Internationaler Frauentag Jobsharing und Homeoffice: Können Frauen in Bielefeld von der neuen Arbeitswelt profitieren?

Bielefeld. Die Arbeitswelt ist im Wandel: Die klassische Karriere hat ausgedient, der Beruf steht nicht mehr uneingeschränkt an erster Stelle, die Grenzen zwischen Leben und Arbeiten verschwimmen. Eine große Herausforderung aber bleibt die berufliche Gleichstellung von Frauen. Auch in Bielefeld. Eine Chance könnte da New Work sein. &bdquo;New Work kann zu einer Verbesserung beitragen, indem das Verständnis und die Praxis von Arbeit verändert und den aktuellen Lebenssituationen und Bedürfnissen von Menschen angepasst wird“, sagt Mona Gronow, Leiterin der Rheingans-Akademie. Ihr Chef Lasse Rheingans hatte 2017 für Schlagzeilen gesorgt, als er als bundesweit erster Unternehmer den Fünf-Stunden-Tag einführte. Er wurde überrannt von Bewerbungen. Bei Rheingans wird New Work gelebt. Aber was genau ist das eigentlich? New Work steht für einen strukturellen Wandel der gesamten Arbeitswelt, geprägt durch Digitalisierung und Globalisierung. &bdquo;Der Fokus von New Work liegt auf den Menschen“, sagt Gronow. Im Zusammenhang mit New Work fallen auch immer wieder Begriffe wie Work-Life-Balance, Homeoffice, Job-Sharing oder flexible Arbeitszeitmodelle – vor allem Frauen könnten da profitieren. &bdquo;New Work ist eine große Chance für Gleichstellung“, sagt Gronow. Das funktioniert aber nicht einfach so. &bdquo;Unternehmen müssen Arbeit flexibler gestalten, also die dafür notwendigen Strukturen und Kompetenzen aufbauen.“ Einer der größten Arbeitgeber in Bielefeld ist die Stadt mit etwa 7.000 Beschäftigten. Hartmuth Leisner ist Leiter des Amtes für Personal. &bdquo;In den nächsten zehn Jahren gibt es bei uns alleine 1.968 reine Altersabgänge“, sagt er. Auch die Stadt muss heute auf dem Arbeitsmarkt mehr strampeln als noch früher. Denn die im Haus ausgebildeten Mitarbeiter könnten das entstehende Loch nicht auffangen, ausgeschrieben wird extern. Homeoffice führt zu verkürzten Wegzeiten Und wer sich bewirbt, der fragt – wie anderswo auch – nach Homeoffice. Seit Anfang 2022 gibt es eine neue Dienstverordnung bei der Stadt, die regelt auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Das wird – je nach Bereich – auch von zahlreichen Mitarbeitern genutzt. Etwa tausend Homeoffice-Vereinbarungen gebe es. Homeoffice, sagt Agnieszka Salek, Gleichstellungsbeauftragte bei der Stadt, führe zu verkürzten Wegzeiten. &bdquo;Die Erwerbstätigkeit der Frauen kann so erhöht werden“, sagt sie. Denn noch immer sind es hauptsächlich die Frauen, die sich um die Care-Arbeit wie Haushalt, Kinder oder zu pflegende Angehörige kümmern und deshalb weniger arbeiten als Männer. Mit dramatischen Auswirkungen: Sie verdienen nicht nur weniger und zahlen entsprechend auch weniger in die Rente ein, sie haben es auch schwerer, nach Jahren in Teilzeit wieder Vollzeit in den Job zurückzukehren. Salek plädiert dafür, dass Frauen existenzsichernd arbeiten. Das sei jetzt durch New Work besser möglich – auch, an Führungsposten zu kommen. Der Anteil der Männer, die bei der Stadt Bielefeld in Führungspositionen arbeiten, liegt bei 63 Prozent. Etwas mehr als ein Drittel ist weiblich. Bei den Amtsleitern und Betriebsleitungen sind die Männer mit 21:19 ebenfalls in der Überzahl. &bdquo;Das Verhältnis wird sich umkehren“, sagt Leisner. Denn auch die Stadt stellt sich um. Jobsharing ist da ein Modell der Zukunft, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen: Aktuell arbeiten bei der Stadt 215 Frauen in Führungspositionen, davon 150 in Vollzeit, 45 arbeiten zwischen 30 und 37 Stunden pro Woche und 20 weniger als 30 Wochenstunden, sagt Leisner. Ein Duo teilt sich den Job: Experten sprechen in diesem Fall von Jobsharing. Statt eines Vollzeitmitarbeiters werden beispielsweise zwei Teilzeitkräfte beschäftigt, die gemeinsam die Aufgaben und Verantwortungen übernehmen. Bei der Stadt gibt es im Ordnungsbereich ein solches Führungsduo. Wovon New Work weg will Es wird sich was ändern in der Arbeitswelt, sind sich die Experten sicher. In vielen Unternehmen herrscht nach wie vor noch Präsenzkultur von &bdquo;9 to 5“. &bdquo;Davon will New Work weg“, sagt Mona Gronow. Denn für viele Eltern ist es oft schwierig, den Job in Einklang mit dem Familienalltag zu bringen. &bdquo;Gerade für Mütter, die Care-Arbeit leisten.“ Es gebe aber überall kleine Stellschrauben, um Arbeit auf lange Sicht besser zu gestalten, sagt sie.

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