Schüler bei Cybergrooming im Fokus: Bielefelder Polizei warnt vor Perversen im Internet und gibt Tipps

Bielefeld. Dass Kids mit Handy, Tablet oder PC chatten und spielen ist das Normalste auf der Welt. Doch tun sie das mit genug Misstrauen? Denn die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die im Netz von fremden Erwachsenen kontaktiert und sogar zu Treffen aufgefordert wurden, steigt deutlich. Laut einer aktuellen Studie der Landesanstalt für Medien NRW berichtete knapp ein Viertel der Befragten im Alter von 8 bis 17, solche Aufforderungen schon erhalten zu haben. Oft geht es den Tätern um Nacktbilder. Die Folgen solcher Cybergrooming-Taten sind nicht zu unterschätzen. Die Bielefelder Kripo-Expertin Bianca Post klärt auf. Cybergrooming Der englische Begriff ist zusammengesetzt aus der Vorsilbe Cyber- für &bdquo;Digitales“ und dem Verb &bdquo;groom“, was &bdquo;pflegen“ oder &bdquo;jemanden auf etwas vorbereiten“ heißt. Gemeint ist das Verführen von Minderjährigen, um sie zu sexuellen Handlungen zu zwingen - bis hin zur Vergewaltigung. Die Täter - darunter sind übrigens auch Täterinnen - investieren mitunter viel Zeit, um in Spiele-Chats oder in sozialen Netzwerken Kontakt zu Kindern und Jugendlichen zu finden. Ist das gelungen, geht es den Tätern darum, Vertrauen zu erschleichen. Bielefelder Kripo-Expertin: So gehen die Täter vor &bdquo;Dabei manipulieren sie ihre Gesprächspartner sehr geschickt“, sagt Bianca Post vom Bielefelder Kriminalkommissariat für Prävention und Opferschutz. Sie wohnen angeblich ganz in der Nähe, haben die gleichen Hobbys und hören die gleiche Musik. &bdquo;Sie finden sehr schnell heraus, wenn ihre Opfer Probleme mit den Eltern haben und solidarisieren sich stark mit ihnen. Da wird viel Verständnis geheuchelt und geschmeichelt.“ Manche Täter bauen über Monate und sogar Jahre eine vermeintlich vertrauensvolle Beziehung auf. Sie treffen sich über lange Zeit zum gemeinsamen Zocken. Andere agieren sehr plump und fordern schon sehr schnell, eindeutig sexuelle Dinge. Die Täter wollen Nacktbilder, Macht ausüben oder Sexualstraftaten vorbereiten Kripoexpertin Bianca Post kennt mehrere Ziele dieser Täter: &bdquo;Die einen wollen Nacktbilder und Videos. Andere gehen sogar so weit, und versuchen sich mit ihren Opfern zu treffen. Laut der Studie kommt das sogar am häufigsten vor. Interessant: Es tun längst nicht alle so, als wären sie gleichaltrig. Manche gehen ganz offen mit ihrem Alter um, locken ihre Opfer dafür aber mit Geschenken. Wer seine Opfer über Computerspiele findet, bietet schnell kostenpflichtige In-Game-Käufe an (bessere Spielfähigkeiten, tolle Waffen, zusätzliche Kräfte). Die gebe es aber nur, wenn die Kinder und Jugendlichen ihm dafür Nacktbilder oder Videos in erotischen Posen schickten, so Post. Diese Dinge werden dann zum großen gemeinsamen Geheimnis gemacht. Das soll verhindern, dass sich Opfer den Eltern oder Lehrern offenbaren. Andere geben sich als professionelle Fotografen einer Agentur aus und versprechen tolle Model-Fotos. Wieder andere leben ihre Macht aus, indem sie ihre Opfer mit eigenen Nacktbildern oder (Kinder-)Pornografie konfrontieren. &bdquo;Sextortion“ – Täter erpressen ihre Opfer Hat der Täter die ersten Fotos von seinem Opfer, wird er immer weitere fordern. Sollte das Opfer sich irgendwann weigern, weiterzumachen oder weiterzugehen als beim ersten Mal, gehen die Täter zur offenen Erpressung über (&bdquo;Sextortion“). Sie drohen damit, die bereits vorhandenen Fotos zu veröffentlichen – etwa an der eigenen Schule – oder diese den Eltern zu schicken. Schwere Folgen für die Betroffenen Die minderjährigen Opfer durchschauen die Täter oft erst spät. Sie reagieren verstört und oft auch mit Angst. Manche Täter nutzen diese Angst gezielt aus. Und natürlich spielt Scham