Alles soll neu: Schönheitskur fürs Bielefelder Bahnhofsviertel

Bielefeld. Wer heute aus dem Hauptbahnhof tritt, sieht sich mit einem ziemlichen Gewusel konfrontiert. Auf dem Vorplatz eilen die Menschen hin und her, rechts reihen sich eher ungeordnet die Taxen, über die Straße die Busse, davor zieht sich ein breites Knäuel abgestellter Fahrräder. Wie soll man sich (besonders als Ortsfremder) hier zurechtfinden? Wie kommt man zum richtigen Bus, wie zur Stadtbahn? Und wo ist überhaupt die Innenstadt? Künftig soll es nun ein funktionales und gleichzeitig ansprechendes Bahnhofsumfeld geben. Das wird allerdings noch etwas dauern. Am Freitagabend haben vier Städteplaner aus den von der Stadt beauftragten Büros Machleidt GmbH, Planorama und SHP-Ingenieure in der Stadthalle ihr Entwicklungskonzept vorgestellt, nach einer längeren Vorlaufzeit mit viel Öffentlichkeitsbeteiligung. Noch stehen nicht alle Details fest, doch vieles ist schon ziemlich konkret geworden. Keine Aufenthaltsqualität, dominierender Kfz-Verkehr, kaum Grün, keine Orientierung und kaum Barrierefreiheit - das sind nur einige der Kritikpunkte an der aktuellen Situation, und all das soll von Grund auf besser werden. "Die Rahmenplanung ist ein erster Schritt", sagt Sven Dodenhoff (Bauamt) in seiner Begrüßungsrede vor rund 60 Bürgerinnen und Bürgern. Bielefelder Empfang soll schöner werden Besonders beim Verkehr sei es schwierig gewesen, "alles unter einen Hut zu bekommen", berichtet Jörn Janssen (SHP-Ingenieure). "Autos, Taxen, Busse, Radfahrer, Fußgänger, Kiss & Ride - alles kommt hier zusammen." In Zukunft soll es keinerlei Durchgangs-, sondern nur noch geordneten Zielverkehr geben: von Anwohnern, Lieferanten, Bussen und Taxen. Die Zahl der Parkplätze, etwa an der Herbert-Hinnendahl-Straße, sollen zusammengestrichen werden, statt wie bisher schräg werden sie gerade angeordnet. Die Taxen wandern in den äußersten nordöstlichen Bereich, daneben wird die ,Kiss & Ride'-Zone angegliedert. Für die Busse reichen vier Haltestellen, sie rücken nach hinten entlang des Leinemeisterhauses. Vor der "Tüte" bleibt der bisherige Busausstieg. Von dort fahren die Busse in die Nahariyastraße zum Pausenhalt oder nach links zum Busbahnhof. Richtung Bahnhofstraße ist ein "Platzhalter" eingeplant, er steht für den Zugang zum Fahrradbunker (mit "ausgeklügeltem Beleuchtungskonzept") unter dem Platz bzw. für die Mobilitätsstation. Die Bahnhof- wird zur Einbahnstraße, die Geschwindigkeit generell reduziert. Überall soll es viel mehr Bäume geben, die Verkehrswege sollen "Allee-Charakter" bekommen. Durch die strikte Neuordnung wird der Platz vor dem Bahnhof größer. Auch er soll durch Grün, aber auch durch Sitzgelegenheiten, Wasserspiele und mehr Außengastronomie (auch vor dem Bielefelder Hof) aufgewertet werden. "Wir brauchen dann wahrscheinlich nicht mal mehr einen Zebrastreifen", meint Steffen Wörsdorfer (Machleidt) optimistisch. Die Bereiche an der "Tüte" sollen ebenfalls offener gestaltet, die beiden Gruppen, das Drogenklientel und die Nahverkehrsnutzer, möglichst getrennt werden - Erstere sollen sich dann mehr im hinteren Teil versammeln. Die Betonwellen im angrenzenden Stadthallen-Park verschwinden, ebenso wie das (oft vermüllte) Wasserband entlang des Bürgersteigs und der Brunnen unten am Kreisverkehr. Nach der Konzeptvorstellung wurde zwischen Besuchern und Stadtplanern noch intensiv diskutiert. Das sei auch im weiteren Verfahren möglich, unterstreichen die Fachleute. Nun folgen Machbarkeitsstudie, politische Beschlussfassung, Bewerbungswettbewerb, Auftragsvergabe und schließlich die Umsetzung. In drei bis vier Jahren, so hoffen alle Beteiligten, soll das neue Bahnhofsumfeld fertig sein.

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