Bielefeld schmiedet neues Kita-Bündnis

Bielefeld. "Jeder Tag ist anders. Man weiß nicht, was auf einen zukommt“, sagt Laura Berenbrink. Die 29-Jährige macht eine Ausbildung zur Erzieherin in der Falken-Kita Neuland in Theesen und findet genau das &bdquo;richtig gut“: &bdquo;Sich von den Kindern immer wieder überraschen lassen.“ Bielefelds Sozialdezernent Ingo Nürnberger hört so etwas gern. Ihn treibt um, dass in Bielefelds 210 Kitas immer mehr Erzieherinnen und Erzieher fehlen. Allein in den 42 städtischen Kindertageseinrichtungen sind 35 Stellen nicht besetzt, stadtweit dürften es 150 Stellen sein. &bdquo;Und in Zukunft wird das Problem sogar noch größer.“ Für die 13.000 Kita-Kinder und ihre Eltern bedeutet das immer häufiger, dass vereinbarte Betreuungszeiten nicht eingehalten werden können. &bdquo;Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort ist das Stress pur, wenn es immer größere Lücken gibt“, sagt Ulrich Gödde, Chef der Falken-Kitas und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bielefelder Kita-Träger. "Erziehungshelden gesucht" So kann es nicht weitergehen. Da sind sich alle einig. Deshalb hat die Stadt jetzt zusammen mit den freien Trägern und Bildungseinrichtungen ein Ausbildungsbündnis geschlossen. &bdquo;Erziehungshelden gesucht“, heißt die Kampagne. Geworben wird mit frechen Sprüchen auf Postkarten(&bdquo;Ich bin Erzieherin. Wie Löwenbändigerin, nur krasser“), mit Plakaten, Radiowerbung – und einer neuen Homepage. Unter der Adresse www-bielefeld.de/erziehungshelden finden Interessentinnen und Interessenten alle Infos zum Beruf. Dort gibt es auch Hinweise zu den Ausbildungsgängen Kinderpflege (Unterstützung von Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas) und Heilerziehungspflege (Betreuung von Kindern und Erwachsenen mit Behinderungen). Die Erzieher-Ausbildung kann entweder direkt in einer Kita absolviert werden oder in einer Schule. Für die schulische Ausbildung gibt es in Bielefeld zwei Angebote: am Maria-Stemme-Berufskolleg, das durch die Übernahme des AWO-Berufskollegs seine Kapazitäten erweitern kann, und am Berufskolleg Bethel. Insgesamt stehen stadtweit rund 450 Ausbildungsplätze zur Verfügung. &bdquo;Die können bei Bedarf aber auch noch erhöht werden“, sagt Markus Kiehne, Leiter des Maria-Stemme-Berufskollegs. An seinem Kolleg sind aktuell noch 20 Plätze für die schulische Ausbildung frei und 15 für die direkt in den Kitas. &bdquo;Praxisintegriert“ ist der Fachbegriff dafür. Traumberuf gefunden Zu denen, die die schulische Ausbildung absolvieren, gehört Anika Köban (30). Wie Laura Berenbrink, die zunächst eine Ausbildung als Konditorin abgeschlossen hat, ist sie eine Seiteneinsteigerin. &bdquo;Ich habe vorher in ganz unterschiedlichen Bereichen gearbeitet, unter anderem auch in einer Justizvollzugsanstalt.“ Über einen Bildungsgutschein konnte sie ihre schulische Kita-Ausbildung finanzieren, ist jetzt im dritten Jahr und absolviert die Praxisphase als Berufspraktikantin im Mädchenhaus Bielefeld. Das Mädchenhaus berät und unterstützt Mädchen und junge Frauen, die sexualisierte, körperliche und seelische Gewalt erlebt haben. &bdquo;Hier gibt es noch einmal besondere Anforderungen an die Erzieherinnen“, sagt Birgit Hoffmann, Geschäftsführerin der Einrichtung. Gleichzeitig steht es für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten im Beruf. &bdquo;Ich kann den Kindern viel weitergeben“, sagt Laura Berenbrink. Sie wurde selbst Mutter. &bdquo;Da war es schwierig als Konditorin weiter zu arbeiten und sich ausreichend ums Kind zu kümmern.“ Und irgendwie sei der Umgang mit Kindern schon immer ihr Traum gewesen. Auch Dezernent Ingo Nürnberger wünscht sich, dass noch mehr Seiteneinsteiger gewonnen werden können werden. Anja Klauschke, im Maria-Stemme-Berufskolleg für die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher zuständig, berichtet, dass es an ihrer Schule auch Studierende gebe, die sogar die 50 schon überschritten haben. Stadt stockt auf Allein die städtischen Kindertages- und Erziehungshilfeeinrichtungen stellen für das kommende Ausbildungsjahr 25 Plätze zusätzlich zur Verfügung: vier Stellen in der Erziehungshilfe für die praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher und 21 Ausbildungsplätze in den Bereichen Erziehung und Kinderpflege in den städtischen Kitas. Der Rat hat der Ausweitung der Ausbildungskapazitäten am Donnerstag bereits zugestimmt. Nürnberger äußert aber auch Kritik am Land NRW. Das Soforthilfeprogramm der Landesregierung zur Beseitigung des Personalmangels greife zu kurz, sagt er. In ganz Nordrhein-Westfalen sollen nur 500 Plätze in der Kinderpflege und 900 für angehende Erzieherinnen und Erziehern gefördert werden. &bdquo;Das ist viel zu wenig“, sagt Nürnberger. Außerdem stünden das Zuschussverfahren und die Höhe der Zuschüsse noch gar nicht im Detail fest.

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