Das sind Bielefelds Notfallpläne für den Blackout

Bielefeld Die Möglichkeit, dass es passiert, ist äußerst gering. &bdquo;Nahezu unwahrscheinlich“, sagt Nils Neusel-Lange, Geschäftsbereichsleiter Netze bei den Stadtwerken Bielefeld. Aber auch beim kommunalen Versorger, der Stadtverwaltung und der Feuerwehr gibt es Pläne dafür, wenn der Strom ausfällt oder nicht mehr genügend Gas zur Verfügung steht. Für den Fall eines längeren Stromausfalls, eines Blackout, werden noch in diesem Winter 18 Anlaufpunkte eingerichtet, verteilt über die Feuerwehrgerätehäuser im gesamten Stadtgebiet. Im kommenden Winter sollen dann 25 einsatzbereit sein. Zu wenig Gas Bielefeld wird in diesem Winter mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von einer sogenannten Gasmangellage betroffen sein. Darin sind sich Stadtwerke, Stadt und Behörden einig. Sollte es doch soweit kommen, übernimmt die Bundesnetzagentur die Verteilung. Private Haushalte und systemrelevante Einrichtungen wie Krankenhäuser müssen nicht damit rechnen, dass ihnen der Gashahn zugedreht wird. &bdquo;Nicht geschützte Kunden“ schon. Das sind große Industrieverbraucher. Nur zehn Prozent der Abnehmer würden in Bielefeld unter diese Kategorie fallen, sagt Neusel-Lange. Mit 2500 Industriekunden in der Stadt stehen die Stadtwerke in Kontakt. Sie müssten teilweise mit gezielten Eingriffen in ihren Verbrauch rechnen. Geplanter Stromausfall Ein neuer Begriff, an den sich die Bielefelderinnen und Bielefelder gewöhnen müssen, ist der Brownout. So nennt man einen geplanten Stromausfall in einzelnen Stadtteilen oder in einer Region, wenn nicht genügend Energie zur Verfügung steht, es zu Engpässen im (bundesweiten) Netz kommt. Der Brownout sei tendenziell wahrscheinlicher als in der Vergangenheit, sagt Neusel-Lange. Aber &bdquo;eigentlich nicht erwartbar“. Tritt der Brownout dennoch ein, könnten beispielsweise in Schildesche für 90 Minuten die Lichter ausgehen, anschließend der Strom in einem anderen Stadtbezirk vorübergehend abgeschaltet werden. Nicht verwechselt werden darf der Brownout mit einem kurzfristigen Stromausfall, wenn etwa bei Baggerarbeiten ein Kabel getroffen wird. Blackout Beim Blackout geht gar nichts mehr. Der Strom fällt flächendeckend und über einen längeren Zeitraum aus. Das kann eintreten, wenn das Gesamtnetz überlastet ist. Was sich viele nicht klarmachen: Von einem Blackout wäre auch die Wasserversorgung betroffen, wenn er länger als drei Tage anhalten sollte. Solange kann in Bielefeld die Wasserversorgung mit Notstrom aufrecht erhalten werden. Ähnliches gilt auch für die Kanalisation. Auch deren Pumpwerke arbeiten mit Strom. Was die Menschen sofort spüren: Supermärkte und Geschäfte bleiben geschlossen, die Restaurants sind zu, Bankautomaten funktionieren nicht mehr, Kartenzahlung ist auch nicht mehr möglich, zu Hause bleibt der Herd kalt, Handys können nicht mehr aufgeladen werden, der Kühlschrank fällt aus, die Heizung bleibt kalt, das Licht geht nicht mehr, elektrische Geräte kann man auch nicht mehr anschließen, an der Tankstelle gibt es kein Benzin mehr. Besonders prekär kann die Lage für Menschen werden, die daheim auf Beatmungsgeräte angewiesen sind. Diese Geräte verfügen im Notfall über Batterien, doch die halten nicht tagelang. Der Rettungsdienst wird Probleme haben, alle Betroffenen rechtzeitig in ein Krankenhaus zu bringen. Betroffene müssten selbst für eine Notstromversorgung sorgen, rät die Feuerwehr. Anlaufstellen Für den Fall eines flächendeckenden oder teilweisen Stromausfalls sowie beim Ausfall von Telefon, Internet oder Notruf werden zur Unterstützung der Bevölkerung Notfall-Anlaufstellen im gesamten Stadtgebiet eingerichtet. Geplant ist, in einer ersten Phase bis Ende 2022/Anfang 2023 zunächst 18 Standorte – das sind die Wachen der Berufsfeuerwehr und Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr – so auszustatten, dass sie Hilfestellung leisten können. In einer zweiten Phase wird bis zum Winter 2023/2024 die Zahl auf 25 Standorte erhöht. Die Anlaufstellen sollen mit Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr besetzt werden. An einigen, aber nicht an allen Anlaufstellen werden auch Rettungswagen stationiert. Die Anlaufstellen sollen während einer Krisenlage ständig besetzt sein, beleuchtet und beheizt werden. Dort können Notrufe entgegengengenommen und kann Erste Hilfe geleistet werden. Von dort wird auch eine Kommunikation mit der Leitstelle der Feuerwehr und zur Polizei möglich sein. Keine Wärmehallen Wärmehallen, also Orte, an denen im Fall eines Blackout oder bei fehlendem Gas, geheizt wird und wo man sich aufwärmen kann, wird es in Bielefeld nicht geben. Dies habe vor allem organisatorische Gründe, sagt Carsten Kroll, stellvertretender Feuerwehr-Chef. Regeln, wer Zugang zu solchen Einrichtungen bekommen solle, ließen sich kaum einhalten. Energie sparen Bielefelds Planungsdezernent Gregor Moss ist auch für die Feuerwehr zuständig und in dieser Funktion Chef des städtischen Krisenstabs. Er richtet den Appell an die Bielefelder, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Das sei die beste Versicherung, dass es nicht zu den beschriebenen Krisenszenarien komme. Würden auch private Verbraucher mindestens 17 Prozent Gas und auch Strom einsparen, käme man gut durch den Winter. Selbst vorsorgen Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt einen Notvorrat für 10 Tage anzulegen. Neben Lebensmitteln ist auch ein Vorrat an Wasser wichtig. Nudeln, Reis, Kartoffeln und andere Lebensmittel müssen gekocht werden. Im Falle eines Stromausfalls können ein Gaskocher oder selbst ein Fondue-Set gute Dienste leisten. &bdquo;Achten Sie darauf, dass Sie wichtige Medikamente vorrätig haben“, rät Feuerwehr-Chef Hans-Dieter Mühlenweg. Ganz wichtig auch: ein batteriebetriebenes Radio, Ersatzbatterien, Taschenlampen, Kerzen, Streichhölzer und Feuerzeuge. Eine komplette Checkliste gibt es im Netz: www.bbk.bund.de

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