Café-Neustart in Bielefeld mit atemberaubendem Ausblick

Bielefeld. Die Gäste, die zum ersten Mal das Café MuKu besuchen, sind deutlich zu erkennen. Statt umgehend nach einem freien Platz Ausschau zu halten, bleiben sie nach wenigen Schritten hinter der Tür erst einmal stehen – und lassen staunend ihren Blick schweifen. Denn das Café im Herzen der Musik- und Kunstschule wartet mit einigen Ungewöhnlichkeiten auf: Zum einen dürfte es mit über fünf Metern Höhe mit Abstand das höchste Lokal Bielefelds sein. Und zum anderen bietet es mit ähnlich hohen Fenstern den wohl spektakulärsten Blick auf die Sparrenburg. Jetzt, nach den umfassenden Lockerungen der Corona-Auflagen, kann der staunende Blick endlich wieder live beobachtet werden. Seit April 2020 war das beliebte Café in dem historischen Gebäude geschlossen, jetzt ist es zur Freude der Besucher endlich wieder geöffnet. Hinter der Theke steht Rimante Krapiene, die 27-jährige serviert frische Waffeln, Torten und diverse Kaffeespezialitäten. &bdquo;Wir sind froh, dass es jetzt endlich wieder losgegangen ist“, sagt Franz Schaible, Vorsitzender der Stiftung Solidarität und der Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld, unter deren Regie das Café als Inklusiver Betrieb geführt wird. Die AG betreibt in Bielefeld einen weiteren gastronomischen Betrieb, das &bdquo;Café Einblick“ an der Lutherkirche. &bdquo;Das Café hier ist aber schon etwas ganz Besonderes.“ Tatsächlich sticht der Raum, in dem das Café untergebracht ist, architektonisch deutlich aus dem Gebäude hervor. &bdquo;Die ganze Schule ist nach ihm ausgerichtet“, sagt Johannes Strzyzewski, Direktor der Musik- und Kunstschule. Als es im Jahr 1913 eröffnet wurde – damals noch als Handwerker- und Kunstgewerbeschule der Stadt Bielefeld – war in der &bdquo;Nase“ des Komplexes das Atelier des Bildhauers untergebracht. &bdquo;Das brauchte eben eine bestimmte Höhe“, sagt Strzyzewski. Auch die Ausrichtung nach Norden ist nicht zufällig. &bdquo;Dadurch hat man den ganzen Tag über hier fast gleiche Lichtverhältnisse.“ Bethel hatte sich aus dem fünf Meter hohen Café zurückgezogen Als 1982 die Musikschule in das Gebäude einzog, herrschte dann allerdings erst einmal Ratlosigkeit. Denn der eigentlich wunderschöne Raum erwies sich als wenig zweckmäßig: &bdquo;Für den Unterricht ist er zu groß und für Konzerte zu klein“, sagt Strzyzewski. &bdquo;Und außerdem hat er eine katastrophale Akustik, fast wie in einer Kirche.“ Entsprechend zog zunächst das Archiv der Schule ein. Erst mit der Sanierung zum hundertjährigen Bestehen entstand dann die Idee, in dem mehr als fünf Meter hohen Raum ein Café einzurichten. Doch das Projekt geriet ins Stottern: Schon 2014 zog sich Bethel mit &bdquo;pro Werk“ als Betreiber zurück, auch die nachgerückten Falken gaben irgendwann auf. Und kurz nach dem Einstieg der Sozial-AG im Jahr 2019 machte Corona einen gehörigen Strich durch die Rechnung. &bdquo;Es wäre den Mitarbeitern nicht zuzumuten gewesen, die ganzen Auflagen zu kontrollieren und durchzusetzen“, sagt Franz Schaible. &bdquo;Immerhin sind sie keine selbstständigen Unternehmer.“ "Sie ist mit Herzblut bei der Sache" Erst mit dem Auslaufen der strengen Regeln und Vorgaben wurde jetzt ein Neustart gewagt. Und auch der stellte sich als schwierig heraus – aus inzwischen allseits bekannten Gründen. &bdquo;Als wir vor der Pandemie Kräfte für das Café gesucht haben, konnten wir aus Dutzenden Bewerbungen auswählen“, sagt Johannes Strzyzewski. &bdquo;Jetzt bekamen wir praktisch keine einzige.“ Erst über persönliche Verbindungen von Franz Schaible und die Stiftung Solidarität kam dann der Kontakt zu Rimante Krapiene zustande. Und die erwies sich inzwischen als Glücksgriff. &bdquo;Sie ist mit Herzblut bei der Sache“, sagt der Schulleiter anerkennend. &bdquo;Das ist wichtig, denn das merken die Leute.“ Aktuell wird das Café vornehmlich von Schülerinnen und Schülern und deren Eltern besucht. Wenn der Betrieb gut läuft und die wärmere Jahreszeit beginnt, bestehen Überlegungen, es aber auch &bdquo;zur Stadt hin zu öffnen“, wie Strzyzewski sagt: &bdquo;Dann können wir endlich auch die Außenterrasse dazunehmen. Ohne Corona wäre das sicherlich schon längst passiert.“ Zudem sollen demnächst auch Veranstaltungen der einzelnen Sparten der Muku noch mehr Leben in das einstige Atelier bringen – etwa Info-Abende, Live-Painting oder auch Schauspiel. Auch Musik kann sich Johannes Strzyzewski vorstellen. &bdquo;Aber für Konzerte haben wir eigentlich deutlich optimalere Räume.“ Das Café MuKu ist montags bis freitags von 14.30 bis 19.30 Uhr geöffnet.

Meistgelesen