Kosten nicht mehr tragbar: Traditionsreicher Bielefelder Gastronomiebetrieb steht vor dem Aus

Bielefeld. Das Gerücht macht bereits seit vielen Monaten die Runde, aber Andreas Büscher wollte sich nicht dazu äußern. &bdquo;Es gibt einen Plan B“, hatte er im Vorjahr lediglich gesagt. Jetzt ist der Plan B der Familie für Hotel und Restaurant Büscher an der Carl-Severing-Straße in Quelle konkreter geworden: Ein auswärtiger Investor hat in der Folge bei der Stadt einen Bauantrag für das Grundstück in Quelle gestellt. Sollte dieser genehmigt werden, wäre es das Ende der traditionsreichen Gastronomie, die es seit 1884 gibt. Der bekannte Gastronom und Präsident der Dehoga Ostwestfalen-Lippe (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) ist unglücklich darüber, dass über jenen Plan B bereits lautstark gesprochen wird. &bdquo;Es ist noch nicht dingfest“, betont Büscher. Dingfest meint, dass die Familie, die den Betrieb mittlerweile in der vierten und fünften Generation betreibt, verkauft und das Gebäudeensemble im Anschluss für den Bau von Mehrfamilienhäuser abgerissen würde. Wie viele Wohneinheiten auf dem 6.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen sollen, möchte Büscher nicht sagen, auch nicht, wer der Investor ist. Nur: &bdquo;Er hat bereits mehrere Projekte in Bielefeld realisiert.“ Dass es soweit gekommen ist, hat mehrere Gründe. &bdquo;Zwei Jahre Corona-Pandemie haben uns gezeigt, wie fragil das Ganze ist“, sagt Andreas Büscher. Die Reserven der Familie seien aufgebraucht, trotz staatlicher Unterstützung. Um über die Runden zu kommen, musste ein Kredit aufgenommen werden, der nun abbezahlt werden muss, dazu jetzt die höheren Energiepreise. Hotelzimmer und Toilettenanlagen bräuchten eine Auffrischung Was aber noch ausschlaggebender ist: &bdquo;Das Haus ist alt und groß, es stehen große Investitionen an“, erklärt der Gastronom. Die Hotelzimmer und Toilettenanlagen bräuchten eine Auffrischung, die elektrischen Anlagen müssen teils erneuert werden, mittelfristig beide Dächer erneuert werden. &bdquo;Das alles macht einen hohen sechsstelligen Betrag aus.“ Seit 2009 sind Tochter Karina und Schwiegersohn Patrick mit im Boot. Der Familienrat habe getagt, &bdquo;und es war sehr emotional“, sagt Büscher. &bdquo;Aber es hat doch keinen Zweck, den Kindern etwas auf die Schultern zu packen, an dem sie ihr Leben lang abbezahlen.“ Bei der traurigen Entscheidung habe eine Unternehmensberatung geholfen, die von außen einfach pragmatisch auf die Fakten und &bdquo;das gute Angebot des Investors“ geschaut habe. Wie lange Hotel und Restaurant Büscher, die am 6. Januar gerade wieder nach der Weihnachtspause an den Start gegangen sind, bei einem Verkauf geöffnet bleiben, ist noch offen. Es könnte vielleicht bis zum Sommer weitergehen. Jedenfalls wird Andreas Büscher derzeit keine längerfristigen Buchungen entgegennehmen. &bdquo;Das ist eine blöde Situation für uns, aber auch für die Gäste“, räumt der 62-Jährige ein. Verkauf soll nicht das Ende der gastronomischen Ära sein Ein Verkauf soll allerdings nicht das Ende der gastronomischen Ära Büscher sein. Die Familie ist auf der Suche nach einer neuen gastronomischen Heimat. Beworben hatte sie sich bei der Stadt auch um &bdquo;Wernings Weinstube“ am Alten Markt. Diese hatte sich jedoch für die Gastronomie Theater für den Caterer &bdquo;Sternzeit“ entschieden. &bdquo;Das muss ich so akzeptieren“, sagt Andreas Büscher, &bdquo;auch, wenn ich es nicht ganz nachvollziehen kann. Das hätten wir sehr gerne gemacht.“ Somit geht die Suche nach einer geeigneten Lokalität weiter. Der 62-Jährige will dann allerdings ins zweite Glied zurücktreten, Karina und Patrick Büscher (41) sollen die Federführung übernehmen. Patrick Büscher kombiniert gerne regionale Küche mit exotischen Zutaten. Er hat bereits bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth gekocht und sein Können bei der Koch-Show &bdquo;The Taste“ unter Beweis gestellt. Zudem war er regelmäßig beim Bielefelder &bdquo;Koch-Quintett“ dabei. Das Restaurant mit Biergarten findet Erwähnung im Michelin 2022 und ist im neuen Falstaff 2023 mit zwei Kochmützen ausgezeichnet. Betrieb mit langer Geschichte Der Betrieb in Quelle blickt auf einen lange Geschichte zurück. Urgroßvater Heinrich Büscher eröffnete in der kleinen Gemeinde mit etwas mehr als 1.000 Einwohnern den &bdquo;Dorfkrug“. Schon wenige Jahre später wurde angebaut und der Krug zum Restaurant &bdquo;Zur Rennbahn“. 1913 kam ein 250 Quadratmeter großer Saal hinzu. Emil Büscher übernimmt 1928 in 2. Generation, unter seiner Federführung entstand der größte Festsaal weit und breit, darüber hinaus ließ er 1935 zehn Fremdenzimmer bauen. Damit war das Hotel Büscher geboren. In den Jahren 1948 bis 1956 hielten die &bdquo;Queller Lichtspiele“ Einzug. 1965 übernahm die dritte Generation, Emil Büscher übergab seinem Sohn Willi mit Ehefrau Susanne die Leitung. Passend zum 100-Jährigen 1984 übernimmt der heutige Chef, Andreas Büscher, die Regie über Hotel, Küche und Restaurant. Gemeinsam mit seiner Frau Petra baute er den Betrieb weiter aus.

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