Diese Bielefelderin strickt 1.000 Mützen für den guten Zweck

Bielefeld. Tausend selbstgestrickte Wollmützen für den guten Zweck – bietet jemand mehr in dieser Stadt? &bdquo;Und jede eine Unikat“, sagt Maren Sach-Kröger, die Könnerin an den Nadeln. So kolossal das Ergebnis ihrer konsequenten Handarbeit, &bdquo;vom Faden habe ich schon eine Kerbe im rechten Zeigefinger“, so kurios auch der Ursprung ihres karitativen Tuns. Denn alles begann vor sieben Jahren mit einem Traum: &bdquo;Ich träumte, dass ich allen Teilnehmern unserer Studienfahrt nach Schweden eine Mütze stricken würde, weil es dort im April bestimmt noch recht kühl ist“, erzählte die pensionierte Lehrerin. Als sie am nächsten Morgen in ihrem Haus in Theesen erwachte, machte sie sich an die Arbeit und strickte 16 Mützen für ihre Kommilitonen im Master-Studiengang der Fakultät für Biologie der Uni Bielefeld. Nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes habe sie sich kurzerhand entschlossen, einfach ein drittes Studium anzufangen: Nach Textildesign und Kunsterziehung, die Basis ihres Berufs an der Gellershagenschule, wo sie 25 Jahre unterrichtete, widmete sie sich im Programm des Studierens ab 50 dem einstigen Wunschfach. Dass sie im Rahmen der Weiterbildung ebenfalls 100 Kilometer nördlich von Stockholm landete, habe sie den Dozenten der Fakultät zu verdanken, die sie damals einfach in den Masterkurs bugsierten, auch für wissbegierige Senioren eigentlich ein Tabu. Doch statt die Masterarbeit zu schreiben, &bdquo;wozu auch?“, strickte sie einfach weiter, und wollte die nächste Mützen-Kollektion in der Uni für den guten Zweck verkaufen. Dies Ansinnen kollidierte allerdings mit dem akademischen Betrieb, weil sich in dessen Buchhaltung kein passender Posten für das Projekt fand. Auf der anderen Seite erschien Sach-Kröger die verlangte Standgebühr von 125 Euro am Tag doch etwas zu hoch. Dafür habe dann eine Freundin sofort Rat gewusst, die noch am Morgen bei Radio Bielefeld von den &bdquo;Mützen, die nützen“ gehört hatte. &bdquo;Die Wolle bekomme ich geschenkt – von überall her“ Die Vielstrickerin rief beim Sender an und wurde gebeten, die Mützen vorbeizubringen. Das sei etwas kompliziert, weil sie die liefern müsse, lautete ihre Antwort. Pause. Wie viele sie denn habe, fragte die freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung – wie viele der Sender den wolle, entgegnete Sach-Kröger. Wieder eine Pause. 100 oder 200 oder 300? Als das Staunen erneut Sprachlosigkeit hervorrief, macht die noch ungekrönte Königin im Mützen-Schnellstricken den finalen Vorschlag: 400 Mützen für die Spendenaktion auf dem Weihnachtsmarkt am Süsterplatz – dann würden ihr noch ein paar Mützen bleiben. Die Radiomacher willigten sofort ein und schickten Weihnachtsmann Dirk Sluyter vorbei, die vielen Säcke abzuholen. Aus dem Lieferservice habe sich eine echte Freundschaft entwickelt, erzählt die 78-jährige Großmutter von drei Enkeln. Da der kleine Weihnachtsmarkt in den vergangenen beiden Jahren coronabedingt ausfiel, beträgt die Ladung diesmal stattliche 10 Säcke mit 1.000 Mützen bei einem Gesamtgewicht von spektakulären 50 Kilo. &bdquo;Die Wolle bekomme ich geschenkt, und die Spenden kommen von überall her, egal ob neue Knäule oder Reste, aufgeribbelt oder in Topform mit Banderole – ich verstricke alles“, sagt die Meisterin der flotten Maschen, denn die meisten Mützen schaffe sie locker unter vier Stunden, manchmal brauche sie auch nur drei. Dabei fungiere das Stricken durchaus auch als Therapie, denn sie habe schwer &bdquo;Rücken“, vertrage als Schmerzmittel nur Cannabis, reagiere allergisch auf jegliche chemische Alternative. Vor 35 Jahren habe die Prognose der behandelnden Ärzte gelautet, dass sie bald nicht mehr laufen könne. Das Ehepaar konterte die düstere Aussicht mit sonnigen Kreuzfahrten rund um die Welt, um gemeinsam möglichst viel zu erleben. Die letzte habe sie alleine gemacht vor vier Jahren in die Karibik &bdquo;um einmal auszutesten, was noch so geht“. Das sei zwar anstrengend gewesen, aber sie könne noch laufen, wenn auch mit Rollator. Und malen und dichten – und natürlich stricken. Wer also noch Wolle spenden, schenken oder einfach abgeben möchte, melde sich unter bielefeld@nw.de mit dem Stichwort &bdquo;Wolle“. Der Weihnachtsmarkt auf dem Süsterplatz mit "Mützen, die nützen und Socken, die rocken", beginnt am Donnerstag, 08. Dezember und endet am Samstag, 10. Dezember.

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