Prügeleien, brennende Autos, Mensch im Gleis: Feuerwehr und Polizei im Silvester-Dauereinsatz

Bielefeld. Die Silvesternacht 2022 war geprägt von der großen Freiheit der Bielefelder, die nach zwei Pandemie-Jahren wieder uneingeschränkt feiern und böllern konnten. Die Menschen waren wieder in großen Zahlen im Stadtgebiet unterwegs und auch beim Böllern kannten einige Bielefelder kein Halten mehr. Das zeigte sich auch für Feuerwehr und Polizei. Ihre Silvesternacht war nach zwei ruhigeren Jahren wieder mehr als ereignisreich. Unter anderem brannten kurz vor 1 Uhr mehrere Autos in einem Hinterhof an der Eckendorfer Straße ab. Bei Polizei und Feuerwehr gingen ab 0 Uhr Hunderte Notrufe ein. Auch von der Polizeileitstelle hieß es, dass es direkt nach Mitternacht schlagartig losgegangen sei. Was für die Feuerwehr angesichts der startenden Raketen- und Böllerflut nichts Ungewöhnliches ist, war für die Beamten der Polizei schon erwähnenswert: &bdquo;Denn die Böllerei allein ist ja nicht verboten und für die Polizei kein Einsatzgrund“, sagt ein Sprecher aus der Leitstelle. Illegale Böller seien in der vergangenen Nacht jedenfalls kein Thema der Beamten in den Streifenwagen gewesen. Pyrobausatz kostet in Jülich zwei Finger Sehr wohl war aber auch das legale Feuerwerk im wahrsten Sinne brandgefährlich. Der Rettungsdienst musste nach Angaben der Feuerwehr zwischen 18 und 8 Uhr knapp 100-mal ausrücken. In drei Fällen meldeten Silvester-Feiernde tatsächlich Verletzungen vom Böllern. "Wir mussten zweimal Explosionen in der Hand und eine Explosion, die zu nah am Gesicht passierte, versorgen", sagte Ulrich Hackmann, Lagedienst-Verantwortlicher der Feuerwehr-Leitstelle. Zum Glück seien dabei aber keine dramatischen Verletzungen zu registrieren gewesen. Die Böller-Unfälle seien glimpflich ausgegangen. In Jülich hingegen hatte ein 27-Jähriger mehrere legale Böller miteinander verklebt. &bdquo;Bei der Zündung explodierte das selbst gebastelte Bündel jedoch schon in der Hand des Mannes“, hieß es von der Polizei. Der junge Mann verlor zwei Finger der rechten Hand. Punkt Mitternacht setzte es in Bielefeld Prügeleien und Randale Die Polizisten in Bielefeld mussten mit dem Jahreswechsel hingegen sofort bei eskalierten Streitigkeiten eingreifen, hatten mit Prügeleien und Randalierern zu tun und mussten Körperverletzungen ahnden. Der Alkohol war bei vielen schon um diese Uhrzeit nicht zu knapp geflossen. Aus der Polizei-Leitstelle hieß es zwar, dass keine herausragenden Einsätze zu verzeichnen waren. Aber trotzdem gab es für die Beamten bis etwa 2.30 Uhr keine Verschnaufpause mehr – der ganz normale Silvester-Wahnsinn war wieder zurück. Zwischen 20.30 und 5.30 Uhr gingen bei der Polizei Notrufe zu insgesamt 190 Einsätzen im Stadtgebiet ein. Wer nach Eskalationen etwa am Boulevard oder andernorts negativ auffiel, wurde nach der Aufnahme der Personalien in der Regel mit Hilfe eines Platzverweises des &bdquo;Tatorts“ verwiesen. Diese Polizei-Maßnahme zeigte bei fünf besonders renitenten Randalierern aber gar keine Wirkung. Sie kamen zur Verhinderung weiterer Straftaten schließlich alle fünf in eine Gewahrsamszelle der Polizei. Und diese können sie auch erst nach ihrem alkoholbedingten Rausch wieder verlassen. 