Nach Hochwasser-Schock in Bielefeld: Lutter wird breiter

Bielefeld. Für die Heeper war es eine Katastrophe: Am 29. Juni 2012 tritt die Lutter über die Ufer. Etliche Keller stehen unter Wasser. Ein Jahr später der nächste Schlag für die Anwohner – am 21. Juni 2013 kommt das Wasser wieder. &bdquo;Wir standen knöcheltief im Wasser“, erinnert sich eine Anwohnerin. Die Feuerwehr musste damals etliche vollgelaufene Keller auspumpen. Bei einigen Anwohnern drang das Wasser bis in den Wohnbereich vor, Möbel schwammen im Wasser. Die Stadt Bielefeld hatte direkt nach dem Hochwasser reagiert und den Bewuchs im Abfluss-Profil der Lutter entfernt, auch Kanäle in der Siedlung Fohlenwiese, die besonders stark betroffen war, wurden erneuert. Zusätzlich wurde 2014 auf einer Länge von 120 Metern ein Hochwasserschutzwall errichtet, westlich des Leithenhofs wurde ein Erdwall angelegt. 2016 dann stellte die Stadt ein Hochwasserkonzept vor. 2017 sollte eigentlich mit dem Gewässerausbau und der Erneuerung des Brückenbauwerks an der Vogteistraße begonnen werden. Aber damals hatten Verhandlungen über den Kauf von Grundstücken im Bereich der Fohlenwiese den Baustart verzögert. Im Sommer soll in Mitte ausgebaut werden In einem ersten Bauabschnitt wurde die Weser-Lutter im Stadtbezirk Heepen zwischen dem Wohnbaugebiet Fohlenwiese und der Eckendorfer Straße schließlich im Jahr 2021 auf einer Strecke von 750 Metern verbreitert und naturnah ausgebaut. Alleine dabei wurden ganze 5.500 Kubikmeter Boden ausgehoben. Ab diesem Sommer soll nun im Stadtbezirk Mitte zwischen der Straße Am Venn und der Einmündung Baderbach ein etwa 650 Meter langer Bauabschnitt naturnah und hochwassersicher ausgebaut werden. Neben der für den Hochwasserabfluss wichtigen Verbreiterung des Gewässerquerschnittes um bis zu 15 Meter wird die Weser-Lutter leicht mäandrierend und mit wechselnden Böschungsneigungen umgestaltet, erklärt Stadt-Sprecher Daniel Steinmeier. 9.500 Kubikmeter Boden sollen bewegt werden. Der Gewässerausbau erfolgt – von der Innenstadt kommend – weitgehend auf der rechten Uferseite. An einer Engstelle zur Hofstraße wird der Wasserlauf in den Luttergrünzug verschoben, so Steinmeier. Vor der Einmündung des Baderbachs soll eine beidseitige Profilaufweitung erfolgen. Am linken Uferbereich soll dann auf einer Strecke von etwa 500 Metern ein Damm angelegt werden, etwa 50 bis 80 Zentimeter hoch. Er ist als zusätzliche Maßnahme zum Schutz der Wohnanlage am Leithenhof erforderlich, heißt es von der Stadt. 130 Bäume mussten gefällt werden Insgesamt mussten bei vorbereitenden Arbeiten jetzt etwa 130 ufernahe Bäume und kleine Gehölzgruppen entfernt werden. &bdquo;Die Fällarbeiten sind abgeschlossen. Das Holz wird bei geeigneter Witterung gehäckselt und abgefahren“, erklärt Steinmeier. Die Arbeiten mussten bis Ende Februar abgeschlossen sein, um die Brutzeit der Vögel nicht zu stören. Einzelbäume konnten durch Rückschnittmaßnahmen erhalten und wertvolle Pflanzenbestände wie zum Beispiel Sumpf-Segge oder Sumpf-Storchschnabel geschützt werden. Die Fällarbeiten an artenschutzrechtlich relevanten Bäumen wurden gutachterlich begleitet, heißt es vom Umweltamt. Nach Beendigung der Gewässerbaumaßnahme, so das Umweltamt, sollen rund 150 standorttypische Bäumen gepflanzt werden. Ab Herbst 2023 folgen dann der Gewässerausbau im Einmündungsbereich zum Baderbach an der Grenze zum Stadtbezirk Heepen sowie der Umbau und die Erneuerung von zwei Geh-/Radwegbrücken. Der parallel zur Weser-Lutter verlaufende Hochwasserschutzwall am linken Ufer wird bis zur Geh-/Radwegbrücke am Baderbach verlängert. Im nächsten Jahr sind laut Steinmeier der Ausbau eines weiteren Gewässerabschnittes von der Einmündung Baderbach bis zum Meyer-zu-Heepen-Weg sowie ein Umbau der Stauanlage geplant. Die wasserwirtschaftlich nicht mehr erforderliche Stauanlage wird abgebrochen und durch eine Sohlgleite ersetzt. Mit der Sohlgleite kann die gemäß Wasserrahmenrichtlinie geforderte Durchgängigkeit für Fische wiederhergestellt werden, so Steinmeier. Für den Meyer-zu-Heepen-Weg wird eine neue Brücke errichtet. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 3,8 Millionen Euro, 80 Prozent werden vom Land NRW gefördert. Ob auch die Brücke an der Vogteistraße mit einem größeren Durchlass neu gebaut werden muss, ist noch unklar. Es wird derzeit geprüft, ob die anderen Baumaßnahmen ausreichen, um den Hochwasserschutz zu gewährleisten, erklärt Bezirksbürgermeister Holm Sternbacher.

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