Flächenmangel in Bielefeld bremst Gewerbe der Stadt

Bielefeld. Die Misere ist seit Jahren bekannt und wird &bdquo;in absehbarer Zeit negative Folgen für die Wirtschaft haben“, heißt es in einem Bericht von Wirtschaftsdezernent Gregor Moss. In Bielefeld gibt es zu wenig Gewerbegebiete. Jetzt will die Politik einen neuen Anlauf unternehmen, um neue Flächen zu finden. Erst vor kurzem ist das alteingesessene Unternehmen Bisontec nach Herford abgewandert. In Bielefeld fand der Spezialist für Montageautomation keinen Raum für seine Wachstumspläne. Die Stadt hat nicht nur Steuereinnahmen, sondern auch &bdquo;80 zukunftsfähige Arbeitsplätze“ verloren, so der Bericht. Immer wieder sind Gebiete im Gespräch, die für Gewerbe geeignet wären. Doch die Aussichten sind trübe. Containerbahnhof? Land und Bahn blocken ab. &bdquo;Wegen des Deutschlandtaktes dürfen Bahnflächen an Hauptrouten nicht verbraucht werden“, berichtet Moss. Catterick-Kaserne? Es ist noch nicht einmal klar, wann die Stadt über das Bundes-Areal verfügen kann. Gewerbegebiet Senner Straße mit immerhin 7,5 Hektar? Nachdem die Fledermausprobleme gelöst wurden, müsse nun die Entwässerung im Dialog mit Gütersloh geklärt werden, berichtet Moss. Aussichten: eher mau. Obwohl die Stadt derzeit keine Perspektiven für Unternehmen bieten kann, sieht Oberbürgermeister Pit Clausen &bdquo;keine Dramatik“. Zwar sei in den letzten Jahren in Sachen Gewerbeflächen nichts vorangekommen, doch der Wirtschaftsstandort habe eine &bdquo;extrem gute Entwicklung“ erlebt. Trotz andauernder Krisen ging es der Bielefelder Wirtschaft in den letzten drei Jahren prächtig. Dienstleistung und Handel sind stark gewachsen, die Industrie ist nach wie vor gut aufgestellt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist seit 2013 um 20 Prozent gewachsen und hatte 2022 mit rund 167.000 Personen einen Höchststand erreicht. Dazu müsse man noch die zahlreichen Landesbeamten rechnen, die an den stark gewachsenen Hochschulen tätig seien, so Moss. In einem besonderen Maße wuchs der Bereich &bdquo;wirtschaftliche Dienstleistungen“, in dem nun rund 26.000 Menschen arbeiten. Dazu gehören die in der Stadt häufig vertretenen Firmen für Zeitarbeit und Gebäudebetreuung, aber auch Ingenieurbüros und Unternehmensberater. Beide sind in Bielefeld unter anderem mit Niederlassungen von bundes- oder weltweit tätigen Unternehmen vertreten. Hoffnung auf Kooperation mit Nachbarstädten Ebenfalls große Zuwächse verzeichneten der Logistiksektor sowie die IT-Wirtschaft. Beim produzierenden Gewerbe liegen die Metall- und Elektrobranche mit rund 16.700 Beschäftigten und der Bausektor mit fast 6.300 Mitarbeitenden vorn. Der Stadt brachte die Entwicklung 2022 eine Gewerbesteuereinnahme auf Rekordhöhe ein. 302,3 Millionen Euro überwiesen rund 5.300 Gewerbesteuerzahler. Die Durchschnittseinkommen der Bürgerinnen und Bürger blieben aber unter dem Bundes-, Landes- und OWL-Schnitt. Der Daten-Analyst Bauer Research prognostiziert auf Basis von Angaben des Statistischen Bundesamtes für dieses Jahr ein verfügbares Pro-Kopf-Einkommen von 25.670 Euro und eine einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Person von 7.158 Euro. Gewerbegebiete ziehen Unternehmen an Vergleiche sind schwierig. Sie werden schon auf OWL-Ebene unter anderem durch die in Bielefeld große Zahl von Bürgergeldbeziehern oder ein hohes Mietniveau beeinflusst. Zum anderen gehen in den OWL-Vergleich die Zahlen aus dem industriestarken Kreis Gütersloh mit ein, wo die Bezüge vieler Beschäftigter durch das hohe Niveau der Metall-Tarife bestimmt werden. Neue Gewerbeflächen haben in den letzten Jahren große Wirkung gehabt. Beispiele sind die Gewerbegebiete Hellfeld (20 Hektar, 13 Unternehmen, 1.000 Arbeitsplätze) und Niedermeiers Hof (22 Hektar, 15 Unternehmen, 600 Arbeitsplätze). Aktuell bemühten sich 93 Firmen konkret um eine An- oder Umsiedlung. Mindestens 66,2 Hektar gewerbliches Bauland würden aktuell gebraucht, bis 2035 mindestens 263 Hektar Bruttobauland, so Wirtschaftsdezernent Moss. &bdquo;Dem steht ein Angebot von null Hektar gegenüber.“ Grundbesitzer wollen nicht verkaufen Hauptgrund: Eigentümer sind nicht verkaufsbereit. Zudem seien die in Frage kommenden Flächen häufig kaum geeignet: Was auf Plänen schön aussieht, habe in der Wirklichkeit oftmals Einschränkungen wie Gasleitungen oder Sumpfwiesen, so Moss. Gerade einmal auf 0,2 Hektar an der Bollstraße in Ubbedissen und darauf, dass ab 2025 das Gewerbegebiet Hellfeld erweitert wird, kann die Stadt derzeit hoffen. Vorsorglich sollten an vielen Stellen Erschließungsstraßen und Kanalanschlüsse gelegt werden, um Hindernisse abzubauen, schlägt das Wirtschaftsdezernat vor. Vor allem die Zusammenarbeit mit Nachbarstädten müsse intensiviert werden. Die Politik hat sich jetzt auf Druck der FDP mit dem Thema befasst. Alle großen Parteien möchten etwas tun. Wann und wie ist fraglich. Nach den Sommferien soll nun ein kleiner Arbeitskreis hinter verschlossenen Türen beraten, welche neuen Flächen oder Brachen als Gewerbestandorte in Frage kommen. OB Clausen: &bdquo;Wir greifen noch mal an.“

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