740 Notrufe bei der Feuerwehr - 49 Brände, 6 Hilfeleistungen Für die Feuerwehr brach - wie erwartet - das Einsatzgeschehen mit den ersten Raketen los. Bereits zwei Minuten nach Mitternacht musste der erste gemeldete Brand gelöscht werden, hieß es am Morgen aus der Leitstelle. Anschließend nahmen sämtliche Disponenten auf allen Leitungen Notrufe entgegen. Wie Ulrich Hackmann von der Leitstelle vermeldete, gingen zwischen 18 und 8 Uhr morgens insgesamt 740 Anrufe ein. Vor allem zwischen Mitternacht und 2.30 Uhr liefen die Leitungen heiß. Die Brandbekämpfer der Berufsfeuerwehr und zahlreiche eingesetzte Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr waren im gesamten Stadtgebiet gefragt. Die Leitstelle regisrierte zahlreiche Mülltonnenbrände, auch seien die Brandbekämpfer zu überdurchschnittlich vielen Heckenbränden gerufen worden. Der starke Wind hatte in der Silvesternacht ein ums andere Mal glühende oder nur leicht brennende Pyro- und Papp-Teile ordentlich angefacht. "Die Wetterlage hat uns da besondere Probleme bereitet", so Hackmann. Die Feuerwehr eilte insgesamt zu 49 Feuern und rückte sechsmal zu Hilfeleistungen aus, so Hackmann: "Die Summe von 49 Bränden ist schon relativ viel." Zum Glück hätten sich aber keine schwerwiegenderen Brände in oder an Gebäuden ereignet. Die Silvesternacht in Zahlen 190 Polizeieinsätze zwischen 20.30 und 5.30 Uhr. Fünf besonders renitente Bielefelder landeten im Lauf der Nacht in der Zelle. 740 Notrufe in der Leitstelle der Feuerwehr für Rettung und Brandbekämpfung zwischen 18 und 8 Uhr. das führte zu knapp 100 Rettungseinsätzen für Rettungswagen und teilweise auch für den Notarzt, 49 Brandeinsätzen (Gebäude wurden diesmal nicht beschädigt), zum Glück gab es auch keine Verletzten durch Brände oder Rauch, und 6 Hilfeleistungen. Bielefelder Feuerwehr eilt zu vier brennenden Autos In einem Fall brannten plötzlich aber mehrere Autos an der Eckendorfer Straße. Anwohner hatten um 0.39 Uhr zunächst einen brennenden Müllcontainer gemeldet. Sie konnten durch eine Mauer zum Hinterhof einer dortigen Kfz-Werkstatt nicht erkennen, dass tatsächlich aber mehrere Autos in Flammen aufgegangen sind. Als die 25 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und der Löschabteilung Innenstadt auf dem rückwärtigen Teil des Firmengeländes eintrafen, standen dort vier Autos in vollen Flammen. In direkter Nähe stand nach Angaben des Einsatzleiters ein kleines Gebäude, in dem Lacke und Motorenöle der Werkstatt lagerten. Umweltamt der Stadt Bielefeld lässt kontaminierten Löschschaum abpumpen Die Einsatzkräfte kümmerten sich deshalb intensiv darum, ein Übergreifen der Flammen auf dieses Lager zu verhindern. Anschließend mussten die Brandbekämpfer die Flammen in den Autos mit reichlich Löschschaum ersticken. Ein fünftes Fahrzeug, das direkt neben den brennenden Wagen stand, konnte geschützt werden, wurde aber auch beschädigt. Schließlich musste noch das Umweltamt eingeschaltet werden. Die städtischen Umweltschützer entschieden, dass eine Fachfirma den kontaminierten Löschschaum am Einsatzort absaugen müsse. Allein dieser Einsatz endete für die Feuerwehrleute erst um 2.20 Uhr. Auch in diesem Fall ist anzunehmen, dass Silvesterfeuerwerk für den Ausbruch der Flammen verantwortlich war. Auf der Rückseite des Innenhofs wurde in der Nacht reichlich