Einsatzrekorde 2022: So viele Brände wie noch nie in Bielefeld

Bielefeld. Nach einer vorübergehenden Beruhigung unter anderem auch durch die Corona-Pandemie sind die Einsatzzahlen der Feuerwehr Bielefeld im ablaufenden Jahr nahezu in die Höhe geschossen. Sowohl bei den Brandeinsätzen als auch im Rettungsdienst registrierte die Stadt mehr Einsätze denn je. Das ist laut Feuerwehrchef Hans-Dieter Mühlenweg schon jetzt per Hochrechnung deutlich. Ein Plus von 12 Prozent bei Rettungseinsätzen sorgt für besonders große Probleme. Das mit Abstand größte Feuer hatten Bielefelder Feuerwehrleute am 20. Juli zu löschen. Damals war bekanntlich der Dachstuhl des &bdquo;Golden Tulip“-Hotels am Waldhof in Flammen aufgegangen. Laut Mühlenweg hatte die enorme Hitze an diesem Sommertag die Brandausbreitung enorm beschleunigt. Insgesamt 160 Feuerwehrleute kämpften unter den belastendsten Bedingungen an diesem Tag gegen Flammen und Hitze. Verletzt wurde zum Glück hier niemand. Der Schaden ging in die Millionen. Erst seit wenigen Tagen steht jetzt am Brandort ein Kran, der den lange erhofften Abriss des zerstörten Dachstuhls ermöglichen soll. Die Sperrung der Straße vor Rockcafé und indischem Restaurant dauert bis 28. Februar an. Drei Brandtote in Bielefeld und ein starker Anstieg bei den Brandeinsätzen Leider waren gleich zu Beginn des Jahres 2022 drei tödliche Brandereignisse in der Stadt zu beklagen. Wie die Polizei mitgeteilt hatte, überlebte ein 42-jähriger Mieter einer Wohnung am Sanddornweg die Folgen der Flammen am 25. Februar in seiner Wohnung nicht. Er konnte zwar von einem mutigen Nachbarn mit lebensgefährlichen Verletzungen aus der Wohnung im sechsten Stock gerettet werden, doch erlag der Bielefelder Tage später an seinen schweren Verletzungen in einer Spezialklinik für Brandverletzte in Bochum. Das Feuer war durch fahrlässige Brandstiftung in der Wohnung entstanden, berichtete später die Kripo. Am 18. Januar war bereits ein 82-jähriger Mann in seiner Wohnung an der Straße Uhlenflucht in Sennestadt Opfer eines Wohnungsbrandes geworden. Neun Tage später starb eine 62-jährige Mieterin nach einem Feuer in ihrer Wohnung an der Arndtstraße im Krankenhaus. In diesen Fällen hatte die Kripo jeweils einen technischen Defekt als Brandursache identifiziert. Mit hochgerechnet 1.697 Feuern in der Stadt hatten die Brandbekämpfer in Bielefeld so viel zu tun wie noch nie zuvor. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr lag bei 19 Prozent. In den beiden Corona-Jahren zuvor lag die Summe der Brandeinsätze noch unter 1.500. Bis dahin lag die höchste Summe an Brandeinsätzen von 2019 bei 1.576. 2015 waren es lediglich 1.252. Viele Brandstiftungen und Kleinstbrände belasten die Bielefelder Feuerwehren Nach Angaben des Feuerwehrchefs habe der Anstieg zum Einen mit den immer effektiveren privaten Rauchmeldern zu tun. 35 Prozent der Einsätze durch Rauchmelder hätten sich als reale Brände herausgestellt. Zum Anderen habe es tatsächlich in diesem Jahr viele Kleinstbrände gegeben. Mühlenweg erinnert an zwei lange Brandstifterserien. Im Frühjahr brannten mehrere Fahrzeuge von Bielefelder Autohäusern, in Sieker brannten zahlreiche Müllcontainer und Verschläge. Am 1. April verenden sogar sieben Schafe in einem brennenden Stall. Trotz dieser Serien sei es aber dennoch nicht zu erklärbar, warum die Zahl der Brandeinsätze in Bielefeld so stark angestiegen sei, so Mühlenweg. Zum Glück, so der Amtsleiter, habe sich die Lage an beiden Fronten inzwischen beruhigt. Bielefelder Retter am Limit - so viele Einsätze wie noch nie Höchst problematisch sieht es inzwischen im Rettungswesen aus. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Rettungs- und Krankentransportfahrten um gut 12 Prozent. Noch nie zuvor absolvierten die Rettungsdienstmitarbeiter mehr als 60.000 Einsätze in einem Jahr. 2022 wird dies das erste Mal erreicht sein. Dabei hatte die Stadt gerade erst mit den Krankenkassen den neuen Rettungsdienstbedarfsplan durchgeboxt und Personal sowie Rettungswagen deutlich aufstocken dürfen. Die Zahl der Rettungswachen wurde von 8 auf 12 um 50 Prozent vergrößert. Zuletzt kamen provisorische Rettungswachen in Dornberg (Twellbachtal) und in Jöllenbeck (Heidsieker Heide) dazu. Die geplanten endgültigen Rettungswagenstandorte an der Jöllenbecker Straße und am Twellbachtal werden ab 2023 gebaut. So soll die Zahl der Rettungswagen bis 2024 von 10 auf 20 sogar verdoppelt werden. Neue Versorgungslücke im Bielefelder Rettungsplan &bdquo;Weil die Grundlage für diese Aufstockungsplanung aber das Jahr 2018 war, ist jetzt schon klar“, so der Feuerwehrchef, &bdquo;dass wir vermutlich noch zwei zusätzliche Rettungswagen benötigen.“ 2018 lag die Zahl der Rettungsdiensteinsätze noch bei gut 51.000. Seitdem ist die die Zahl der Einsätze schon wieder um 19 Prozent gestiegen. Der Anstieg sei nicht allein ein Bielefelder Phänomen. Auch im Umland und anderen Städten sei diese Tendenz zu beobachten. Mühlenweg bemängelt, dass die Bürgerinnen und Bürger immer weniger den gesunden Menschenverstand einsetzten. Wer drei Tage lang Bauchschmerzen hat, muss zum Arzt, benötigt aber keinen Notfalltransport. Und auch wenn sich ein Kind erbreche, sei das nicht sofort ein Fall fürs Krankenhaus. Die Folge: Die Aufnahmestationen seien hoffnungslos überlastet, die Rettungswagen stünden vor den Kliniken Schlange und das Rettungspersonal sei noch länger im Einsatz gebunden. Die Stadt Bielefeld sucht dringend neues Personal Deshalb sucht die Stadt dringend zusätzliches Rettungs- und Brandschutzpersonal. Weil der Markt aber leer gefegt sei, müsse die Stadt kräftig ausbilden. Derzeit stünden 60 junge Leute in der dreijährigen Ausbildung zum Notfallsanitäter. Weitere 40 werden derzeit zum Feuerwehrmann ausgebildet.

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