Lkw-Chaos: Gefährliche Szenen vor dem Bielefelder Zollamt

Bielefeld. Vor dem Zollamt an der Eckendorfer Straße spielen sich im morgendlichen Berufsverkehr immer wieder gefährliche Szenen auf den vier Fahrspuren ab. Lkw warten mit eingeschaltetem Warnblinklicht in langer Reihe vor dem überfüllten Zollgelände im Halteverbot. Sowohl stadtein- als auch stadtauswärts blockieren sie die Fahrspuren. Zum Einbiegen auf den schmalen Hof müssen die meisten Zugmaschinen über beide Spuren ausholen. Ungeduldige Verkehrsteilnehmer überholen währenddessenden ohne Sicht auf den zweispurigen Gegenverkehr. Auch Fußgänger und Radfahrer fühlen sich gefährdet. Immer wieder kommt es zu lauten Beschimpfungen in Richtung der Zugmaschinen. Doch auch die Lkw-Fahrer selbst sind Leidtragende der Situation. Iris Pfeifer fährt für den Logistikdienstleister Kollmeyer und hat Taschen für einen Bielefelder Händler im Auflieger: &bdquo;Ich warte schon seit einer Stunde auf den Hof einbiegen zu können. Was soll ich denn machen?“ Auch die Fahrt auf den Hof und das Rangieren auf eine Stellfläche bezeichnet sie als ein Abenteuer. Nur fünf Stellplätze Auf dem Gelände gebe es regelmäßig nur fünf Stellplätze und es sei sehr eng. Die Abfertigung selbst dauere, wenn sie es dann geschafft hat, nur zehn Minuten. &bdquo;Der Zoll schaut sich nur die Papiere, nicht aber die Ladung an. Die Ware bleibt verplombt bis zum Kunden“, sagt Pfeifer. Trotzdem muss der schwere Lkw mit der Ladung mitgeführt werden. &bdquo;Grundsätzlich muss die Ware beim Zollamt vorgestellt werden, wie die tatsächliche Kontrolle abläuft entscheiden wir risikoorientiert“, sagt Zolls-Sprecher Sascha Gawenda zum Prozedere. Dem Zollamt ist die Verkehrsproblematik schon länger bekannt: &bdquo;Streng genommen sind wir nur für das, was auf unserem Gelände geschieht, zuständig – und davor die Stadt, trotzdem ist die Situation, wie sie jetzt ist, natürlich nicht in unserem Sinne“, sagt Gawenda und hofft auf eine gemeinschaftliche Lösung mit der Stadt. Bei Stau auf der A 2 wird abgefahren und der Zoll angesteuert Beim Amt für Verkehr habe es im Winter 2021 und Frühjahr 2022 schon vereinzelte Beschwerden aufgrund von an und auf der Fahrbahn parkender Lkw zur Abfertigung beim Zollamt gegeben. Daraufhin wurden in Fahrtrichtung stadteinwärts einige Halteverbote ergänzt. Bei einer Kontrolle nach einem kleineren Rückstau im Juni 2022 waren vor Ort keine Einschränkungen festzustellen und auch freie Parkplätze auf dem Gelände vorhanden, so die Aussage vom Amt für Verkehr. Auch das Verlassen des Zollgeländes auf die vierspurige Straße ist nicht leicht. Pfeiffer und ihre Kollegen unterstützen sich gegenseitig und treten verzweifelt auf die Hauptstraße, um den Autofahrern ein Zeichen zum Anhalten zu geben, so dass sie überhaupt die Chance haben raus zu kommen und es weitergeht. Und der Güterverkehr auf der Straße wird immer mehr: &bdquo;Wenn die Bevölkerung wüsste, was alles aus China kommt“, sagt Pfeifer. Weil die Eingangszollstellen an den Häfen ausgelastet sind, verteilt sich die Belastung auf die Binnenzollstellen. &bdquo;Wenn auf der A2 ein Stau ist, fährt der Lkw-Fahrer vorher ab und nutzt die Zeit eben, um seine Ladung beim Zollamt in Bielefeld vorzustellen, er hat die freie Wahl, welche Stelle er anfährt“, erklärt Gawenda. Wie sieht es in Paderborn aus? Das Zollamt in Paderborn sei besser anzufahren. &bdquo;Da gibt es wesentlich mehr Platz auf dem Hof – und es steht nicht mitten in der Stadt“, so Pfeifer. Aber sie hat auch eine Lösung für Bielefeld parat: &bdquo;Warum geben uns die Mitarbeiter nicht einen Pager und weisen uns einen Stellplatz in der Umgebung zu bis wir dran sind?“ So kennt sie das von anderen Zwischenstopps. Für diese Lösung fehlt es aber laut Zollamt an der technischen Ausstattung und entsprechenden Freiflächen. &bdquo;Außerdem müssten die Fahrer hier trotzdem kurz halten, um das Gerät abzuholen“, sagt Gawenda. Auch eine Terminvergabe sei bereits vorgeschlagen worden. &bdquo;Allerdings müssen wir jeden, der zu uns kommt, abfertigen und dürfen ihn nicht abweisen – dadurch kann es dann sein, dass trotz Termin der Hof mit anderen Lkw vollsteht“, so Gawenda. Auch bauliche Veränderungen hin zu einer Durchfahrt sind bereits angedacht. &bdquo;Wogegen ein Versetzen des Zollamtes auf ein anderes Gelände sehr aufwendig und auch gar nicht in unserer Verantwortung wäre“, sagt Gawenda. Das liege in der Zuständigkeit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Insgesamt fertigt der Standort wöchentlich zwischen 80 und 120 Lkw ab. Das klingt erst einmal nicht viel. &bdquo;Die Zahl der Importe ist besonders zu Wochenbeginn, die Zahl der Exporte besonders zum Wochenende sehr hoch, auch die Tageszeit spielt eine Rolle – wenn die Transporte gleichmäßig verteilt wären, hätten wir das Problem nicht“, sagt Zoll-Sprecher Gawenda.

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