Bielefeld. Karthika Thavakkumar und ihr Mann Thaneswaran Jayakaran haben mit ihren Drillingen viel zu tun. Aaky, Aary und Aadhy – übersetzt: der Beginn, das Werden und das Vollkommensein – sind abwechselnd hungrig, manchmal auch zeitgleich. Ein gutes Gefühl, denn das Trio des Ehepaars aus Sri Lanka, das seit Jahren in OWL lebt, kam in der 27. Schwangerschaftswoche im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) auf die Welt. Jedes Baby wog weniger als ein Kilogramm. Die Mutter muss sich aber keine Sorgen machen, dass sie alle drei nicht ausreichend ernähren kann. In Bielefeld gibt es für die Frühchen jetzt "Superfood".
Nach monatelanger intensiver Vorarbeit ist eine Frauenmilchbank in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Evangelischen Klinikum Bethel eingerichtet worden. Die ersten Empfänger waren die frühgeborene Drillinge, von denen der größte gerade mal 35 Zentimeter lang war, die sich aber dank Spenderinnenmilch gut entwickeln. Von der Frauenmilchbank profitieren auch die Mütter der frühgeborenen Kinder. Sie haben keinen Stillstress, und ihre Kinder bekommen beste Nahrung.
Stress ist der Milchproduktion abträglich
„Die Sorge um die Kinder macht den Müttern von frühgeborenen Babys Stress, und das ist für die Milchproduktion nicht förderlich. Gleichzeitig wissen wir, dass Muttermilch besser als jedes Medikament schützt und die körperliche und geistige Entwicklung fördert,“ erklärt Cornelia Buchholt, Pflegerische Klinikleitung der Früh- und Neugeborenen-Station im Kinderzentrum Bethel. Sie gehört zu einem interprofessionellen Team aus Fachärztinnen, Pflegekräften, Stillberaterinnen und Hygienefachkräften, das mit Rückenwind von Klinikdirektor Univ.-Prof. Eckard Hamelmann viel Engagement in das Projekt Frauenmilchbank gesteckt hat.
und Cornelia Buchholt haben mit einem interprofessionellen Team eine Frauenmilchbank am Klinikum Bethel aufgebaut. | © Mirco Menebröcker
„Eine Frauenmilchbank aufzubauen, ist kein leichtes Unterfangen. Es sind sehr unterschiedliche Vorgaben zu berücksichtigen. Die Anonymität von Spenderinnen und Empfängerinnen, Datensicherheit, der Ablauf der Spende und das Produkt Muttermilch – alles muss zu hundert Prozent sicher sein“, erklärt Ursula Weller, Oberärztin auf der Früh- und Neugeborenen-Station. Die Neonatologin arbeitet mit ihrer Kollegin Franziska Noske von Ärztinnenseite für das Projekt. Birgit Rabe, Ines Wort, Eileen Hoffmann und Christine Koch bringen ihre Expertisen als Pflegekräfte und Stillberaterinnen ein und klären potenzielle Spenderinnen über das Konzept Frauenmilchbank auf.
Vorab-Check wie bei einer Blutspende
„Wir kommen mit Frauen ins Gespräch, die bei uns entbunden haben und bereit sind, sich wie bei einer Blutspende checken zu lassen. Sicherheit ist das A und O. Die Reaktion der meisten Frauen ist total positiv“, weiß Christine Koch, die gerade mit einer jungen Mutter im Gespräch ist: „Meine kleine Tochter ist zu früh geboren und bekommt meine Milch. Doch ich bin so gut in der Milchbildung, dass ich gerne etwas abgebe. Dafür ist die Frauenmilchbank doch ideal.“ Die Milch der Spenderinnen durchläuft eine lange Liste hygienischer Vorgaben, die von Hygienefachkraft Britta Bültemeier überprüft werden. Als zusätzliche Sicherheitsstufe wird die Milch vor dem Kühlen oder Einfrieren noch pasteurisiert.
Muttermilch ist „Superfood“ – das sieht man der Entwicklung der Drillinge an, die auch Milch von ihrer Mama erhalten. Die Kombination mit Spenderinnenmilch ist unkompliziert. Die Drillingseltern sind einfach nur glücklich: „Wir sind so dankbar, über dieses Angebot für unsere drei Jungs.“