Spannende Bewerberliste: Das sind die Interessenten fürs Bielefelder Karstadt-Haus

Bielefeld. Sowohl der Modehändler Sinn als auch dessen Mitbewerber C&A haben nach Informationen dieser Zeitung Interesse daran bekundet, sich im Karstadt-Komplex an Bahnhof- und Arndtstraße anzusiedeln. Noch ist nicht entschieden, ob Karstadt selbst Ende Januar 2024 seine Pforten in Bielefeld endgültig schließen wird. Oberbürgermeister Pit Clausen erwartet bis Ende April die finale Entscheidung und sieht noch eine 50-Prozent-Chance, dass die Warenhauskette in Bielefeld bleibt. &bdquo;Es steht Spitz auf Knopf, wir haben als Stadt eine Reihe von Hinweisen gegeben und unsere Unterstützung angeboten.“ Entschieden wird das Ganze aber in der Konzernzentrale in Essen. In der Option Fortsetzung Karstadt ist geplant, dass die Verkaufsfläche für den Hauptmieter deutlich verkleinert werden, nur gut die Hälfte des bisherigen Warenhauses ausmachen soll. Andere Flächen aus der Immobilie müssten dann anders genutzt werden. &bdquo;Wir haben uns als Stadt eingebracht und Möglichkeiten beschrieben, die wir uns vorstellen können. Diese würden teilweise auch bauliche Veränderungen voraussetzen“, so Clausen. Eine Kita in dem Komplex bleibt denkbar. Generell heißt es aus dem Rathaus, dass die Voraussetzungen dafür durchaus geschaffen werden könnten. Nach Informationen der NW gibt es Ideen, das Dachgeschoss für die Kita zu nutzen. Das bestehende Warenhaus verfügt über eine große Dachterrasse. Hier könnte die Außenspielanlage für die Kinder entstehen. Stadt will Büros mieten Die Stadtverwaltung ist ebenfalls als Büronutzer für das Karstadt-Gebäude im Gespräch. Einzelne Abteilungen könnten dort untergebracht werden und böten den Investoren, dem Immobilienentwickler Philipp Freiherr von Bechtolsheim und der Zamberk Real Estate Ventures (beide Frankfurt), sichere Mieteinnahmen. Über die Höhe der Mietpreise möchte sich Clausen nicht äußern. Der Immobilienbesitzer hatte Galeria-Karstadt-Kaufhof zuletzt eine Miete von unter 5 Euro pro Quadratmeter angeboten. Die Frage, ob die Stadt dieses Angebot auch erhalten habe, lässt Clausen offen. &bdquo;Bitte haben Sie Verständnis, dass wir das nicht in der Öffentlichkeit diskutieren.“ Die Verhandlungen zwischen dem Nutzer Karstadt und dem Eigentümer seien kompliziert, so Clausen. Galeria-Karstadt-Kaufhof sei ein wichtiger Einzelhändler, der den Standort Jahrzehnte geprägt habe. Aber klar sei auch, dass das Kaufhausangebot heute ein anderes sei als vor 50 Jahren. &bdquo;Deshalb muss man das Kaufhaus-Angebot auch in sich neu erfinden und neu gestalten“, so Clausen. &bdquo;Die Galeria-Experten halten das für möglich, ich kann das nicht einschätzen.“ Als OB sei ihm wichtig, dass an der zentralen Stelle in der Fußgängerzone kein Leerstand entstehe. &bdquo;Wir dürfen in der Entwicklung der vergangenen zehn Jahre, in denen es immer weiter bergab gegangen ist, nicht weiter nach unten trudeln.“ Motel One im Gespräch Nach einem Umbau ist laut Investor eine Mischung aus weiterem Einzelhandel, Büros und Gastronomie angedacht. Zum rund 8.000 Quadratmeter großen Grundstück gehören Gebäude an der Friedenstraße. Sie könnten – wie berichtet – für ein Hotel und ein Parkhaus weichen. Als Hotel-Betreiber ist die Kette Motel One im Gespräch. Insgesamt steht in dem gesamten Areal eine Mietfläche von fast 37.000 Quadratmetern zur Verfügung. Noch gebe es aber nur Konzepte von Investoren und noch keine Bebauungsplan-Entwürfe, so Clausen. Er spricht von aufwendigen Planverfahren, in denen auch die Interessen der Anlieger und die verkehrliche Erschließung berücksichtigt werden müssten. &bdquo;Noch sind wir in der Phase, in der Ideen ausgetauscht werden“, so Clausen. Diese Ideen finde er aber nachvollziehbar. Der OB sieht an der Friedenstraße Entwicklungspotenzial und könne sich dort auch einen neuen Schulstandort vorstellen. Man müsse mal querdenken, denn es gehe um eine langfristige Nutzungsperspektive in der Innenstadt, die Frequenz bringen und dauerhaft funktionieren müsse. Sinn und C&A überlegen Modehändler Sinn hat seine Filiale in der Bahnhofstraße geschlossen, aber gleichzeitig angekündigt, nach einem neuen Standort in Bielefeld Ausschau zu halten. In der zunächst favorisierten Altstadt gibt es dafür nicht genug Fläche. Benötigt werden bis zu 3.000 Quadratmeter. C&A betreibt seit Jahrzehnten ein Haus am Beginn der Fußgängerzone Bahnhofstraße, das inzwischen aber zu groß dimensioniert sei. Der Karstadt-Komplex böte beiden Händlern die Möglichkeiten, sich neu auszurichten. Hans-Walter Zimmer, Betriebsratsvorsitzender bei Karstadt in Bielefeld, geht davon aus, dass in der kommenden Woche die Kündigungen für die verbliebenen Beschäftigten ausgesprochen werden. Rund zehn der 100 Beschäftigten haben inzwischen von sich aus gekündigt. Zimmer glaubt, dass bereits ausgesprochene Kündigungen auch kurzfristig zurückgenommen werden könnten, sollte es doch noch zu einer Einigung zwischen der Galeria-Zentrale in Essen und den Investoren kommen. Unterdessen wird im Rathaus weiter an Plänen für eine großräumige City-Entwicklung gearbeitet. Im Dezember hatte sich dazu eine XXL-Koalition, der neben dem Ratsbündnis aus SPD, Grünen und Linkspartei auch die CDU und die FDP angehören, gebildet. Am 2. Mai soll in einer gemeinsamen Sondersitzung von Stadtentwicklungsausschuss und Bezirksvertretung Mitte das Gutachten zur Innenstadtstrategie vorgestellt werden, das bei dem Hamburger Büro Urbanista in Auftrag gegeben worden war. Bielefeld Marketing und das städtische City-Management sollen darüber berichten, wie die Innenstadt aufgewertet werden kann.

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