Wie viel Spaß macht eigentlich Eisstockschießen? Wir haben's getestet

Bielefeld. Schnellen Schrittes bin ich bei frostigen -5 Grad mit ein paar Freunden auf dem Weg zum Eisstockschießen auf dem Klosterplatz. Dass es ein echt spaßiger Abend wird, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Denn zugegeben: Als bekennender Sportmuffel starte ich nicht wirklich motiviert in den Test. Eisstockschießen - so richtig Ahnung von dieser Sportart habe ich nicht. "Ist das so ähnlich wie Curling?", frage ich meine Kollegen. Die mir wenigstens versichern, ich müsse nicht den Besen schwingen. "Verrenke dich nicht", diesen Tipp verstehe ich erst jetzt. Denn ich muss den acht Kilogramm schweren Eisstock heben und werfen. Gar nicht so leicht, das Ding über die drei Meter breite und 14 Meter lange Bahn schlittern zu lassen. "So nah wie möglich ans Haus", erklärt ein Mitarbeiter. Was er als Haus bezeichnet, erkenne ich als kleine schwarze Scheibe in weiter Ferne. "Bis dahin komme ich doch nie", denke ich und hoffe mich bei meinem ersten Wurf nicht zu blöd anzustellen. Schwere Sache - aber wohl auch für Schüler ein Spaß "Kinder ab zehn Jahren können hier schon mitspielen", sagt Laura Nülken, die gemeinsam mit ihrem Mann den Weihnachtsmarkt am Klosterplatz betreibt. Erst morgens hatte die Klosterschule hier ihren Sportunterricht. Ich bin mir sicher, die konnten das wesentlich besser als ich, denn mein Spielstein landet zwei Meter vor meinen Füßen. "Ausbaufähig", versucht mein Freund mich zu körperlichen Höchstleistungen anzuspornen. Und ich muss zugeben: "Übung macht den Meister." Nach ein paar Würfen habe ich es raus. Vielleicht liegt das aber auch am Glühwein, den es zum Aufwärmen direkt an der Eisbahn zu kaufen gibt. Gar kein echtes Eis Als ich den nächsten Eisstock werfe, sehe ich, dass das gar kein echtes Eis ist, auf dem wir spielen. Die Bahn besteht aus Kunststoffplatten, in die eine Kühlflüssigkeit eingepresst ist, wie Nülken erklärt. Sie spart also Wasser und Strom. Auf der künstlichen Eisfläche schlittert mein Eisstock bis kurz an das Haus. Das gegnerische Team hat keine Chance, denn der fünfte und letzte Stein, ist eine richtige Punktlandung. Spätestens jetzt ist der "Fun"-Faktor beim Spielen da und die nächste Runde wird gestartet. Vorab müssen allerdings die Eisstöcke zurückgeholt werden - nach einigen Tassen Glühwein gar nicht mehr so einfach. Wie Pinguine auf dem rutschigen Eis versuchen meine Freunde und ich uns auf den Beinen zu halten. Die wetterbedingte, echte Eisschicht auf den insgesamt sechs Bahnen erleichtert unsere Mission nicht. Dafür trägt sie zum winterlichen Ambiente bei. Genauso die Beleuchtung und das "Drumherum" aus Glühweinständen und Fressbuden am Klosterplatz. Ein weiteres Highlight: An diesem Abend spielt ein junger Mann Gitarre und singt. Bahnmiete ist nicht ganz billig Erst jetzt fällt mir auf, dass auf den Bahnen neben uns plötzlich gähnende Leere herrscht. Die Leute von einer Weihnachtsfeier sind weitergezogen. Nur meine Freunde und ich halten mit bereits gefrorenen Füßen die Stellung und unterhalten die Weihnachtsmarktbesucher, die "nur mal gucken" wollen. Kein Wunder, denn die Bahnmiete ist nicht ganz billig. "Am Eisstockschießen verdienen wir nichts", erklärt die Chefin, als ich sie darauf anspreche. Die Miete der speziellen Kunststoffplatten sei annähernd so teuer wie eine richtige Eisbahn. Dabei sind Wasser und Strom in der aktuellen Zeit ebenfalls kein Schnäppchen. Für das kommende Jahr solle eine andere Lösung, auch für Kinder, gefunden werden. Für mich war nach einer Stunde Eisstockschießen klar: Besser als gedacht und vor allem mit Freunden einen Ausflug wert. Meine Freundin schlägt sogar ganz klischeebehaftet und mit einem Augenzwinkern vor, dass das auch etwas für ein Date sein könnte: "Männer können hier ihre Muckis spielen lassen, schießen aber auch manchmal übers Ziel hinaus." Und auch ich weiß jetzt Bescheid: "Eisstockschießen ist wie Bowling, nur auf Eis!"

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