eine große Rolle. Ein erotisches Foto von sich, das in der Schule kursieren oder dem Vater zugespielt werden könnte, sind enorme Druckmittel. Viele trauen sich deshalb nicht mehr, Hilfe zu holen. Diese Hilflosigkeit nutzen die Täter oft weiter aus. Das sind die Täter-Plattformen Die Studie der Medienlandesanstalt macht deutlich, dass längst nicht nur TikTok (24,9 Prozent), Instagram (22,1), Facebook (19) und WhatsApp (18,6) für die Täter als Anbahnungs-Plattformen interessant sind. Scheinbar ganz harmlose Spiele-Chats sind im Kommen. In der Studie stiegen die Taten im Kinder-Konstruktionsspiel Minecraft (17,1) und beim Ego-Shooter &bdquo;Call of Duty“ (12,1) merklich. Im Vorjahr lag noch das Fußballspiel FIFA 2022 (9.4) ganz oben in der Liste der &bdquo;Täter-Spiele“. Sie nutzen die im Spiel eingebetteten Chats, um sich mit den jungen Gamern anzufreunden. Diese öffentlichen Chats sind aber nur für kurze Dauer interessant. Relativ bald sollen die Gespräche dann im Privaten fortgeführt werden. Unter vermeintlich Gleichaltrigen wird dann über Intimes und Sex gechattet. Bedenklicher Anstieg bei den Jüngeren 24,1 Prozent der Befragten zwischen 8 und 17 Jahren gaben an, schon zu realen Treffen aufgefordert worden zu sein. Vor allem bei den Jüngeren ist der Anstieg dieser Taten bedenklich. Während es bei den 13- bis 17-Jährigen keine auffallende Veränderung gab, stieg der Anteil der Betroffenen im Alter von 8 und 9 von 8,8 auf 20,4 Prozent, der Anteil der 10- bis 12-Jährigen, die von Cybergrooming-Tätern bereits zu Treffen aufgefordert wurden, stieg von 14,1 auf 22,9 Prozent. &bdquo;Bei einer Klasse von 32 Kindern sind also gut 7 Kinder bereits auf diese Weise zu Treffen mit fremden Erwachsenen aufgefordert worden“, erklärt Bianca Post. So ermittelt die Polizei im Netz Die Cyber-Ermittler des Landeskriminalamtes sind auf den einschlägigen Plattformen und Netzwerken als Kinder unterwegs. Sie suchen dort nach Tätern und schlagen zu, wenn diese rote Linien überschreiten. Das können Eltern zum Schutz ihrer Kinder tun Die Diplom-Pädagogin Bianca Post hat für Eltern, die ihre Kinder schützen wollen, fünf wichtige Präventionstipps: 1. &bdquo;Schutz durch Wissen“: Eltern sollten die Sicherheitseinstellungen kennen und anwenden, Apps und Chats reglementieren und den Zugang von außen einschränken. 2. &bdquo;Offenheit“: Eltern sollten mit den Kindern früh über die Risiken in der digitalen Welt sprechen. Immer wieder. Sie müssen verinnerlichen, dass man unangenehme Chats einfach verlassen darf. Sie müssen wissen, wie Täter vorgehen, woran man sie erkennt. 3. &bdquo;Aufmerksamkeit“: Es sei wichtig, auf Signale wie Bauchschmerzen oder Desinteresse am Internet zu achten. 4. &bdquo;Vertrauen“: &bdquo;Eltern haben einen großen Vertrauensvorschuss“, sagt Kripoexpertin Post. &bdquo;Den sollten sie nutzen. Sie sollten ihren Kindern die Scham nehmen und die Angst vor Konsequenzen.“ Besonders wichtig sei es, den Kindern nicht die Schuld für das Erlebte zu geben. 5. &bdquo;Handeln“: &bdquo;Eltern bemühen sich inzwischen weniger um die Medienerziehung als noch vor wenigen Jahren. Das ist ein gefährlicher Trend.“ Dabei sei es wichtig, Mediennutzungsregeln abzustimmen und zu erklären. Wenn etwas passiert ist, sollte man auch Strafanzeige erstatten oder Hilfe holen (Schule, Beratung). Cybergrooming ist eine Form des sexuellen Missbrauchs von Kindern und strafbar, auch wenn es noch nicht zu sexuellen Handlungen kam. Weitere Tipps zur Prävention gibt es bei klicksafe.de. Das benötigt die Polizei für die Ermittlungen Die Ermittler benötigen für ihre Arbeit... &bdquo;Usernamen“ von Täter und Opfer, Datum und Uhrzeit der Chats und den Namen der Plattform. Im Idealfall helfen Screenshots vom Chat gut weiter.

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