Nach dem Jahnplatz-Brand: Kripo sucht vier junge Männer, Mitarbeiterinnen verzweifelt

Bielefeld. Nach dem folgenreichen Brand im Tedi-Laden im unterirdischen Jahnplatz-Forum haben die Brandermittler der Kripo am Donnerstagvormittag, 15. Dezember, die Ermittlungen am Brandort aufgenommen. Ihr Ziel ist die Suche nach der Brandursache. Parallel suchen Kripoermittler aber auch die Identität von vier jungen Tatverdächtigen. Sie verließen höchst eilig den Laden, kurz danach brach unter dem Jahnplatz ein Feuer aus, das die Feuerwehr anschließend bis zu sieben Stunden lang beschäftigt. Mittwoch, 14. Dezember, 17.29 Uhr, Jahnplatz-Forum: Die Überwachungskamera eines benachbarten Geschäfts zeigt, wie vier Personen mit Sportschuhen (die Kamera zeigt nur Beine und Füße) den Filialisten mit Deko- und Partyartikeln betreten. Um 17.31 Uhr kehrt einer von ihnen aus dem Tedi-Laden zurück. Er dreht sich um, wartet kurz und dann eilen seine drei anderen Begleiter raus. Um exakt 17.32 Uhr verlässt der letzte des Quartetts das Geschäft. Sie haben es enorm eilig. Das macht sie verdächtig. Laut Polizeisprecher Fabian Rickel sei es aber noch zu früh, hier Rückschlüsse zu ziehen. Die Videos der Überwachungskameras, auch von MoBiel, müssten zunächst ausgewertet werden, um hier den Verdacht zu erhärten oder zu entkräften. Dennoch ist für die Kripo die Suche nach diesen vier Zeugen wichtig. Denn die Kripo geht nach der Tatortaufnahme in dem Geschäft inzwischen von Brandstiftung aus. "Ein technischer Defekt ist nach den ersten Erkenntnissen der Brandermittler eher auszuschließen", erklärt Rickel. In der Nähe war kein technisches Gerät zu finden. Der Brandort ist daher weiterhin beschlagnahmt. Auch wegen des vermuteten Millionenschadens werden die Ermittler am Freitag nochmals mit einem Sachverständigen zum Tatort zurückkehren. Vier junge Männer eilen aus dem Geschäft Haben hier vier junge Leute im Laden gezündelt? Eine Mitarbeiterin steht am Donnerstagmorgen fassungslos vor dem ausgebrannten, etwa 40 Meter ins Innere reichende Ladengeschäft. "Wir haben häufiger Mal Jugendliche, die mit ihren Feuerzeugen bei uns herumhantieren. Ich sage immer: Lasst das. Was ist, wenn hier etwas anfängt zu brennen?" Gebrannt habe es bisher nie. Bis zum Mittwochabend. Ausgerechnet das trockene Deko-Pampasgras soll im hinteren Teil des Geschäfts plötzlich in Flammen gestanden haben. Daneben lagen Waren aus Holz. Das Feuer habe ganz schnell um sich gegriffen. Der Bielefelderin stehen Tränen in den Augen. "Wir haben den Laden gerade auf Vordermann gebracht", sagt sie. "Das ist hier mein Baby. Wir haben hier viel Zeit reingesteckt." Die Flammen am Mittwochabend haben fast alles zerstört. Nur ein paar Plastikbälle und Deutschlandfahnen, die im vorderen Teil der Filiale gestanden hatten, sind noch einigermaßen erkennbar. Eine massive Brandschutztür hatte sich nach dem Ausbruch geschlossen und so die Ausbreitung der Flammen zumindest eingedämmt. Brandermittler stehen mit Gebläse-Atemschutz unter dem Jahnplatz Für die Mitarbeiterinnen bedeutet der Brand auch Existenzangst: "Wir haben keine Ahnung, wann es hier wieder weitergehen kann? Oder ob es überhaupt weitergehen kann." Derweil steht ein dreiköpfiges Expertenteam der Kripo in dem Geschäft und sucht im Brandschutt nach Indizien für den Ausbruch des Feuers. Sie prüfen die Elektrik, suchen im Brandschutt nach Resten von Brandbeschleuniger (etwa Rückstände von Feuerzeuggas) und analysieren die Rußspuren an den Wänden. Weil in dem unterirdischen Laden immer noch giftige Gase schweben können, verrichteten sie ihre Arbeit mit einem sogenannten Gebläse-Atemschutz. Der schützt sie davor, die immer noch kontaminierte Luft in dem abgeschotteten hinteren Bereich einzuatmen. Am Mittag schlossen die Brandermittler ihre Tatortaufnahme ab. Ob das Feuer durch Fahrlässigkeit oder Vorsatz verursacht wurde, sei noch unklar, sagt Rickel. Dennoch hofft die Kripo nun auf sachdienliche Hinweise: Wer also vor dem Geschäft und im Geschäft rund um den Ausbruchszeitpunkt (17.30 bis 17.40 Uhr) Verdächtiges gesehen hat – dazu gehören laut Rickel natürlich auch flüchtende Personen, der wendet sich bitte an die Kripo unter Tel. 0521 5450. Bielefelder Feuerwehr hat 6 bis 7 Stunden lang zu kämpfen Die Feuerwehr musste bis zum späten Mittwochabend gegen die Flammen im Jahnplatz-Forum kämpfen. Laut Einsatzleiter Thomas Gehle konnte der Jahnplatz kurz nach 23 Uhr wieder freigegeben werden. Die rund 85 eingesetzten Brandbekämpfer konnten erst etwa sechs Stunden nach dem Brandausbruch den Jahnplatz wieder verlassen – zwischen 23.15 und 23.45 Uhr. Zu zeitaufwendig hatten sich die Löscharbeiten herausgestellt: "Wir mussten immer wieder die Brandstelle überprüfen und dabei versteckte, noch glühende oder aufflammende Glutnester löschen." Eine zurückgelassene Brandwache hatte sogar noch bis 1.30 Uhr zu tun. Bielefelder Sportscheck möglicherweise mit großem Schaden Die gute Nachricht: Weil der Rauch aus dem Laden sehr flott über die Ausgänge nach oben abzog, haben die eigentliche Passage und die benachbarten Geschäfte nur leichte Schäden. Die Passage wie auch die Läden konnte alle am Donnerstag wieder ihren Betrieb aufnehmen. Nur für Tedi dürfte es eine längere Zwangspause geben und oben drüber für das dreigeschossige Sportscheck-Geschäft, das direkt über dem Tedi-Geschäft liegt. "Aus noch nicht geklärten Gründen zog der Rauch von unten massiv in das Sportscheck-Geschäft." Die Filiale für Sportausrüstung war deshalb auch am Donnerstag "wegen einer Betriebsstörung" geschlossen. Die Feuerwehr vermutete, dass sämtliche Waren durch Rauch und Ruß unbrauchbar geworden sind. Die Behörden halten sich in Sachen Brandschaden noch zurück. Dass aber mindestens ein Millionenschaden entstanden ist, das sei anzunehmen.

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