Stulle und Schoko-Kaffee: Besuch im neuen Bielefelder Kiez-Café

Bielefeld. Wer hierher kommt, will meistens mehr als nur ein Brötchen: In der &bdquo;Haltestulle“ gibt’s schokoladigen Filterkaffee, Stullen mit Bio-Käse und vegane Mettbrötchen. Das kommt an bei den Menschen im Kiez. Vergangenen Donnerstag hat das Café an der Ecke Rohrteichstraße/Jüngststraße eröffnet, ein genossenschaftlich organisiertes Quartiersprojekt, das von Anwohnerinnen und Anwohnern des Viertels getragen wird. Wie kommt die Idee an? Die Neue Westfälische hat sich umgeschaut. In der Verkaufstheke liegen Quiche und Zimtschnecken, an den Tischen sitzen Menschen aus dem Viertel oder von anderswo, die einfach mal schauen wollten. Die Schlange an der Theke ist lang – und alle sind gut drauf. Leon Süllwald ist mit Freundin Louisa Korsmeier hier, für sie gibt’s Cappuccino und Zimttulpen. Sie quatschen mit Leons Mutter Ricarda Süllwald an einem kleineren Tisch im hinteren Teil des Ladens. Ricarda Süllwald wohnt um die Ecke, hat bei den Arbeiten mitgeholfen. &bdquo;Ich habe die Wände gestrichen und den Kühlschrank ausgeputzt“, erzählt sie. Ein paar Tische weiter sitzen die beiden Lehrerinnen Larissa Hoffmann und Filis Wolff und trinken Kaffee. Die beiden machen in der Nähe Sport und haben über die vielen Monate der Umbauphase gesehen, dass hier etwas passiert. Dass es ein Café wird, wussten sie nicht, sagt Hoffmann. Jetzt sind sie begeistert, in einem so &bdquo;interessanten Laden“ sitzen zu können. Zuvor war eine Traditionsbäckerei an der Ecke Mehr als 50 Jahre lang befand sich an der Ecke Rohrteichstraße/Jüngststraße die Handwerksbäckerei Voss mit angeschlossenem Verkauf, Gastraum und eigenwilligem Charme, bekannt für die Sonntagsbrötchen. Aber Inhaber Eberhard Voss starb im Februar 2021 völlig überraschend. Ihr Viertel ohne Bäckerei oder Café – undenkbar, fanden die Bewohner. Sie nahmen es selber in die Hand. Ende 2021 trafen sich die Initiatoren der heutigen &bdquo;Haltestulle“ zum ersten Mal in dem Eckcafé. Sie wollten etwas bewegen, denn ihr Quartier sollte auch künftig einen Treffpunkt für alle haben. Die Macher aber wollten mehr als nur eine Bäckerei mit etwas Schnack: belegte Brötchen, frisches Brot, Snacks wie Tartes und Salate und natürlich frisch gebrühten Kaffee. Alles bio und regional. Im April vergangenen Jahres gründeten sie die Genossenschaft &bdquo;Haltestulle“, die dem Zentralverband der deutschen Konsumgesellschaften angeschlossen ist. Es wurde viel gewerkelt in den letzten Monaten, am 2. Februar dann endlich die Eröffnung. Auch die Grünen-Landtagsabgeordnete und dritte Bürgermeisterin Christina Osei schaut an diesem Tag im Café vorbei. Sie ist selbst Genossenschaftsmitglied und total überzeugt von der Idee, die hinter dem Café steckt. &bdquo;Es ist mein neues Lieblingscafé“, sagt sie. Sie wohnt zwar in Gadderbaum, aber zu Fuß sei sie in 30 Minuten da. Möbel kommen aus dem Café Thumel Teile der Möbel und der Verkaufstheke stammen aus dem Café Thumel in der Altstadt, die Brotregale aus einer ehemaligen Bäckerei. Susanne Pauly bringt einem Vater, der mit seinen beiden Kindern da ist, gerade einen Cappuccino. Sie ist eine der Ehrenamtlichen, die dafür sorgt, dass im Café alles reibungslos läuft. Sie kocht Kaffee, bedient und kassiert. &bdquo;Ich finde es einfach mega cool hier“, sagt hier. Zwei Wochen will sie helfen, solange, bis es angelaufen ist. Aber auch darüber hinaus kann sie sich gut vorstellen, die &bdquo;Haltestulle“ zu unterstützen, sagt sie Sabine Ulbrich kommt an diesem Tag kaum zum Durchatmen. Sie ist die Chefin im Café. Als ehemalige Marktleiterin eines Bio-Supermarktes bringt sie viel Wissen mit. Unterstützt wird sie von zwei Mitarbeitern, aber auch von den 133 Genossen, die hinter der &bdquo;Haltestullen“-Idee stehen, helfen viele aus. &bdquo;Die ersten Tage waren bombastisch“, sagt sie. Es gibt weitere Ideen, so sind Aktionen für abends geplant, die alte Backstube soll Veranstaltungsort werden. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Die &bdquo;Haltestulle“ ist montags, dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 7.30 bis 18 Uhr und sonntags von 9 bis 11 Uhr geöffnet.

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