Herford spart durch Kooperation mit der Bielefelder Feuerwehr 11 Millionen Euro

Bielefeld/Herford. Der Brandschutzbedarfsplan sieht vor, dass die Feuerwehr bei einem kritischen Brand durchschnittlich in 8 Minuten vor Ort sein muss. Die Feuerwehr Herford verfehlt dieses Ziel aber in den entfernten Stadtteilen Laar und Stedefreund um rund 2 Minuten. "Wir schaffen das einfach nicht", sagt Herfords Bürgermeister Tim Kähler. Eine neue Feuerwache im Südwesten wäre die logische Konsequenz. Doch zusammen mit Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen hat Tim Kähler eine bessere und günstigere Lösung gefunden, um für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. Anstatt 9,75 Millionen Euro für eine neue Feuerwache und weitere 1,5 Millionen Euro für Personalkosten und Abschreibungen zu investieren, greift die Nachbarkommune ganz einfach auf bereits vorhandene Strukturen in der Nähe zurück. Künftig werden Bielefelder Feuerwehrleute zur Unterstützung nach Herford-Laar und Herford-Stedefreund ausrücken, wenn schnelle Hilfe notwendig ist. Damit sind sowohl die Brandbekämpfer der Berufsfeuerwehr der Wache Nord in Baumheide involviert als auch die freiwilligen Wehrleute aus Brake, Altenhagen und eventuell aus Vilsendorf. Zweite Wache in der Nähe der Bielefelder Berufsfeuerwehr wäre ein Schildbürgerstreich Die sogenannte öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen den beiden Kommunen liegt derzeit noch zur Prüfung bei der Bezirksregierung. Die beiden Stadtoberhäupter Pit Clausen und Tim Kähler gehen allerdings davon aus, dass der Genehmigung nichts mehr entgegensteht. Clausen spricht von einer "Erfolgsgeschichte über die Zusammenarbeit zweier Städte. Sie ist der Beweis dafür, dass man klugerweise über die Stadtgrenzen hinaus denken darf." Die Wache Nord der Bielefelder Berufsfeuerwehr, Herforder Straße, liegt 4 bzw. 5 Kilometer von den Herforder Ortsteilen Stedefreund und Laar entfernt. Das Gerätehaus der Löschabteilung Brake liegt sogar noch näher. Die Herforder Feuerwache ist hingegen 8 bzw. 9 Kilometer entfernt. Tim Kähler: "Wenn wir bei so einer Fachlichkeit auf der anderen Seite der Stadtgrenze ganz in der Nähe eine weitere Wache bauen würden, würde man uns zu Recht fragen, ob wir Bürgermeister von Schilda sind." Wenn Menschen in Gefahr sind, kommt Hilfe auch aus Bielefeld Trotzdem sei die Umsetzung der Kooperation, die schon vor Jahren in gemeinsamen Gesprächen geplant war, nicht so einfach umzusetzen gewesen wie gedacht. Bis zu einer Novellierung des Brandschutz-, Hilfeleistungs- und Katastrophenschutzgesetzes im Jahr 2021 gab es dafür zu große bürokratische Hürden. "Das haben wir uns alles einfacher vorgestellt", sagt Clausen. Ganz konkret werde die Bielefelder Feuerwehr nur zu kritischen Brandeinsätzen gerufen, also wenn Menschen in Gefahr sind, sagt Carsten Kroll, zweiter Bielefelder Feuerwehrchef. "Wir unterstützen die Feuerwehr in Herford gerne." Aber er betont: "Es wird immer auch die Herforder Feuerwehr zum Einsatzort kommen." Nach den Erfahrungen der letzten Jahre sei nur eine "Handvoll Einsätze zu erwarten. Wir gehen nicht täglich von solchen Einsätzen aus." Herford profitiert, Bielefeld sieht Perspektiven für die Zukunft Im Rettungsdienst ist "grenzübergreifende" Hilfe übrigens keine Neuigkeit. Schon seit 2017 kooperieren die beiden Städte mit ihren Notärzten. Der Standort in Spenge hilft bei der Erreichbarkeit des Bielefelder Nordens. Und bei den Rettungswagen kommt es durch den Austausch der Leitstellen immer wieder zum Einsatz freier Kapazitäten aus dem Nachbargebiet. Doch im Brandschutz lagen die juristischen Voraussetzungen dafür bislang nicht vor. Auch wenn bei dieser Zusammenarbeit nur Herford profitiert (die Stadt Bielefeld stellt nur entstandene Sachkosten in Rechnung) sehen Pit Clausen und Tim Kähler sie als Teil einer umfassenderen, größeren Kooperation: "Schon länger stellen wir einen Bewusstseinswandel hin zum interkommunalen Miteinander fest, weg vom Kochen im eigenen Süppchen", sagt Clausen. "Davon werden alle profitieren. Sie fragen doch auch nicht, wenn die Nachbarin nach einem Liter Milch fragt, was ich davon habe?" Tim Kähler hat ganz konkrete Beispiele: "Etwa bei der Radwegeplanung oder beim öffentlichen Nahverkehr. Wir müssen akzeptieren, dass man in Elverdissen sich auch stark nach Bielefeld orientiert. Dann ist es doch sinnvoll, Busverbindungen über die Stadtgrenzen hinweg zu etablieren."

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