm verursachten Schaden zu begleichen, seinem Kompagnon erteilte es die Weisung, sich in eine Drogentherapie zu begeben.

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