Lokales Unternehmen Goldbeck-Schulbau baut überall - nur nicht in Bielefeld

Bielefeld. Es könnte so einfach sein - individuell, schnell und gut, so alle Beteiligten. Das zeigt nicht nur das Beispiel der gerade fertiggestellten Georg-Müller-Grundschule (GMS) gleich nebenan in Steinhagen. Knapp ein Jahr Bauzeit, rund sieben Millionen Euro Gesamtkosten, erstellt im Systembau vom Bielefelder Unternehmen Goldbeck. Hier in der Stadt hingegen lassen dringend benötigte Schulneubauten auf sich warten, Kosten explodieren. Noch einmal gut vier Millionen Euro mehr - 26,9 statt der bisher 22 Millionen Euro - setzt Bielefeld jetzt im gerade noch einmal überarbeiteten Kostenplan fürs große Bauprogramm beispielsweise für die neue Grundschule in Sennestadt an. Fertigstellungstermin: 2028. Nachteile oder Einschränkungen? "Keine", sagt nicht nur Michael Pieper, Geschäftsführer des Trägervereins der privaten GMS, die neben ihren zwei Standorten in Bielefeld die Grundschule mit drei Klassen pro Jahrgang in Steinhagen betreibt. So baue man heute Schule, "wenn's schnell gehen und der Bedarf erfüllt werden muss", so Architekt Michael Pappert, Mitinhaber des Bielefelder Büros Pappert und Weichynik. Qualität, Langlebigkeit, Umsetzung individueller Anforderungen und Wünsche an Gestaltung, Technik oder Raumkonzept: Systembauweise, wie sie Unternehmen wie Goldbeck einsetzen, könne heute locker mithalten mit Massivbauweise und Entwürfen aus Architektenwettbewerben – und sei in keiner Weise minderwertiger. Entwürfe von renommierten Architekturbüros wie von Gerkan, Marg und Partner Und: Man könne die Verwaltungsabteilungen, deren Kapazitäten oft begrenzt sind, immens entlasten. Die Vergabe und Steuerung aller einzelnen Gewerke koste viel Zeit, Geld und Nerven, sagt Siegfried Wendker, Architekt und Teamleiter Vertrieb Schulen bei Goldbeck. Das Unternehmen kenne die komplexen Herausforderungen, die öffentliche Bauprojekte mit sich bringen. Seit gut zehn Jahren biete Goldbeck auch Schulbauten an, die Nachfrage seitens der Schulträger - ein Großteil davon öffentlich - sei deutlich gewachsen. Nicht nur sein Team, das für die Region zwischen Kassel und Nordsee zuständig ist, habe mehr als gut zu tun. "Allein in Berlin haben wir in den vergangenen Jahren über 70 Schulbauprojekte umgesetzt", berichtet der Ingenieur. Dabei arbeite Goldbeck mit führenden Architekturbüros, wie aktuell für ein Projekt in Stade bei Hamburg mit von Gerkan, Marg und Partner, zusammen. Seit Jahren sei er mit Bielefeld in Kontakt, berichtet Wendker. Leider sei die Stadt äußerst zurückhaltend, was die Ausschreibung einer sogenannten Gesamtvergabe angeht. Das sei schade, denn es gäbe viele tolle Beispiele, zum Festpreis und ohne Zeitverzögerung. Auch für Projekte, die vergleichbar oder sogar noch größer sind als der geplante Neubau für die Martin-Niemöller-Gesamtschule in Schildesche. Die plant Bielefeld seit Jahren, mit immer neuen Preiskorrekturen. Die Kostenschätzung stieg aktuell noch einmal um knapp 42 Millionen, von 90,5 auf 132,4 Millionen Euro. In Stade baut Goldbeck gerade auf 64.000 Quadratmeter Fläche für die Stadt einen Bildungscampus mit Oberschule, Grundschule, Kita und Sporthalle. Investitionsvolumen: 72,5 Millionen Euro. Der Bau schreite zügig voran, berichtet die örtliche Tageszeitung. Hannover, Braunschweig, Lemgo: Überall stehen und wachsen mittlerweile Schulbauten von Goldbeck. Trotz Systembau sehen sie so individuell aus, als wären sie in Massivbauweise gebaut. Für den Ort Schulenburg bei Hannover haben Wendker und sein Team gerade eine "märchenhafte" Grundschule, so die Überschrift in einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, geplant. Der Entwurf greift Elemente der nahegelegen Marienburg auf, auf der zur Planungszeit zudem ein Märchenfestival stattfand. Luftwärmepumpe, Lüftungs- und Photovoltaikanlagen, digitale Tafeln, interaktive Beamer, komplette Mensaausstattung bis hin zu Bobbycars oder Stiefelkaktus für die Kita: Goldbeck kümmert sich nicht nur um den Rohbau, sondern auch um die Innenausstattung inklusive Technik und Beantragung entsprechender Fördergelder, wie aus dem Digitalpakt. Neben Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sei auch Flexibilität der Räume vielerorts ein Thema. Außenflächen, Freizeitbereich und Gemeinschaftsräume würden oft auch von Kommunen und Städten genutzt. Bielefeld könnte viel Geld für Zwischenlösungen sparen Bei rund 3.800 Quadratmetern Nutzfläche und rund sieben Millionen Euro Gesamtkosten liegt der Quadratmeterpreis für die Georg-Müller-Grundschule in Steinhagen bei etwa 2.200 Euro. Das sei schon beeindruckend, sagt Michael Pappert. Auch die zeitliche Perspektive spiele eine wichtige Rolle, nicht nur beim Bau selbst. Hohe Kosten für Zwischenlösungen, die in Bielefeld jetzt für die drei fehlenden Grundschulen in Gellershagen, Sennestadt und Stieghorst notwendig sind, könnten eingespart werden. Öffentliche Baumaßnahmen müssten nicht unnötig teuer und kompliziert sein, sagt Wendker. Er hofft, zukünftig auch in Bielefeld Projekte im Schulbau realisieren zu können. Gerade hat die Stadt die 13 Erweiterungsbauten, die für die Grundschulen geplant sind, entsprechend ausgeschrieben. Und auch für neu zu errichtende Bauten für den geplanten Campus auf dem Gelände des Seidensticker-Kontors werde eine solche Option in Betracht gezogen, heißt es von der Stadt.

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