Brutale Entführung aus Spenger Flüchtlingsheim: Bielefelder und Versmolder sollen Opfer gefoltert haben

Spenge/Versmold/Bielefeld. Es war 3 Uhr nachts, als plötzlich zwei Männer in ein Zimmer der kleinen Flüchtlingsunterkunft in Spenge (Kreis Herford) eingedrungen sein, den 27-jährigen Bewohner aus Marokko schwer misshandelt und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben sollen. Anschließend sollen sie ihn zunächst nach Bielefeld und schließlich auf einen einsamen Bauernhof nach Versmold verschleppt haben. Für das Opfer waren es 41 Stunden in ständiger Todesangst. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die drei mutmaßlichen Täter (38, 35 und 54 Jahre alt) erhoben. Die Ermittler werfen den drei kurz nach der Tat verhafteten Deutschen erpresserischen Menschenraub und räuberische Erpressung vor. Die beiden Haupttäter, Dennis L. (alle Namen geändert) aus Versmold (38) und Sven R. aus Bielefeld (35) müssen sich zudem noch für mehrere schwere Misshandlungen und wegen Einbruchs in die Unterkunft verantworten. Anlass für den Überfall könnte Drogengeld sein Anlass des nächtlichen Überfalls am frühen Samstagmorgen, 1. Oktober 2022, an der Griesenbruchstraße könnten nach Angaben von Claudia Bosse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Unstimmigkeiten nach Betäubungsmittelgeschäften untereinander gewesen sein. Es habe Aussagen gegeben, wonach das Opfer die beiden Haupttäter &bdquo;abgezogen“ haben könnte. Das Opfer selbst bestreite das aber. Unzweifelhaft ging es aber um viel Geld. Das Angreifer-Duo soll den Schlafenden nach Ansicht der Anklagebehörde in seinem Zimmer mit Tritten und Schlägen attackiert haben und, als dieser den 38-jährigen Dennis L. am Kopf verletzte, sollen die beiden Männer ihr Opfer so lange gewürgt haben, bis es sich nicht mehr regte. Dann sollen sie sein Zimmer durchsucht und sein Handy sowie 17.000 Euro in bar eingesteckt haben. Doch dem brutalen Duo, das übrigens nicht wesentlich vorbestraft ist, soll das noch lange nicht gereicht haben. Die Entführer nehmen ihr Opfer mit einer Stofftasche über dem Kopf mit &bdquo;Sie sollen nun dem Zeugen eine Stofftasche über den Kopf gezogen und ihn gefesselt auf die Rückbank eines Caddys gelegt haben“, berichtet Bosse. Dabei sollen sie dem Opfer immer wieder gedroht haben, ihn mit einem Messer umzubringen, sollte er nicht spuren. Mit dem Fahrzeug ging es nun weiter nach Bielefeld, wo R. in der Nähe des Nordparks den Wagen verließ, während L. mit dem Entführten zu sich nach Hause auf einen ehemaligen Bauernhof nach Versmold gefahren sein soll. Dort soll er seinen Hund neben das Opfer gesetzt und gedroht haben: Wenn er sich bewege, werde sein Hund ihn zerfleischen. Denn der Hund rieche das Blut, das aus seinem Wunden tropfte. Schließlich soll L. den Entführten auf eine Sackkarre gefesselt haben. Weil der 27-Jährige weiterhin durch eine Stofftasche auf dem Kopf blind war, soll der 38-Jährige mit seinem Opfer auf der Sackkarre mehrere Runden durch seinen Garten gedreht haben, um ihm deutlich zu machen, dass er ihn jetzt zu &bdquo;seinen Psychonachbarn“ bringe. Anschließend soll er den Gefesselten in einem ehemaligen Schweinestall durch eine 40 mal 60 Zentimeter große Bodenluke geworfen haben. &bdquo;Dort soll das Opfer schließlich über Stunden in einem 2 Meter hohen und 2 Meter breiten unterirdischen Raum ohne Fenster im Regenwasser gelegen haben“, sagt Bosse. Der dritte Angeklagte aus Dortmund gibt sich als Mafiosi aus Zwar sei L. immer wieder für weitere Drohungen (&bdquo;Ich säge Deine Hände ab“) und Misshandlungen aufgetaucht. Außer einem Glas Wasser bekam der Entführte aber weder Verpflegung noch Hilfe. Im Laufe des Samstags soll R. aus Bielefeld wieder dazugestoßen sein, um den Entführten weiter zu foltern. Erst am Sonntag holten sie ihr Opfer aus dem Kellerloch wieder raus. Laut Anklage kam hier nun der dritte Angeklagte hinzu, der von L. und R. über ihren Gefangenen informiert wurde: Jochen G. (54) aus Dortmund soll nun mit in das Geschehen eingestiegen sein und sich als Mafiosi ausgegeben haben, der die Schulden des Entführten von L. übernommen habe. Er soll dem schwer Misshandelten nun zu verstehen gegeben haben, dass er seine Schulden und zusätzliche 10.000 Euro nun bei ihm abzuarbeiten habe. &bdquo;Dabei soll zu einer Kopf-ab-Geste der Satz ’Du bist jetzt unsere Hure’ gefallen sein“, sagt die Sprecherin der Anklagebehörde. Versmolder und Bielefelder schlagen mit Machete wuchtig zu Gemeint dürften Drogenkurierfahrten gewesen sein, die er für die drei Männer ausführen sollte. Sie gaben ihm laut Anklage ihm zu verstehen, dass er seine Schulden durch seine Mitarbeit zu monatlich 1.000 Euro abarbeiten könne. Gegen 20 Uhr an jenem Sonntag gab man ihm ein frisches Hemd, ließ ihn sein Gesicht waschen und fuhr ihn zurück nach Spenge, wo ihn die Entführer am Schloß Mühlenburg aussteigen ließen. Doch seine Folter war noch nicht beendet. Die Täter sollen ihm hier ein Tuch in den Mund gestopft und dann mit einer Machete mit großer Wucht auf seine ausgestreckten Hände eingeschlagen haben. Der 27-Jährige erlitt durch den Schlag – offenbar mit der stumpfen Seite – mehrere heftige Frakturen in den Händen. Durch die Schmerzen soll er ein zweites Mal ohnmächtig zusammengebrochen sein. Einer der Angeklagten wurde aus der U-Haft schon wieder entlassen Als der Misshandelte wieder zu sich gekommen und nach 1,6 Kilometer Fußmarsch an der Griesenbruchstraße angekommen war, rief ein Freund sofort den Rettungswagen und alarmierte die Polizei. Das Opfer sagte laut Bosse umfassend aus und konnte auch die beiden Haupttäter identifizieren. Der angebliche Mafiosi Jochen G. soll sich inzwischen ebenfalls eingelassen haben. Er sitzt als einziger der drei Angeklagten nicht mehr in U-Haft. Der Prozess gegen das mutmaßliche Entführer-Trio vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Bielefeld startet am 23. März.

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