Razzia am Bielefelder Bahnhof: Polizeikräfte kontrollieren Drogen- und Alkoholikerszene

Bielefeld. Die Polizei hat am Dienstagnachmittag mit zahlreichen Einsatzkräften zwischen Stadthalle und Hauptbahnhof bis in den Abend eine groß angelegte Rezzia durchgeführt. Die an der sogenannten "Tüte" befindliche Szene wurde eingekreist und einer Durchsuchung unterzogen. 15.45 Uhr: Zugriff am Abgang zur Stadtbahnhaltestelle "Hauptbahnhof", der sogenannten Tüte. Mindesten 50 Beamte umstellen das Areal, um sich die &bdquo;Szene“ vorzunehmen. Dazu treiben die Polizisten auch Personen aus dem Stadthallenpark und den umliegenden Nischen und Durchgängen in Richtung &bdquo;Tüte“. Hier trifft sich seit Jahren die Drogen- und Alkoholikerszene. Gut 50 Szeneangehörige werden so von der Polizei aufgehalten. 15.50 Uhr: Die Beamten werden die Personalien überprüfen. Sie erhoffen sich dabei Erkenntnisse zu kriminellen Vorgängen wie etwa Drogenhandel und -konsum. Sie hoffen aber auch, Personen zu finden, die mit einem Haftbefehl gesucht werden. Mehrere Betroffene im Polizeikessel geben an, nur zufällig vor Ort gewesen zu sein und zu Unrecht von der Polizei aufgehalten zu werden. Die Polizeibeamten bitten trotzdem jeden um Geduld. Erst wenn die Ausweise vorgezeigt wurden, geht es für sie weiter. Das wird jetzt dauern. Neue Polizeistrategie in der Stadt 15.55 Uhr: Polizeisprecherin Sarah Siedschlag sagt, dass die Aktion nicht nur zur Aufklärung von Straftaten gedacht ist. Die Aktion soll auch den Bürgern der Stadt zeigen, dass sie sich hier ohne Angst bewegen können. Dazu will die Polizei wiederholt am Kesselbrink und - wie heute - künftig auch an der Tüte immer wieder Razzien durchführen. Der neuen Polizeipräsidentin Sandra Müller-Steinhauer sei es wichtig, Kontrollen dieser Art wieder häufiger durchzuführen. Andreas Schramm, Leiter der Polizeiinspektion, betont, dass die Polizei damit der Szene schon vor dem Frühjahr und Sommer zeigen wolle, dass sie unter Beobachtung stehe. Die Zahl der Anwesenden zwischen Tüte und Stadthalle steigt in der Regel mit der warmen Jahreszeit beträchtlich. Um diese Entwicklung im Keim zu ersticken,wolle die Polizei früh im Jahr ein erstes Zeichen setzen. Razzia an der Bielefeld Tüte: Lage ist insgesamt ruhig 16 Uhr: Jetzt baut die Einsatzhundertschaft mit mehreren Fahrzeugen eine Bearbeitungsstelle ein. Zwischen den Fahrzeugen werden dann die Personen durchsucht, ihre Personalien überprüft und möglicherweise weitere Maßnahmen angeschlossen. 16.05 Uhr: Abgesehen von einzelnen Szene-Angehörigen, die sich lautstark über ihre Situation beklagen, ist die Lage ruhig. Solche Kontrollen sind für die Betroffenen nicht neu. Einige haben allerdings angesichts der konsumierten Alkoholika menschliche Bedürfnisse. Die Polizei lässt sich für sie etwas einfallen. Drogenspürhund im Einsatz Im Vorfeld der Aktion hat es durch die Kripo schon erste Festnahmen gegeben. Einige Drogendealer wurden schon vor der Razzia aus der Menge gezogen. 16.15 Uhr: Auch ein Drogenspürhund ist in dem Areal des Stadthallenparks unterwegs. Er soll mögliche Drogenverstecke, sogenannte Depots, aufspüren. Nicht selten haben die Drogendealer ihre Ware gar nicht direkt dabei. Sie holen das Rauschgift erst nach dem vereinbarten Geschäft aus ihren Depots. Das hat für sie den Vorteil, dass sie bei einer überraschenden Kontrolle und Durchsuchung ohne Drogen angetroffen werden. Messer sind ein großes Problem an der Tüte 16.20 Uhr: Bevor die ersten Szene-Angehörigen in den Fahrzeugen der Einsatzhundertschaft überprüft und durchsucht werden, haben Beamte ein abgelegtes Springmesser gefunden. Diese Waffe stellt einen Verstoß gegen das Waffengesetz dar. Das Messer wurde sichergestellt. Dass man die Waffe dem Besitzer zuordnen kann, ist nicht zu erwarten. Messer