Wohngebäude ersetzen Hotel Büscher: Bielefelder Bauamt wehrt sich gegen harsche Kritik

Bielefeld. Einen ganzen Bauchladen voller Fragen hatten die Anwohner des Hotels Büscher in Quelle zur Überplanung des Geländes in ihrer Nachbarschaft. Nachdem bekanntgeworden war, dass anstelle von Restaurant und Beherbergungsbetrieb vier Mehrfamilienhäuser mit 54 Wohneinheiten entstehen sollen, hatten sie Einblick in die Planung genommen und waren empört darüber, dass ein solch großes Bauvorhaben nur im nichtöffentlichen Teil der Bezirksvertretersitzungen behandelt worden ist. Das Bauamt weist jedoch alle Kritik zurück. Wie berichtet, wird der 1884 gegründete Familienbetrieb Büscher voraussichtlich in diesem Jahr enden - zumindest an seinem jetzigen Standort an der Carl-Severing-Straße. In den Komplex müsste extrem viel investiert werden, zu viel, wie Inhaber Andreas Büscher sagt. Eine zu große Bürde für die nachfolgende Generation, die bereits im Boot ist. Daher hatte der Familienrat schweren Herzen entschlossen, Gebäude und Grundstück zu verkaufen und im besten Fall an anderer Stelle neu durchzustarten. Eine auswärtige Investmentfirma hat Interesse und bereits eine positive Bauvoranfrage für Wohnbauten aus dem Bauamt in Händen. Das Bauamt stellt klar, dass sich das rund 6.000 Quadratmeter große Grundstück von Familie Büscher im Geltungsbereich des seit 1972 rechtsverbindlichen Bebauungsplans "Büschers Hof" befindet, der an der Stelle Allgemeines Wohngebiet mit großzügiger überbaubarer Grundstücksfläche festsetzt. Entsprechend der Intention des B-Plans solle nun Wohnbebauung entstehen. Ein Mitentscheidungsrecht der Bezirksvertretung und des Rates zu Entscheidungen des Bauamtes Bielefeld über einzelne Baugenehmigungen bestehe grundsätzlich nicht. Grundstück liegt in Allgemeinem Wohngebiet Allerdings sei die Bezirksvertretung am 9. Juni 2022 und am 26. Januar dieses Jahres über das geplante Wohnbauvorhaben von besonderer Bedeutung informiert worden, so das Bauamt. Aus Sicht der Verwaltung wird keine Notwendigkeit gesehen, den B-Plan "Büschers Hof" zu verändern, schon gar nicht mit der Intention, die Wohnbaumöglichkeiten auf dem Gelände zu reduzieren. Die Anwohner hatten kritisch angemerkt, dass es "umfangreiche Abweichungen und Ausnahmen" vom Bebauungsplan gebe, die ohne Anhörung der Nachbarn genehmigt werden sollen. Ob das geltendem Recht entspreche, wollten sie wissen. Das Bauamt erklärt, dass die vom Investor beantragten Befreiungen von den Festsetzungen geprüft und - auch unter Würdigung nachbarlicher Belange - positiv entschieden worden seien. Da die Grundzüge der Planung nicht berührt seien, seien die Abweichungen städtebaulich vertretbar. Zumal im nördlichen Bereich des Baugrundstücks an der Magdalenenstraße theoretisch sogar ein sechsgeschossiges Gebäude zulässig sei. "Daher folgt die geplante Wohnbebauung einer gebietsverträglichen Entwicklung, ohne unzumutbare Beeinträchtigungen in der Nachbarschaft zu verursachen", schreibt das Bauamt in seiner Stellungnahme. Im Übrigen habe es auch bei Nachbarn Befreiungen zum Bau von Gebäuden auf "nichtüberbaubarer Grundstücksfläche" gegeben. Auch um die vier großen Eichen auf Büschers Grundstück sorgen sich die Nachbarn und verweisen auf die Baumschutzsatzung. Das Bauamt erklärt, dass zumindest der markante Großbaum am Kreisverkehr erhalten bleibt. Für die Fällung der übrigen Bäume könnte es eine Ausnahme von der Baumschutzsatzung geben. Wenn sich bestehendes Baurecht nicht ohne Entfernung von Gehölzen realisieren lasse, könne es sein, dass Baumschutz dahinter zurücktreten muss.

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