geböllert. Um 0.53 Uhr brannte plötzlich ein Mülleimer in einem Restaurant an der Arndtstraße Ecke Friedenstraße. Bei einem Feuer im Innenraum bestehe immer die Gefahr einer Rauchentwicklung, die für die Menschen dort gefährlich werden könne, sagte der Feuerwehrsprecher. Aber auch hier sei die Feuerwehr schnell vor Ort gewesen. Der Mülleimer wurde gelöscht. Niemand sei verletzt worden. Ordnungsamt Bielefeld hat mit renitentem Jugendlichen zu kämpfen Derweil kontrollierte das Ordnungsamt in der Nacht die Einhaltung der Böllerverbotszonen an der Sparrenburg und im Neuen Bahnhofsviertel am Bielefelder Boulevard. Update, 17.30 Uhr: Wie Michael Focke vom Ordnungsamt am Nachmittag mitteilte, waren die städtischen Teams schon tagsüber in der Stadt unterwegs, ab dem Abend konzentrierten sich die Kontrollen auf die bekannten Innenstadt-Hotspots wie Jahnplatz, Kesselbrink und die Verbotszonen. Letztere seien unauffällig gewesen. Die Mitarbeiter registrierten den erwartet hohen Besucherstrom an der Burg und im Vergnügungsviertel der Stadt. Dennoch sei es nur vereinzelt zu Böllereien gekommen. Die Zündler wurden in der Regel ermahnt und fügten sich anschließend, so Focke. Insgesamt habe es viele Kleinigkeiten gegeben, die für die Einsatzkräfte Anlass zum Einschreiten gaben. So hätten doch einige ihre Knaller in Richtung von Autos geworfen. Das hatte am Hauptbahnhof kurz nach Mitternacht tatsächlich auch ein Jugendlicher vor den Augen der Ordnungskräfte getan. Als diese den jungen Mann ermahnten und schließlich sogar seinen Ausweis haben wollten, stellte sich heraus, dass der 16-Jährige sein Feuerwerk noch gar nicht hätte zünden dürfen. Die Ordnungsbehörde zerstörte daraufhin den Feuerwerksvorrat des Jugendlichen - "im Einvernehmen", wie es hieß. Doch der Jugendliche zeigte anschließend weiterhin Grenzüberschreitungspotenzial. Wie Michael Focke mitteilte, sei er anschließend im Hauptbahnhof ins Gleis gesprungen, obwohl sich zu diesem Zeitpunkt weiterhin Züge ankündigten. Die Männer holten den Jugendlichen aus dem Gleis und riefen die zuständige Bundespolizei. Doch der Platzverweis der Polizei zeigte keine Wirkung. Eine Stunde später tauchte der 16-jährige Störenfried wieder auf und zeigte laut Focke wenig Einsichtsfähigkeit. Der Jugendliche wurde daraufhin von der Bundespolizei übernommen und vermutlich musste er zunächst auf der Wache verbleiben, bis Erziehungsberechtigte sich dem jungen Mann annahmen. Straßenkehrer der Stadt Bielefeld stehen im Silvesterdreck Angesichts der sichtbaren Pyro-Freude der Bielefelder hatte am frühen Neujahrsmorgen schließlich auch der Umweltbetrieb wieder alle Hände voll zu tun. Die Straßen und Plätze der Stadt waren überfüllt mit Feuerwerksresten und den Überbleibseln der stadtweiten Party. Scherben, Flaschen, zurückgelassene Sprengkörper, Raketenbatterien, die auf ganzen Spanplatten verschraubt sind, und natürlich das gerade bei Nässe so unschöne Böller-Papier sorgten bei den Hand- und Straßenkehrerteams für reichlich Arbeit am ersten Tag des Jahres. Doch Kompliment: Der zu Silvester äußerst belebte Kesselbrink war bereits bei Aufgang der Sonne geräumt, lediglich in den Hecken und am Rande des Platzes fanden sich noch reichlich Zeugen einer wilden Nacht.

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