sind in den in den letzten Jahren leider keine Seltenheit an der Tüte mehr. Immer wieder werden Streitfälle innerhalb der Drogenszene mit dem Einsatz von Messern aus ausgefochten. Zum Teil mit sehr gefährlichen Folgen. Bei den folgenden Durchsuchungen finden die Beamten immer mehr Stichwaffen - und natürlich verschiedenste Drogen. Erstaunliche Verwahrlosung sichtbar 16.45 Uhr: Wie der Einsatzleiter, Erster Polizeihauptkommissar Torsten Lampe, mitteilt, verläuft der Einsatz erfreulich ruhig. Die Polizei wird heute von Mitarbeitern des Ordnungsamtes begleitet, die die Polizei im Rahmen der Amtshilfe bei dem Einsatz unterstützen. Außerdem geht es der städtischen Behörde um ausländerrechtliche Belange sowie darum, ordnungsrechtliche Verstöße wie beispielsweise illegale Müllbeseitigung zu ahnden. Abgesehen von den Folgen von Alkohol- und Drogenkonsum ist in der Szene eine erstaunliche körperliche und psychische Verwahrlosung bei einigen Angehörigen wahrzunehmen. Das Drogenproblem in Bielefeld ist auch ganz klar ein soziales Problem. "Solche Razzien bringen die Szene in die Hauseingängen und Nebenstraßen" 16.50 Uhr: Die Überprüfungen dauern weiterhin an. Wer seine Kontrolle hinter sich gebracht hat, kann gehen. Nach der Überprüfung erhalten laut Siedschlag alle Personen einen Platzverweis für 24 Stunden. Das heißt, ihnen ist eine Rückkehr hier an den zentralen Platz der Szene zunächst verboten. 17 Uhr: Ein Mitglied der Szene, dass gerade seine Kontrollen hinter sich gebracht hat, sieht die Polizei-Aktion kritisch: Er gibt zu bedenken, dass diese Razzien auch dazu führen können, dass sich die Szene wieder in umliegende Hauseingänge und die Nebenstraßen verteilt. Aus einer offenen Szene würde dann wieder eine versteckte. Auch aus Sicht des 47-Jährigen hätte das große Probleme zur Folge: Dann haben die die Szene gar nicht mehr im Griff, sagt er. Ihn selbst habe die Aktion nicht besonders beeindruckt. "Die Polizei ist mir egal. Man muss nur ruhig bleiben und nicht so hochfahren, wie es einige andere hier machen." Der Nachbarschaftsrat Ostmannturmviertel hat ohnehin schon die Belastung durch die Drogenszene in ihrem Kiez beklagt. Sie sprechen von Drogendeals, Prostituierten und Spielplätzen, die für Familien nicht mehr nutzbar sind. 17.15 Uhr: Die Beamten überprüfen einen liegen gelassenen Rucksack. Sie finden im Inneren eine Tüte mit weißem Pulver und ein weiteres Springmesser. Keiner der Anwesenden gibt zu, dass ihm dieser Rucksack gehört. Auch bei den Durchsuchungen werden weitere Stichwaffen gefunden. 18 Uhr: Der Einsatz an der Tüte dauerte bis in die Abendstunden. Der Ticker endet hier nun. Update, 20.30 Uhr: Polizei-Einsatzleiter Thorsten Lampe zog am Abend ein zufriedenes Fazit nach dem stundenlangen, aber zumeist ruhigen Einsatz. Insgesamt überprüften die Beamten am Dienstagnachmittag 68 Personen. Bei einem Mann (29) ohne festen Wohnsitz fanden die Beamten eine weiße Substanz – vermutlich Kokain - sowie verschreibungspflichtige Medikamente. Er wurde festgenommen. Außerdem stellten die Beamten - wie berichtet - Drogen, Messer und Pfefferspray sicher. Die Polizei sprach in diesem Zusammenhang von insgesamt elf Sicherstellungen. Zwölf der kontrollierten Personen waren zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben. Das Ordnungsamt stellte zudem 13 Ordnungswidrigkeiten fest – darunter 11 ordnungsbehördliche Verstöße wie das illegale Entsorgen von Müll. Hinzu kamen ein Verstoß gegen die Hundesteuersatzung sowie ein weiterer gegen das Landeshundegesetz. Neben dem Wachdienst waren auch Beamte der Einsatzhundertschaft, der Diensthundeführerstaffel und dem Bezirksdienst im Einsatz. Zum Thema: Wann die Bielefelder Tüte zum Trinker- und Drogen-Treffpunkt wurde

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